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Es geht um Heimat

In der Westlausitz, dem Stolpener Land und der Sächsischen Schweiz ist die Errichtung von Windkraftanlagen ein umstrittenes Thema. Foto: Matthias Stark
In der Westlausitz, dem Stolpener Land und der Sächsischen Schweiz ist die Errichtung von Windkraftanlagen ein umstrittenes Thema. Foto: Matthias Stark

Die Bürgerinitiative 'Wir für Natur' äußert Bedenken gegen den Ausbau von Windenergieanlagen und fordert eine Berücksichtigung der Bürgermeinung.

Die Bürgerinitiative „Wir für Natur“ nimmt sich der Sorgen vieler Menschen der Region an, die sich beim Thema Ausbau der Windenergie nicht gehört fühlen. In Ihrem Offenen Brief an die Bürgermeister der Region heißt es: „Wir schreiben nicht als Gegner von erneuerbaren Energien. Im Gegenteil, wir stehen für sinnvollen Umgang mit Energie und Ressourcen. Es geht nicht um eine technische Frage – es geht um die Zukunft unserer Heimat. Um den Schutz unserer Landschaft, um die Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen und um die Verantwortung gegenüber kommenden Generationen.“

Die Bürgerinitiative möchte mit ihren Argumenten auf Probleme aufmerksam machten, die in der Diskussion um die erneuerbaren Energien und speziell um die Windkraftanlagen oftmals nicht angesprochen werden. Sie schreibt:

„Die bestehenden kleinen Windräder unserer Umgebung werden gern als Argument genutzt: Da stehen ja schon welche. Doch die jetzt geplanten Anlagen sind kein Vergleich. Mit bis zu 285 Metern Höhe würden sie fast dreimal so groß sein wie die bestehenden – ein massiver Eingriff in die Landschaft. Damit gehören sie zu den höchsten Bauwerken Deutschlands. Sie wären Tag und Nacht sichtbar, würden die natürliche Silhouetten unserer Landschaft und des Neustädter Umlands zerstören und unsere Heimat in eine Industriezone verwandeln.“

Weiter heißt es im Offenen Brief: „Die Investoren solcher Projekte verweisen gern auf mögliche Einnahmen für die Stadt. Eine leere Stadtkasse birgt eine besondere Motivation über entstehende Risiken hinwegzusehen und der Einnahmequelle zuzustimmen. Doch die Einnahmen sind vergleichsweise gering – und sie werden teuer erkauft. Der überwiegende Teil der Gewinne fließt an die externen Windindustrieinvestoren. Einnahmen, welche die Stadt Neustadt in Sachsen erhält, lassen sich die Investoren zusätzlich zu ihren Gewinnen vom Netzbetreiber erstatten. Dieser legt die Gelder auf den Strompreis um. Die Bürger zahlen also die scheinbaren Einnahmen der Stadt direkt aus ihrer eigenen Tasche!“

Ungelöste Probleme in der Zukunft

Besonderes Augenmerk und damit einen Finger in die Wunde legt die Bürgerinitiative auf das Problem beim Rückbau von Windenergieanlagen. Dazu schreibt sie:„Windräder haben eine Nutzungsdauer von 20 bis 25 Jahren. Danach bleiben häufig Ruinflächen mit massiven Betonfundamenten und unbrauchbarer Technik. Für die Entsorgung der Rotorblätter aus Verbundkunststoffen gibt es bis heute keine nachhaltige Lösung. Darum sind verbindliche und realistische sowie inflationsbereinigte Bürgschaften für Rückbau und Bodensanierung sowie transparente Entsorgungsnachweise bereits im Genehmigungsverfahren zu beauflagen.“

Mit Blick auf die Natur geht es der Bürgerinitiative um deren Erhalt, wenn sie ihre Sorge artikuliert: „Die Nähe geplanter Windindustrieanlagen zu Waldflächen birgt erhebliche Risiken: Brandgefahr, Gefährdung von Tierarten und die Zerstörung des Landschaftsbildes. Unsere Region lebt nicht zuletzt durch ihre direkte Nähe zum Nationalpark Sächsische Schweiz und dem Lausitzer Bergland von Natur, Tourismus und Erholung – wer hier Windindustrieanlagen errichtet, zerstört die Grundlage der entsprechenden Wirtschaftszweige und das Lebensumfeld der Menschen der Region.“

Letztlich ist es auch eine Frage gelebter Demokratie, wenn die Menschen in der Region mehrheitlich die Errichtung von Windenergieanlagen ablehnen. Dazu heißt es im Offenen Brief: „Die Menschen unserer Region haben gesprochen: Beim Bürgerentscheid in Hohnstein (2024) lehnten knapp 80 % der Abstimmenden die Ausweisung von Windvorrangflächen ab. Auch die Bürgerbefragung in Dürrröhrsdorf-Dittersbach zeigte eine deutliche Mehrheit gegen neue Windstandorte. Im Stolpener Land und weiteren Nachbarkommunen bekräftigten Stadträte und Ortschaftsräte dieselbe Position.“

Abschließend wird festgestellt: „Wir wünschen uns eine technologieoffene Betrachtung unserer Energieversorgung – vor allem unter Berücksichtigung der Interessen der in unserer Heimat lebenden Menschen und der Erhaltung unserer wertvollen Natur.“

Interessant wird sein, wie die Verantwortlichen mit diesem Brief und dem dringenden Anliegen der Bürgerschaft umgehen werden. Denn letztlich sollte in einem demokratischen Gemeinwesen der mehrheitliche Bürgerwille die ausschlaggebende Rolle spielen.

METIS