Das Lager der Landesreserve Hochwasserschutz versteckt sich in einer unscheinbaren grauen Halle. Die 3,7 Millionen Sandsäcke dort, je 20 000 Quadratmeter Vlies und Folie sowie mehr als 200 mobilen Hochwassersperren sollen im Ernstfall Leben retten und Hab und Gut schützen. «Denn ohne Sandsäcke geht nichts», sagte Flussmeister Andreas Müller. Neben Chemnitz hält der Freistaat Sachsen drei weitere Zentrallager mit insgesamt elf Millionen Sandsäcken vor - eine unmittelbare Konsequenz aus der Jahrhundertflut von August 2002, betonte Martin Socher, Referatsleiter Hochwasserschutz im Umweltministerium, bei einer Besichtigung am Mittwoch.
Die Flut von 2002 gilt als die schlimmste Naturkatastrophe, die Sachsen je erlebt hat. Dass das Wasser wieder so hoch steigt, sei nicht auszuschließen. Auch könne man nicht alle gefährdeten Orte einmauern, sagte Umweltminister Thomas Schmidt (CDU). «Aber heute hätten wir längst nicht mehr diese Auswirkungen wie 2002 mit sechs Milliarden Euro Schäden.»
Seither hat Sachsen laut Ministeriumsangaben rund 2,6 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz und die Beseitigung von Hochwasserschäden investiert. «Bis 2023 sind weitere 630 Millionen Euro geplant und auch das ist wahrscheinlich noch nicht das Ende der Fahnenstange», sagte Schmidt. 47 Hochwasserschutzkonzepte für ganz Sachsen sowie 360 vordringliche Komplexmaßnahmen seien erarbeitet worden, von denen bislang etwa die Hälfte realisiert sei.
Die Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen reichen von Hochwasserschutzmauern über Rückhaltebecken bis hin zu einem verbesserten Mess- und Meldesystem. «An der Elbe haben wir inzwischen Vorwarnzeiten von bis zu 60 Stunden», so Schmidt.
Zudem wurden Deiche zurückverlegt, um Flächen zu schaffen, die im Falle eines Hochwassers überschwemmt werden und Druck von den Dämmen nehmen. «Dort wo es geht, versuchen wir den Gewässern wieder Raum zu geben», erläuterte Gerd Zobel von der Landestalsperrenverwaltung am Beispiel Zwickau. In der westsächsischen Stadt wird ein saniertes Wismut-Gelände zu knapp 70 Hektar Überschwemmungsfläche umfunktioniert. Im Hochwasserfall könne das den Pegelstand um 40 bis 75 Zentimeter senken.
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