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Lok Leipzig gewinnt Hochsicherheitsderby gegen Chemie

Ein hermetisch abgeriegeltes Stadion, mehrere Polizei-Hundertschaften im Großeinsatz: Das Hochsicherheitsderby im Viertelfinale des sächsischen Fußball-Landespokals zwischen der BSG Chemie und dem 1. FC Lokomotive Leipzig ist ohne die befürchteten Krawalle über die Bühne gegangen - mit Regionalligist Lok als glücklichem Sieger. Der Japaner Hiromu Watahiki sicherte am Sonntag mit seinem Tor in der 116. Minute dem Favoriten den Einzug ins Halbfinale. Obwohl Lok nach einer Roten Karte gegen Steffen Fritzsch (grobes Foul) vor 4999 Zuschauern im ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark ab der 60. Minute gegen den Oberligisten in Unterzahl spielte.

Unabhängig vom Spielausgang sorgten sich nicht nur die Vereine um die Frage: Bleibt es ruhig? «Es ist bisher ruhig geblieben. Es gab keine nennenswerten Vorfälle und deshalb auch keine Festnahmen», sagte Polizeisprecher Andreas Loepki. Um 18.15 Uhr beendete die Polizei ihren Einsatz. «Die Fans haben sich super verhalten, Respekt», sagte Chemie-Coach Dietmar Demuth nach dem Abpfiff dem MDR. «Es war eine einmalige Atmosphäre, die ich so noch nicht erlebt habe. Wir sind überglücklich», meinte Lok-Spieler Robert Zickert. Ob das auch für den Weg aus dem Stadion galt, war abzuwarten.

Das Duell zwischen dem Viert- und Fünftligisten war aufgrund der seit Jahrzehnte langen erbitterten Feindschaft zwischen den Fan-Lagern zum Hochsicherheitsspiel erklärt worden. Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften sowie Hubschrauber und einer Pferdestaffel im Einsatz. Auch zwei Wasserwerfer und ein Räumpanzer wurden vor Ort positioniert. Bis zum Abpfiff ging das ausgearbeitete Sicherheitskonzept auf.

Dafür sorgten die Fans im Stadion für verbale Entgleisungen, zelebrierten offen nicht nur ihren Hass aufeinander. Teils extremistische und rassistische Schmähgesänge hallten durchs Rund. Zudem fielen Banner negativ aus. Auf einem Lok-Plakat war eine Figur mit der Aufschrift «NS» abgebildet, die auf eine am Boden liegende Figur mit einem Stern auf der Brust eintritt. Lok hatte viele Jahre zahlreiche Fans aus der rechten Szene und hat mit diesem Erbe immer noch zu kämpfen. In Anspielung darauf stand auf einem Spruchband der Chemiker: «Ohne Verfassungsschutz seid ihr nur zu Zehnt». In Leutzsch ist die Szene eher links.

Bereits im Vorfeld hatten sich die Fanlager gegenseitig provoziert. Geschmackloser Höhepunkt waren 30 an Brücken aufgehangene Strohpuppen - in grünen Maleranzügen. Grün-Weiß sind die Vereinsfarben von Chemie.

Das mit beiden Vereinen und der Stadt im Vorfeld ausgearbeitete Sicherheitskonzept wurde konsequent umgesetzt. Der Alfred-Kunze-Sportpark wurde fast hermetisch abgeriegelt, es gab weiträumige Straßensperren. Nur Zuschauer mit Ticket durften in diese Sicherheitszone. Alle ohne Ticket in der Sicherheitszone hätten mit einer vorübergehenden Festnahme rechnen müssen. Wegen der Sperrungen kam es zu vielen Staus.

Die Polizei trennte beide Fanlager bei An- und Abreise strikt. Sieben Shuttle-Busse brachten rund 800 Lok-Fans in Begleitung mehrerer Einsatzwagen ins Stadion. Dafür wurde kurzzeitig die B2 gesperrt. Vor Ort wurden die Lok-Fans dann in kleineren Gruppen durch eine Kontrollschleuse und die Eisenbahnunterführung ins Stadion geleitet. Dennoch zelebrierten teils vermummte und in schwarz gekleidete Lok-Anhänger mit martialischen Schlachtrufen ihren Stadioneinmarsch. Ausschreitungen blieben aber aus.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Jan Woitas

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