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Leipzig diskutiert über die Zukunft der Innenstadt

Das Haus Galeria Kaufhof. / Foto: Julian Rettig/dpa/Archivbild
Das Haus Galeria Kaufhof. / Foto: Julian Rettig/dpa/Archivbild

Nach dem angekündigten Aus von Galeria Kaufhof in Leipzig wird in der Stadt über neue Innenstadt-Konzepte diskutiert. Es sei davon auszugehen, dass Handelsflächen nicht immer durch Handel ersetzt werden, sagte Leipzigs Citymanager Robin Spanke am Dienstag der dpa. «Ich denke, dass in Zukunft das Thema Arbeiten und Wohnen weiter an Bedeutung gewinnen wird.» Die Innenstadt müsse noch breiter aufgestellt werden, sagte Spanke.

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hatte am Montag angekündigt, die Filiale in Leipzig sowie bundesweit 51 weitere Häuser zu schließen. Für die Standorte bestehe «keine positive Fortführungsperspektive», hieß es. In Leipzig soll Ende Juni Schluss sein. Dort war vor einigen Jahren bereits das benachbarte Karstadt-Kaufhaus an der Petersstraße geschlossen worden.

Mit Blick auf diese Geschichte fordert die Leipziger SPD ein Umdenken. «Die Abhängigkeit unserer Innenstadt von großen Filialisten setzt uns im Grunde den wirtschaftlichen Entscheidungen dieser Unternehmen aus», sagte Andreas Geisler, der die SPD-Fraktion im Wirtschaftsausschuss vertritt. In Leipzig herrsche seit Jahren die gleiche Monotonie wie in anderen Innenstädten, wo überall die gleichen großen Häuser vertreten seien. Die Lösung könne nur darin bestehen, die «Vielfältigkeit und Kleinteiligkeit der Innenstadt zu erhöhen, um unverwechselbar zu werden». Eine Alternative zum «Auslaufmodell Warenhaus» sieht Geisler beispielsweise in Einkaufsstraßen, wo «das Einkaufen tatsächlich ein Erlebnis wird, weil es für alle Sinne etwas gibt und auch lokale Manufakturen Vermarktungschancen haben».

Die IHK Leipzig geht davon aus, dass der «Erlebnisfaktor» künftig einen höheren Stellenwert einnehmen wird. Die Innenstadt werde eine «stärkere Durchmischung» erfahren. Neue Konzepte wie das geplante multifunktionale Geschäftshaus N 30 an der Petersstraße könnten dabei eine Rolle spielen. Wo bis vor ein paar Jahren das Karstadt-Warenhaus angesiedelt war, sollen demnach bald Einzelhandel, Gastronomie mit Erholungsmöglichkeiten, Dienstleistungsangebote und Büroflächen an einem Standort zusammenkommen.

Citymanager Spanke sagte, in Leipzig sei schon in der Vergangenheit viel richtig gemacht worden. So hätten neben Gastronomie und Handel auch Kunst, Kultur und nicht zuletzt die Universität ihren Platz im Zentrum. Nach der Corona-Pandemie habe sich die Kundenfrequenz in der Innenstadt inzwischen wieder auf dem Niveau von 2019 eingependelt. Die IHK verwies auf eine Untersuchung des Immobilienunternehmen Jones Lang LaSalle, wonach der Leerstand in Leipzig Anfang 2023 bei zehn Prozent gelegen habe. «Die Zahl zeigt, dass sich Leipzigs Einzelhandel nach zwei schwachen Vermietungsjahren wieder erholt hat und vor allem durch Anmietungen aus dem Lebensmittelbereich die Leerstandsquote verringert werden konnte.»

Die Gewerkschaft Verdi plant derweil Protestaktionen gegen das angekündigte Aus von Galeria Kaufhof in Leipzig. Unterschriftensammlungen oder eine Menschenkette seien vorstellbar, sagte der Landesbezirksfachbereichsleiter Handel, Torsten Furgol, am Dienstag. «Wir werden um die Filiale kämpfen.»

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