Die sächsischen Grünen ziehen mit bekanntem Personal in die Bundestagswahl. Bei einem Parteitag in Dresden wählten die knapp 100 Delegierten am Samstag die Leipzigerin Monika Lazar auf Platz 1 der Landesliste. Die 49-Jährige erhielt 76,8 Prozent der Stimmen und schnitt damit schlechter ab als bei ihrer Kandidatur 2013 (84,6 Prozent). Lazar sitzt seit 2005 im Bundestag und hatte keine Gegenkandidatin.
Hinter ihr konnte sich der Dresdner Stephan Kühn (37) erneut gegen einen Kontrahenten durchsetzen. Für Kühn, der seit 2009 im Bundestag ist, votierten 80,8 Prozent (2013: 80,5). Der Rest fiel auf Oliver Bittmann (53) aus dem Vogtland. Auf Platz 3 landete die Chemnitzer Studentin Meike Roden (25) mit 84,8 Prozent. 2013 errangen Sachsens Grüne bei der Bundestagswahl 4,9 Prozent und damit zwei Mandate.
Am zweiten Tag des Parteitages hatten zunächst Fraktionschef Volkmar Zschocke und Parteivorsitzende Christin Melcher das Wort ergriffen. Nach den Worten von Zschocke wollen die Grünen im Freistaat ihren Kurs einer «harten, aber konstruktiven Oppositionsarbeit» fortsetzen. Man wolle nicht nur Missstände anprangern, sondern grüne Lösungsvorschläge aufzeigen.
Zschocke warnte davor, sich durch die aufgeheizte, polarisierte Stimmung im Land verrückt machen zu lassen. «Gerade in einer Zeit voller Populismus, alternativer Fakten, Hysterie und Angst braucht es eine politische Kraft, die die kommenden Jahrzehnte positiv gestalten will, und zwar mit Vernunft, mit Mut und vor allem mit Zuversicht», erklärte der Politiker.
Melcher warb für ein offensives Vorgehen. Zu lange hätten die Grünen nur «reaktiv dagegen gehalten»: «Aber nur dagegen zu sein, bewirkt noch keine Veränderung. Nur dagegen zu sein, ist noch keine Antwort auf die Probleme der Menschen. Nur dagegen zu sein, lähmt den gesellschaftlichen Fortschritt.» Gebraucht werde vielmehr ein entschiedenes Eintreten für echten Wandel in der Gesellschaft.
Noch vor der Wahl verabschiedeten die Grünen einstimmig einen Antrag des Landesvorstandes zum Schutz der Bäume und des Waldes. Ohne Gegenstimmen und Enthaltung war bereits am Freitagabend ein Integrationskonzept für Sachsen beschlossen worden. «Integration bedeutet, für Teilhabe und Chancengleichheit zu sorgen und allen Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen», sagte Melcher.
Zu Beginn des Parteitages hatte die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt ihre sächsischen Parteifreunde mit einem Appell gegen Populismus und für eine offene Gesellschaft auf die Bundestagswahl eingestimmt. «Wir stehen an einer Weggabelung», sagte die Vorsitzende der Bundestagsfraktion und verwies auf US-Präsident Donald Trump, die Entwicklung in der Türkei und Differenzen in Europa.
Der 19. Deutsche Bundestag wird am 24. September gewählt.
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