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Debatte um Wölfe in Sachsen: Appell für mehr Herdenschutz

Abgeordnete sitzen bei einer Sitzung des Sächsischen Landtags im Plenum auf ihren Plätzen. / Foto: Kristin Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Abgeordnete sitzen bei einer Sitzung des Sächsischen Landtags im Plenum auf ihren Plätzen. / Foto: Kristin Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Abschuss oder strenger Schutz: Die Meinungen über den richtigen Umgang mit dem Wolf in Sachsen gehen im Landtag weit auseinander. Während sich Vertreter von CDU und AfD am Freitag bei einer Debatte über Wölfe für eine Anpassung ihres Schutzstatus' und eine Regulierung der Bestände aussprachen, forderten Linke und Grüne einen besseren Herdenschutz. SPD-Politiker Volkmar Winkler sah zwar beim Status als streng geschütztes Tier keinen Handlungsbedarf, stimmte aber auch einer Reduzierung der Population zu.

Agrar- und Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) räumte zunächst mit Vorurteilen auf und reihte die Debatte in einen größeren Zusammenhang ein. «Niemand siedelt aktiv irgendwo Wölfe an, das sind Prozesse der Natur.» Da komme es auch zu Konflikten. Der Mensch sei bis heute sehr erfolgreich gewesen, Tiere auszurotten. «Wir stecken in einer ganz fundamentalen Biodiversitätskrise.» Es gebe viele Tiere, die Konflikte verursachen. Und dennoch müsse man etwa mit Biber, Kormoran und Krähe zusammenleben und schauen, wo die realen Probleme sind.

Die Rückkehr des Wolfes sei nicht nur ein Problem, sondern bringe dem Wald auch Vorteile, betonte Günter. Da Wölfe Wild jage, würden die Schäden durch Verbiss junger Pflanzen zurückgehen, der Wald könne sich besser verjüngen. Zudem seien auch die Wildbestände gesünder, weil der Wolf sich schwache und kranke Tiere hole. Günther ging auch auf Ängste vor Wolfsangriffen ein. Der Mensch gehöre nicht zum Beuteschema des Wolfes, seit seiner Rückkehr Ende der 1990er Jahre habe es nullkommanull Angriffe gegeben. Umgekehrt sei das anders.

Günther listete für diesen Zeitraum 161 Totfunde an Wölfen in Sachsen auf. 109 Tiere seien Verkehrsunfällen zum Opfer gefallen, bei 24 habe man eine natürliche Todesursache festgestellt, in 14 Fällen seien die Tiere illegal getötet wurden, der Rest bleibe unklar. «Das Abschießen findet bereits statt», konstatierte Günther ernüchtert. Wenn es zu Problemen komme, könnten Wölfe auch heute schon legal geschossen werden.

Bei der Weidehaltung seien die Probleme mit dem Wolf dagegen klar, sagte der Minister. Man dürfe die Halter von Nutztieren nicht allein lassen. Sachsen unterstützte den Schutz der Herden und den Verlust durch Risse zu 100 Prozent. Für das zu Ende gehende Jahr bilanzierte Günther 208 Übergriffe auf Nutztiere. In nur der Hälfte aller Fälle habe es einen Mindestschutz für die betroffene Herde gegeben.

Auch zuvor hatten Abgeordnete das Für und Wider beleuchtet. Der Wolf sei zwar eine Erfolgsgeschichte des Artenschutzes, man brauche aber nun eine Anpassung, sagte etwa der CDU-Abgeordnete Georg-Ludwig von Breitenbuch. Verzweiflung und Frustration bei den Landwirten seien groß. Es gehe darum, «eine Mitte zu finden».

René Hein (AfD) hielt die Ausbreitung des Wolfes für ein politisches Versagen. Die durch ihn verursachten Schäden hätten ein vertretbares Maß bei weitem überschritten, die Lebensqualität im ländlichen Raum sei eingeschränkt. Auffällige Wölfe können zwar entnommen werden, aber bisher sei das nicht erfolgt. Man brauche die Ausweisung von Kernzonen für den Wolf und einen Bejagungsplan mit Abschusszahlen.

Linken-Politiker Marco Böhme sah hingegen noch viel Platz für den Wolf in Sachsen und ganz Deutschland. Für eine Bejagung fehle die wissenschaftliche Grundlage. Mit vorbildlichem Herdenschutz könne man Übergriffe verhindern. Wo er nicht funktioniere, würden Wölfe erkennen, dass Nutztiere eine leichte Beute sind.

Volkmar Zschocke von den Grünen mahnte eine sachliche Debatte an und warnte vor Schuldzuweisungen. Populismus helfe den Weidetierhaltern nicht weiter. Die Rechnung «weniger Wölfe gleich weniger Schäden» sei falsch. Man könne nicht mit mehr Abschüssen mehr Sicherheit erzielen. Allein der Herdenschutz sei der einzige Weg zur Lösung des Problems.

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