Eine Online-Petition für den Erhalt der ICE/IC-Halte in Riesa haben Initiator Christian Gleiche, Riesas Oberbürgermeister Marco Müller, der Meißner Landrat Ralf Hänsel und weitere Vertreter aus kommunaler Politik und Wirtschaft am Dienstag an Martin Walden, Konzernbeauftragter der Deutschen Bahn für die Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, übergeben. Die Petition wurde von mehr als 7.800 Personen unterzeichnet. Das teilte die Stadtverwaltung am Freitag mit.
Landrat Hänsel überreichte an den DB-Beauftragten außerdem eine Resolution, die der Kreistag Meißen einstimmig beschlossen hatte. Darin fordern die Kreisräte, ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger, die die Onlinepetition unterzeichneten, die Deutsche Bahn AG auf, diese Maßnahme zurückzunehmen und die ICE-/IC-Halte wieder in den Fahrplan aufzunehmen. Unter anderem heißt es: „Die Große Kreisstadt Riesa muss als uneingeschränkt wichtiger Industriestandort und Verkehrsknotenpunkt für die Fernverkehrsstrecken zwischen Dresden und Frankfurt und Chemnitz und Berlin gestärkt werden. Die Maßnahme gefährdet nicht nur die Unternehmen im Landkreis Meißen, sondern auch die medizinische Krankenhausversorgung sowie den Standort Riesa der Dualen Hochschule Sachsen.“
Seit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 fahren zehn der 15 ICE-Züge, die Riesa täglich passieren, einfach durch. Nur zwei ICE in Richtung Leipzig in den Morgenstunden und drei ICE in Richtung Dresden am Abend stoppen noch in der Elbestadt.
Während eines intensiven Meinungsaustauschs im Riesaer Rathaus verwiesen die Bahn-Vertreter erneut auf die Kosten des Fernverkehrs und die zu verlängernde Zugwende in Dresden, denen die zehn ICE-Halte zum Opfer fallen. Außerdem sei Riesa mit 17 Halten des Intercity (IC) sowie sechs Eurocity-Stopps der Züge von und nach Polen bzw. Tschechien weiterhin gut ans Fernverkehrsnetz angebunden.
Landrat Ralf Hänsel und Riesas Oberbürgermeister Marco Müller legten ihre Befürchtungen dar, dass die Reduzierung des Angebots für die gesamte regionale Wirtschaft negative Auswirkungen haben wird. „Wir konnten zum Beispiel viele Ärzte aus den Großstädten für das Elblandklinikum gewinnen, weil wir auch mit dem Argument des ICE-Halts gepunktet haben“, so Hänsel. Er befürchte für das größte Schwerpunktkrankenhaus zwischen Dresden und Leipzig deshalb langfristig Probleme, weiterhin sehr gute Mediziner zu rekrutieren.
Oberbürgermeister Müller empfindet die Entscheidung „als klare Absage an den ländlichen Raum. Und für die Begründungen der Deutschen Bahn fehlt mir der Glaube. Die Zugwende in Dresden oder ein besserer Anschluss zwischen Dresden, Erfurt und München hängen nicht vom Halt in Riesa ab.“ Einigkeit bestand trotz aller Kontroversen darin, dass die Bundespolitik mit einer unzureichenden Bahn-Finanzierung generell ihren Versorgungsauftrag für die Bevölkerung nur ungenügend erfüllt.
Die Resolution des Kreistags Meißen wird auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, der Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG Evelyn Palla, dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und Sachsen Infrastrukturministerin Regina Kraushaar übermittelt. Außerdem hat der Riesaer Stadtrat in seiner Sitzung am 17. Dezember einmütig eine Resolution verabschiedet, die inhaltlich die gleichen Forderungen enthält und an denselben Adressatenkreis gerichtet ist.