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Infineon in Dresden erhält ein neues Regen-Versickerungsbecken

Auf der Freifläche wird das neue Regen-Versickerungsbecken gebaut. Direkt vor dem Wald sind die zwei Teiche des alten Beckens, das nach 30 Jahren nicht mehr funktioniert. Im Hintergrund ist gut zu sehen, wie weit der Neubau der Smart Power Fab von Infineon schon gekommen ist. Foto: Peter Hilbert
Auf der Freifläche wird das neue Regen-Versickerungsbecken gebaut. Direkt vor dem Wald sind die zwei Teiche des alten Beckens, das nach 30 Jahren nicht mehr funktioniert. Im Hintergrund ist gut zu sehen, wie weit der Neubau der Smart Power Fab von Infineon schon gekommen ist. Foto: Peter Hilbert

Im Sommer eröffnet Deutschlands größter Halbleiterhersteller sein viertes Dresdner Werk. Was die Stadtentwässerung unternimmt, damit das dortige Regenwasser wieder direkt in den Boden kommt.

René Seifert und Torsten Seiler stehen auf der Freifläche in der Heide, hinter der das neue Infineon-Werk Smart Power Fab emporragt. Der Polier des Bauunternehmens BISTRA Bau erläutert dem Investitionschef der Stadtentwässerung Dresden, wie weit die ersten Arbeiten auf dem Gelände des künftigen Regen-Versickerungsbecken an der Königsbrücker Straße gekommen sind. Am 10. November waren die Bauleute angerückt. Zuvor waren die Bäume auf dem rund 9.000 Quadratmeter großen Gelände gefällt worden. Derzeit sind Seiferts fünf Baumaschinisten mit ihren Baggern dabei, die Wurzeln zu roden, damit der Untergrund für den Beckenbau ausgehoben werden kann.  

Währenddessen ist Truppführer Peter Werner von der Klotzscher Dr. Turra Kampfmittelbeseitigung mit seiner Geomagnetiksonde dabei, nach der Wurzelrodung den Untergrund nach metallischen Gegenständen zu untersuchen. Schließlich handelt es sich hier um ein altes Kasernengelände. Dessen Gebäude wurden nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen, sodass dort Bäume wachsen konnten. Zur Sicherheit sind die Kampfmittelbeseitiger zur Überwachung während dieser Bauphase permanent im Einsatz, so auch Peter Werner. „Zum Glück ist bisher nichts gefunden worden“, erklärt sein Namensvetter Thomas Werner, der Projektleiter Stadtentwässerung.

Altes Sickerbecken jetzt ein Biotop

In den 1990er-Jahren waren die heutigen Infineon-Werke in Klotzsche gebaut worden. „Für die Regenentwässerung mussten wir uns etwas einfallen lassen“, erklärt Investitionschef Seiler. Schließlich musste der Regen von einer rund 90.000 Quadratmeter großen Fläche abgeleitet werden, was neun Hektar entspricht. „Unser Grundsatz ist, dass wir Regenwasser möglichst wieder dem Wasserkreislauf zuführen und versickern, damit dass Grundwasser angereichert wird“, sagt er. „Dafür sind die sandigen Böden im Dresdner Norden sehr gut geeignet.“ Allerdings gebe es sie vorwiegend nur in diesem Teil der Stadt. Deshalb habe die Stadtentwässerung zwar insgesamt rund 100 Regenrückhaltebecken, in denen das Wasser nach starken Regenfällen zurückgehalten werden kann. Es gebe aber nur zehn Versickerungsbecken, die vor allem im Dresdner Norden liegen.


Polier René Seifert erklärt Investitionschef Torsten Seiler (l.) von der Stadtentwässerung, wie weit seine Baumaschinisten bei den ersten Arbeiten für das neue Regen-Versickerungsbecken unterhalb des neuen Infineon-Werks gekommen sind. Künftig wird hier viel mehr Regenwasser abgleitet, dass versickert und somit direkt dem Grundwasser zugeleitet wird.

Es ist wichtig, das Regenwasser zu versickern und damit das Grundwasser aufzufüllen. Seit 2006 ermittelt das Dresdner Umweltamt an 66 städtischen Messstellen den Stand. Eine davon liegt am Gelände des neuen Beckens. Neues Grundwasser bildet sich vor allem im Winterhalbjahr, da es dann im Normalfall viel regnet oder schneit und nicht so viel Wasser verdunstet. Seit 2015 kam allerdings viel weniger Nachschub als üblich. Deshalb fiel seitdem der Grundwasserstand.

Das erste Regenversickerungsbecken am heutigen Infineon-Standort war im April 1995 in Betrieb genommen worden. „Es hat seine Nutzungsdauer von etwa 30 Jahren erreicht“, sagt Seiler. Jetzt funktioniert es nicht mehr richtig. „Trotz regelmäßiger Wartung und Reinigung versickert das Wasser nur noch zum Teil“, beschreibt er das Problem. „Dort haben sich schützenswerte Pflanzen und Tiere angesiedelt, so verschiedene Frosch- und Lurcharten“, ergänzt Projektleiter Werner. Mittlerweile ist das zweigeteilte alte Becken als Laichgewässer eingestuft. „Deshalb gibt es die Auflage, es als Biotop zu erhalten.“  

Neubau für Regenversickerung dringend nötig

Allerdings gibt es jetzt neue Herausforderungen. Musste der Regen bisher von einer Fläche von 90.000 Quadratmetern abgeleitet und versickert werden, so ist dies bald vor allem durch den Bau der Smart Power Fab von Infineon von 160.000 Quadratmetern nötig. „Aus ökologischen Gründen wollen wir es auch künftig versickern“, sagt Investitionschef Seiler. Für sein viertes Dresdner Werk, in dem künftig rund 1.000 zusätzliche Jobs entstehen, investiert Deutschlands größter Halbleiterhersteller fünf Milliarden Euro. Eine Milliarde davon kommt vom Bund.

„Wir hatten versucht, das Versickerungsbecken in die bestehende Waldstruktur einzubinden“, erklärt Projektleiter Werner, der auch für die Planung zuständig war. „Doch das ging nicht.“

Für neues Becken müssen Bäume weichen

Die Konsequenz war, dass die Bäume auf der 0,9 Hektar großen Fläche gefällt werden mussten, bei denen es sich vor allem um Kiefern handelte. „Man kann in diesem Fall nicht beides haben – Bäume erhalten und Wasser versickern“, resümiert Seiler. Als Ausgleich war nach Abstimmung mit dem Forstamt entsprechend dem vorgegebenen Faktor im Frühjahr Mischwald auf einer 1,2 Hektar großen Fläche im Dresdner Umland bei Bischofswerda gepflanzt worden. Direkt in der Stadt habe es dafür keine Möglichkeit gegeben. „Direkt am Standort werden wir 34 Bäume pflanzen“, stellt Projektleiter Werner in Aussicht. Dabei handelt es sich um Winterlinden, Schwarzerlen, Vogelbeerbäume und Hängebirken. Geplant ist eine etwa 120 Meter lange neue Baumreihe an der Königsbrücker Straße. Die alten Eichen direkt an der Straße bleiben erhalten.

Ameisenkolonien und Schlangen umgesiedelt

„Es war eine lange und schwierige Planungsphase nötig, um die Genehmigung zu erhalten. Für ökologische Fachplanungen wurden zwei Spezialbüros beauftragt“, sagt der Investitionschef. Das Becken ist mit im Bebauungsplan für das neue Infineon-Werk. „Aber auch ohne den Infineon-Neubau hätte das alte Becken erweitert werden müssen.“

Vor der Baumfällung hatten Naturschutzspezialisten das Gelände nach geschützten Tierarten untersucht und sie auch gefunden, so Schlangen und andere Amphibien. Sie wurden ins Umfeld umgesetzt. Deshalb ist auch ein Amphibien-Schutzzaun um die Baustelle errichtet worden

„Bereits im vergangenen Jahr hatte ein Ameisenheger sechs Hügel von streng geschützten Waldameisen umgesetzt“, erklärt Projektleiter Werner. So bekamen die Ameisenkolonien mit ihren Königinnen neue Lebensräume im Umfeld.

Vor Werkseröffnung wird neues Sickerbecken fertig

Gebaut wird jetzt ein neues Versickerungsbecken, das rund 5.500 Kubikmeter Regenwasser fasst. So kann ein sogenannter zweijährlicher Regen, der statistisch gesehen alle zwei Jahre fällt, im Becken gespeichert und binnen zwei Tagen versickert werden. Das Wasser wird vom alten Becken weitergeleitet.

Ist der Regen noch stärker, gibt es weitere Rückhaltemöglichkeiten. So wird der südlich liegende Technopark Nord am Manfred-von-Ardenne Ring mit einem Wall geschützt. Um das 5.600 Quadratmeter große Versickerungsbecken ökologisch aufzuwerten, werden zwei kleine Inseln angelegt Sie werden begrünt und mit Schwarzerlen bepflanzt, die die Feuchtigkeit gut vertragen.

Bis Mai nächsten Jahres sollen alle Arbeiten abgeschlossen werden, für die die Stadtentwässerung rund 1,4 Millionen Euro investiert. Schließlich soll die Smart Power Fab von Infineon schon im Sommer 2026 offiziell eröffnen.

Text: Peter Hilbert

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