Zwei Schwestern aus Meißen und die Berge. Am Montag ist in Meißen in der Elbstraße 28 eine Tafel zum 149. Geburtstag von Margarete Große eingeweiht worden. Auch ihre jüngere Schwester Elsbeth ist darauf verzeichnet. Initiatorin war Sabine Murcek, Meißens Gleichstellungsbeauftragte. Sie holte sich das grüne Licht vom Eigentümer der Elbstraße 28. "Wir müssen nicht alle gleich mit einem Ballon abheben aber trauen auch wir uns, ungewöhnliche Wege zu gehen. Trauen wir uns, zu scheitern – und dann klüger weiterzugehen. Trauen wir uns, sichtbar zu sein", sagte sie zur Einweihung der Tafel.
Die französische Frauenzeitschrift "Femina" hatte im Jahr 1911 die Top-15 der weltweit erfolgreichsten Bergsteigerinnen veröffentlicht, zitierte sächsische.de den Experten Joachim Schindler. Auf Platz 9 und 10 sind Margarete und Elsbeth Große aus Meißen abgebildet. 1904 legten die beiden richtig los. In diesem Jahr bestiegen sie den Großglockner (3.798 m), den Großvenediger (3.666 m), den Dachstein (2.995), den Watzmann (2.713 m) und die Zugspitze (2.962 m). Es folgen der Ortler (3.905 m, im Jahr 1905), das Matterhorn (4.478 m / 1908) und der Mont Blanc (4.805 m / 1926). Bis 1944 unternahmen die Schwestern etwa 40 Fahrten Richtung Süden mit dem Alpenzug ab Dresden. Vorausgegangen waren meistens wochenlange Vorbereitungen. Beide haben sich zu Lebzeiten große Anerkennung in der Bergsteigerwelt erarbeitet. Einem Metier, das fast ausschließlich Männern vorbehalten war.
Margarete Große verdiente ihr Geld als Lehrerin an der Neumarktschule, ihre Schwester schmiss den Haushalt. Ihre zweite Leidenschaft war das Ballonfahren. Zu Ostern 1910: machten die beiden Schwestern sind be einem Ballon-Wettfahren in Dresden miti. Kurz vor dem Start in Reick tritt der sächsische König Friedrich August III. an den Korb der beiden heran und sprach mit ihnen. In knapp 23 Stunden bewältigten sie die 871 Kilometer von Dresden bis in die Südkarpaten und stellten einen Höhenrekord über 6000 Meter auf.
Das Frauentheater Meißen hat sich des Themas angenommen und eine szenischen Lesung "sächsisch-weiblich-einfallsreich" veranstaltet. Man erfuhr, wie die Geschwister Große in der Elbstraße 28 aufwuchsen, dass sie 14 Mal Silvester auf dem Domturm feierten, und dass sie mächtig beeindruckt waren, was die Stadt zur 1.000-Jahr-Feier auf die Beine stellte. Begraben sind beide am Mont Blanc.
Das am Montag angebrachte 200 x 300 cm große Aluminumschild trägt nun neben den Lebensdaten der Schwestern die Inschrift: „Beide Frauen waren für ihre Zeit außergewöhnlich und wurden weltweit als hoch angesehene Alpinistinnen, Bergsteigerinnen und Ballonführerinnen geachtet.“