Gemeinsam mit dem ehemaligen Frauentheater Meißen, Bergsportforscher Joachim Schindler und Meißens Gleichstellungsbeauftragter, Sabine Murcek, lud der Landesfrauenrat Sachsen e.V. diese Woche zur Einweihung des 43. frauenortes sachsen ein. Die Schwestern Große erhielten zu ihren Ehren eine Tafel an der Neumarktschule, wo Margarete Große lange Jahre als Lehrerin tätig gewesen war. Das teilte die Stadtverwaltung mit.
Nach einem musikalischen Auftakt durch Martin Schierek ließ das einstige Meißner Frauentheater bei dem kleinen Festakt in einem szenischen Spiel die Erinnerung an damals aufleben. Ein besonderes Vergnügen war das fiktive Klassentreffen nicht nur für die zwei ehemaligen Schülerinnen, die das strenge Fräulein Marga noch persönlich erlebt hatten.
Zusätzlich gab es viele spannende Informationen über das Leben der Schwestern Margarete (1876-1951) und Elsbeth (1879-1947) Große. Beide waren leidenschaftliche Bergsteigerinnen und Ballonfahrerinnen, die in ihren Bereichen Bestleistungen erbrachten und bereits damals anerkannte Größen waren. Außerdem setzten sie sich aktiv für mehr Frauenrechte in den Bereichen Ausbildung sowie im Ballon- und Bergsport ein. Von 1899 bis 1944 unternahmen sie zahlreiche Bergtouren, bestiegen mehrfach den Montblanc und bezwangen 1908 das Matterhorn.
Besonders bemerkenswert war ihre Rekordfahrt am 27. März 1910, als sie in nur 23 Stunden mit ihrem Ballon 871 Kilometer von Dresden bis in die Südkarpaten zurücklegten und einen Höhenrekord von über 6.000 Metern aufstellten.
Das Wissen um das Leben der Schwestern verdanken wir vor allem den Recherchen von Joachim Schindler, der vor 30 Jahren auf die Tagebuchaufzeichnungen von Margarete Große stieß. Er übergab nun die Große-Tagbücher den Damen des ehemaligen Frauentheaters. Margarete Große hatte ihre Erlebnisse zudem 1951 in dem Werk „Frauen im Ballon- und Bergsport“ festgehalten. Für besondere Freude sorgte die Gleichstellungsbeauftragte Sabine Murcek, die in einem österreichischen Antiquariat eine Originalausgabe von Margaretes Buch gefunden und für das Meißner Stadtarchiv erworben hatte. Diese sollen künftig auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Mit dem Projekt frauenorte sachsen würdigt der Landesfrauenrat Sachsen Frauen, die in Sachsen Spuren hinterlassen haben. In Meißen gibt es bereits Orte für Frauenrechtlerin Louise Otto Peters und Katharina Schroth, die Pionierin der Dreidimensionalen Skoliosebehandlung.
Lange Zeit waren die Schwestern Große in Meißen kaum bekannt. 2023 präsentierte das ehemalige Frauentheater eine szenische Lesung zum Stadtmotto „Sächsisch-Weiblich- Einfallsreich“. Inspiriert durch Schindlers Material, planen sie eine fiktive Ballonfahrt an der Elbe und eine Einweihung einer Gedenktafel an ihrem Geburtshaus im Mai 2025. Das Engagement für das Gedenken an die Schwestern wächst, und viele Bürgerinnen und Bürger unterstützen die Initiative. In Meißen ist bereits eine Straße nach ihnen benannt.