Der Landkreis Meißen sieht sich derzeit mit einem ernsthaften Wohnungsdefizit konfrontiert. Schätzungen zufolge fehlen rund 1.400 Wohnungen, während gleichzeitig 7.010 Wohnungen im Landkreis bereits seit einem Jahr oder länger leer stehen. Diese Tatsachen sind Teil der aktuellen regionalen Wohnungsmarkt-Untersuchung, die vom Pestel-Institut durchgeführt wurde. Die Untersuchung berücksichtigt verschiedene Faktoren, einschließlich des Wohnungsbestands, der Bevölkerungsentwicklung und Prognosen für den Arbeitsmarkt.
Matthias Günther, der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts, betont die Dringlichkeit des Wohnungsbaus im Kreis Meißen und fordert, dass in den nächsten fünf Jahren jährlich etwa 120 neue Wohnungen gebaut werden müssen. Diese Zahl basiert auf den aktuellen demografischen und wirtschaftlichen Prognosen. Obwohl es im ersten Halbjahr dieses Jahres 159 Baugenehmigungen für neue Wohnungen gab, betont Günther, dass es entscheidend ist, dass die Genehmigungen in Zukunft nicht zurückgehen.
Baugenehmigungen alleine reichen jedoch nicht aus. Günther weist darauf hin, dass diese zunächst nur auf dem Papier existieren. Um den Wohnungsbau tatsächlich anzukurbeln, müsse der Bund politisch aktiv werden und ein Signal setzen, um den Neubau von Wohnungen zu fördern. Eine der Hauptempfehlungen des Pestel-Instituts ist die Einführung eines zinsgünstigen Förderprogramms für Bauherren. „Maximal 2 Prozent Zinsen – teurer darf die Finanzierung beim Wohnungsbau nicht sein“, fordert Günther. Dies würde es sowohl privaten Bauherren als auch Investoren ermöglichen, neue Wohnungen im Kreis Meißen realisieren zu können.
Die Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), Katharina Metzger, äußert ebenfalls Bedenken hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen im Wohnungsbau. Sie kritisiert die Bundesregierung dafür, dass zu wenig passiert und fordert, dass die Probleme im Wohnungsbau zügig angegangen werden müssen. Die Maßnahmen, die aktuell vorgesehen sind, würden nur mittel- bis langfristig wirken, während der akute Wohnungsmangel sofortige Lösungen verlangt.
„Wenn der Wohnungsbau läuft, läuft auch die Wirtschaft“, betont Metzger und fordert, dass der Kanzler den Wohnungsbau zur Chefsache macht. Sie weist darauf hin, dass der Neubau bereits jetzt Tag für Tag Kapazitäten verliert. Bauunternehmen stehen unter Druck, müssen möglicherweise Insolvenz anmelden und qualifizierte Arbeitskräfte verlieren ihre Jobs.
Die Komplexität und die hohen Kosten beim Bauen werden von beiden Expert:innen als ein zentrales Problem identifiziert. Günther fordert die komplette Rücknahme aller Vorschriften der letzten zehn Jahre. Dies würde es ermöglichen, in Meißen schneller und günstiger Wohnungen mit einem guten Standard zu bauen. „Manchmal ist weniger eben mehr“, sagt er und hebt hervor, dass die überzogenen Energiespar-Auflagen nur die Mieten erhöht haben, ohne nennenswerte Umweltvorteile zu bringen.