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Wiederentdeckung des Philosophen Hermann Lotze

 In Amerika gilt er nach Angaben von Experten noch heute als einer der wichtigsten Philosophen aus dem Land der Dichter und Denker. Einige seiner Schüler wanderten dorthin aus und gaben seine Vorstellungen von der Welt an ihre Studenten weiter. In Deutschland dagegen ist Hermann Lotze fast vollständig in Vergessenheit geraten. Anlässlich seines 200. Geburtstags soll nun an den gebürtigen Bautzener mit einer Ausstellung unter dem Titel «Denken im Zwiespalt» und einer Tagung im Museum Bautzen erinnert werden.

Die Schau sollte am Freitagabend eröffnet werden. Sie präsentiert unter anderem Modelle zu Lotzes philosophischen Ideen, Biografisches und seine Werke.

Wie Ausstellungskurator Ulrich Schollmeyer betonte, galt Lotze neben Georg Wilhelm Friedrich Hegel als einer der bedeutendsten Denker im 19. Jahrhundert. «Mit seiner Arbeit traf er eines der tiefsten Bedürfnisse seiner Zeit, nämlich eine Synthese herzustellen zwischen dem Idealismus, wie er durch Kant und seine Nachfolger in Deutschland wirkte und den mechanistischen Ansichten der sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften», sagte Schollmeyer. Der Museumspädagoge hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Leben und dem Denken Lotzes auseinandergesetzt.

Geboren wurde der Philosoph am 21. Mai 1817 in Bautzen, sein Vater war in der Stadt als Militärarzt stationiert. Ein Jahr später zog die Familie nach Zittau, wo Lotze auch sein Abitur machte. Zum Studium in den Fächern Medizin (habilitiert 1839) und Philosophie (habilitiert 1840) ging er nach Leipzig. Beide Fächer lehrte er vor allem an der Universität Göttingen. Kurz vor seinem Tod 1881 folgte er noch einem Ruf nach Berlin auf den Lehrstuhl Hegels.

Wie Schollmeyer erläutert, gab Lotze wichtige Anregungen für Denker des beginnenden 20. Jahrhunderts, für die Phänomenologie, den Neukantianismus und den Pragmatismus. Seine Denkweisen zur Ethik, Religionsphilosophie und deren historische Einordnung stehen im Mittelpunkt einer internationalen Tagung am Samstag und Sonntag (20. und 21. Mai), zu der unter anderem ein Wissenschaftler aus den USA anreist. Auf dem Programm stehen Fachvorträge von Forschern von zwölf Universitäten aus sechs Ländern. Die Ausstellung ist bis 24. September zu sehen.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / ---