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Prozess nach tödlicher Gasexplosion

Der 3. Januar 2016 hat deutliche Spuren auf ihrer Haut hinterlassen: Die Gesichter von Mutter und Tochter sind von Brandnarben gezeichnet. Der Ehemann und Vater begleitet sie in den Saal des Landgerichts Görlitz. Dann nimmt er neben seinem Verteidiger Platz. Dem 43-Jährigen wird fahrlässige Tötung, Brandstiftung und das fahrlässige Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen. «Dieser Prozess muss klären, ob der Angeklagte schuld ist oder es sich um ein tragisches Unglück handelt», sagte die Staatsanwältin zum Auftakt des Prozesses am Donnerstag.

Bisher geht die Anklage davon aus, dass das unsachgemäße Anfeuern des Kachelofens mit Propangas die schwere Explosion im unsanierten Mehrfamilienhaus in Görlitz ausgelöst hat. «Wir kamen am Abend vorher aus dem Weihnachtsurlaub aus Polen zurück. Da habe ich die Öfen angeheizt», sagte der Angeklagte. Am nächsten Tag habe er den Kindern mittags Essen zu bereitet. Für die Folgestunden machte der Meister für Elektro- und Gasinstallation Erinnerungslücken geltend. Allerdings hat er eingeräumt, dass er manchmal mit Hilfe von Propangas Holz in einem Kachelofen angezündet habe.

An diesem Tag soll es aber bereits warm gewesen sein in dem Zimmer, in dem kurz nach 15 Uhr das Feuer ausbrach, sagte der Sohn der Familie als Zeuge. Er befand sich zur Zeit der Verpuffung eine Etage höher und eilte den anderen Familienmitgliedern zur Hilfe. Die Ehefrau sagte, dass sie nach dem Mittag müde geworden sei. Mit zwei ihrer Kinder legte sie sich schlafen. Als sie erwachte, sah sie eine Flamme, die «irgendwo aus dem Ofen kam und am Gasschlauch leckte». Weniger später muss der Raum schon fast vollständig in Flammen gestanden haben.

Die beiden Kinder mussten sich durch das Fenster retten. Der Angeklagte hat währenddessen die brennende Tür aufgeschlagen und versucht, so mit seiner hochschwangeren Frau dem Brand zu entkommen. Polizei und Feuerwehr waren schon vor Ort. Insgesamt fanden sich im Haus sechs Propangasflaschen, eine davon direkt neben dem Ofen. Der Angeklagte benötigte sie für seinen Wärmepumpen-Service. Damit verdiente der Elektro- und Gasinstallateur Geld für die Familie. 

Das ganze Ausmaß der Tragödie sollte sich erst später herausstellen. Ein Sohn und eine Tochter kamen - wie die Ehefrau und der Angeklagte selbst - schwer verletzt ins Krankenhaus. Die anderen zwei Kinder sowie weitere Bewohner des Hauses wurden wegen Rauchgasvergiftungen klinisch betreut. Der dreijährige Sohn starb wenige Tage später an den schweren Verletzungen. Das noch ungeborene Kind wurde per Notkaiserschnitt entbunden. Mutter und Tochter mussten aufgrund ihrer schweren Verbrennungen in Spezialkliniken behandelt werden.

Für den Prozess sind noch zwei weitere Verhandlungstage geplant. Dann soll auch ein Sachverständiger gehört werden. Der Prozess wird voraussichtlich am 30. Mai fortgesetzt. 

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Patrick Seeger