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Sachsens Mittelstand fehlen Nachfolger

In Industrie und Handwerk läuft der Generationswechsel seit Jahren. Selbst in inhabergeführten und Familienunternehmen ist das oft ein Problem - auch mangels Interesse qualifizierter Fachkräfte.

Im sächsischen Mittelstand sind Nachfolger zur Übernahme von Unternehmen dringend gesucht. Nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn steht bei rund 1000 Firmen jährlich eine Übergabe an, bis 2026 sind es über 7600, meist aus Altersgründen. Die Gründergeneration der Wendezeit geht nach Angaben des Wirtschaftsministeriums kurz- und mittelfristig in den Ruhestand. Wegen der Demografie werde es immer schwieriger, passende Nachfolger zu finden, viele kleine und mittelständische Firmen drohten zu verschwinden.

Laut IfM planen etwa 14 Prozent der Firmeninhaber, ihr Unternehmen innerhalb der nächsten drei Jahre zu übergeben. Knapp drei Viertel der Betriebe in Südwestsachsen hätten bisher keine konkrete Regelung dafür getroffen. Ungeklärte Nachfolge ist aus Ministeriumssicht oft eine Investitionsbremse, das mache die Firmen unattraktiv für potenzielle Übernahmen. Aufgrund jahrelanger Abwanderung jüngerer, qualifizierter Fachkräfte, dem bundesweiten Trend gegen Existenzgründungen und veränderten Lebensplanentwürfen fehle es grundsätzlich an Nachwuchs. Zudem denken viele Unternehmer nicht ans Aufhören oder zu spät an eine Regelung.

Die IHK Leipzig spricht von mehr als 20.000 Firmen landesweit in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Die Hauptgründe seien, dass passende Nachfolger fehlen, das Eigenkapital zu gering ist für Förderung und Finanzierung oder der Kaufpreis zu hoch, sowie die Erbschaftssteuerbelastung und Bürokratieaufwand.

Die Corona-Pandemie habe die Buchwerte von Betrieben und Firmen vermindert, so dass Eigentümer abwarteten mit einem Verkauf, berichtet eine Sprecherin der IHK Chemnitz. «Das zieht gerade wieder etwas an.» Oft seien auch keine Regelungen getroffen für den plötzlichen Tod des Chefs und mögliche Probleme bei mehreren Nachkommen. «Es gibt 100 Interessierte, die ein Unternehmen kaufen wollen.» Die Finanzierung sei kein Problem.

Der Sächsische Handwerkstag erwartet, dass in den nächsten fünf Jahren in etwa 5000 inhabergeführten Betrieben die Nachfolge ansteht. «Das Thema bleibt brisant, zumal die Gründungsdynamik zurückgeht», sagt ein Sprecher. Im Unterschied zu vor 15 oder 20 Jahren gelinge die Übergabe innerhalb der Familie nicht, weil die jungen Meister die Verantwortung scheuen, sich lieber in anderen Betrieben anstellen lassen statt selbstständig zu machen. «Das sehen wir vor allem bei Bäckern oder Fleischern.»

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