Der französisch-deutsche Kabarettist Emmanuel Peterfalvi, besser bekannt als TV-Reporter Alfons, sieht eine Kommunikationslücke in der Demokratiebildung. Die Jugendlichen sind sehr interessiert an dem Thema, «aber sie haben das Gefühl, nicht gehört zu werden», sagte er der Deutschen Presse-Agentur vor mehreren Gastspielen in Sachsen über die Erfahrungen in seinem Schulprojekt Demokratie. «Irgendwann resignieren sie und äußern sich nicht mehr, wenn sie von den Erwachsenen immer nur hören, dass sie zu jung sind oder keine Erfahrung haben. Das ist schlimm.»
In seinem Bühnenprogramm «Alfons - jetzt noch deutscherer» erzählt er liebevoll von seiner jüdischen Großmutter, die das KZ Auschwitz überlebte, sowie humorvoll von der Entscheidungsfindung, ob er Deutscher werden will. «Das berührt die Jugendlichen, sie öffnen sich.» Dann nähmen sie Dinge an, «darum geht es», sagte er. «Denn ich will, dass so etwas wie damals nie wieder passiert.»
Alfons' Familiengeschichte bewegt die Jugendlichen
Die jungen Leute können ihn im Workshop am Tag danach ausfragen, da hört er vor allem zu und animiert sie, miteinander zu sprechen. «Für einige ist es keine Frage, man muss für die Demokratie eintreten, auch wenn es schwer und anstrengend ist.»
Andere sähen das gar nicht so und manche wollten Demokratie mit «einem starken Mann, der sagt, wo es langgeht». Es gehe darum, zuzuhören, zu verstehen, zu argumentieren, nachzudenken über die eigene und die Meinung Anderer, «das ist Demokratie».
Diskussion anzustoßen ist nicht immer einfach, und manchmal funktioniere es auch nicht, bekannte Peterfalvi. «Das ist die Macht von Social Media, wo Lügen wiederholt werden.» Demokratiebildung und Umgang mit sozialen Medien müssten daher Pflicht in den Schulen sein.
Peterfalvi: «supergefährliche Zeit»
«Wichtig ist, dass man etwas tut, es ist eine supergefährliche Zeit, da kann etwas wegrutschen». Es brauche nur gute Menschen, die nichts unternehmen, «damit das Böse gedeiht», zitiert er den Holocaust-Überlebenden Simon Wiesenthal, wie bei seinen Auftritten. «Das finde ich aktueller denn je, da ist jeder gefordert.»
Peterfalvi lebt seit 1991 in Deutschland. Im Andenken an seine «Grand mère» gründete er eine Stiftung, um das Engagement seiner Großmutter für Völkerverständigung mit Bildungsprojekten fortzusetzen. Dabei erhalten Schulen vergünstigte Karten für das autobiografische Theaterstück. «Ich suche neben finanzieller Unterstützung auch noch Mitstreiter», sagt er. In Sachsen fördern die Cellex Stiftung und die Landeszentrale für politische Bildung Peterfalvis Bemühungen um die Demokratie.
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