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Eine Bischöfin für Europas Brüder-Unität

Blumen stehen auf einer Fensterbank in der Evangelischen Brüder-Unität. / Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa
Blumen stehen auf einer Fensterbank in der Evangelischen Brüder-Unität. / Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Im 18. Jahrhundert fanden Nachfahren der Brüder-Unität aus dem katholischen Böhmen Zuflucht in Sachsen. Sie gründeten im Osten des damaligen Kurfürstentums den Ort «unter des Herrn Hut» - nun Schauplatz einer besonderen Bischofswahl.

In der ostsächsischen Stadt Herrnhut könnte an diesem Wochenende europäische Kirchengeschichte geschrieben werden - mit der Bischofswahl für die Europäisch-Festländische Provinz der evangelischen Brüder-Unität (EBU). Es gehe um ein weiteres Amt und die erste Bischöfin für sie, sagte Sprecher Andreas Herrmann im Vorfeld einer außerordentlichen Synode (22. bis 25. Juni) der Deutschen Presse-Agentur. 72 Delegierte aus den acht Ländern der EBU beraten ab Donnerstag in der deutschen Brüdergemeine dazu. «Eine Bischofswahl an sich ist schon etwas Besonderes.»

Die Etablierung eines weiteren Bischofsamtes für die EBU wurde 2018 beschlossen, wegen der Corona-Pandemie hatte sie sich aber verzögert. «Bischöfe haben in der Brüder-Unität kein kirchenleitendes, sondern ein seelsorgerliches und die Kirche international verbindendes Amt», sagte Herrmann. Drei der aktuell vier EBU-Bischöfe seien bereits im Ruhestandsalter, der Job aber auch eine körperliche Herausforderung. «Man muss zu Veranstaltungen weltweit reisen können.»

Die weltweite Brüder-Unität hat laut Herrmann bisher fünf Bischöfinnen - zwei in Großbritannien und drei in Nordamerika -, neben 53 Bischöfen. In Herrnhut stehen drei Männer und drei Frauen zur Wahl, darunter eine Gemeindehelferin aus Utrecht (Niederlande) mit surinamischen Wurzeln. Wer das «Rennen» in Herrnhut macht, entscheiden amtierende und ehemalige Pfarrer oder Gemeindehelfer aus Albanien, Dänemark, Deutschland, Lettland, Litauen, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz.

Die Herrnhuter Brüdergemeine ist eine von weltweit 29 Provinzen der evangelischen, ökumenisch offenen Freikirche, die auf die 1457 entstandene Böhmische Brüder-Unität zurückgeht. Der Name leitet sich von der lateinischen Bezeichnung «Unitas Fratrum» für Böhmische Brüder ab. Die Angehörigen lebten als evangelische Minderheit im katholischen Königreich Böhmen. Ihr geistlicher Ahnvater war der Reformator Jan Hus (1371-1415), der als Ketzer verbrannt wurde. Weltweit hat die Brüder-Unität nach eigenen Angaben derzeit mehr als 1,2 Millionen Mitglieder in 1700 Gemeinden, etwa 70 Prozent davon in Afrika - und in Europa aktuell etwa 21.000.

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