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Digital voraus? Wie der Osten jetzt um die Schlüsseltechnologien ringt

Ohne stabile Netze kein Fortschritt – Infrastruktur entscheidet über Teilhabe. / Bild von Georgie Devlin auf Pixabay.com
Ohne stabile Netze kein Fortschritt – Infrastruktur entscheidet über Teilhabe. / Bild von Georgie Devlin auf Pixabay.com

Ostdeutschland ringt um digitale Zukunft: Glasfaser, KI und Blockchain stehen im Fokus des OWF 2025. Doch zwischen urbanem Fortschritt und ländlichem Stillstand bleibt viel zu tun.

Die wirtschaftliche Lage bleibt komplex – doch bei einem Thema ist die Richtung klar: Ohne digitale Infrastruktur und Zukunftstechnologien wird Ostdeutschland den Anschluss verlieren. Beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum (OWF) 2025 in Bad Saarow wurde deshalb nicht nur über Fachkräftemangel und Bürokratieabbau gesprochen, sondern auch über die Voraussetzungen für wirtschaftlichen Aufbruch. Dabei spielen Digitalisierung, Glasfaserinfrastruktur und neue Technologien wie Künstliche Intelligenz und Blockchain als Querschnittsthemen eine immer größere Rolle.

Zwischen Karte und Kabelgraben

Beim Blick auf die Glasfaserinfrastruktur zeigt sich schnell die Kluft zwischen Ausbaukarte und Realität. Zwar gibt es ambitionierte Ausbauziele – die Bundesregierung hatte sich im Rahmen ihrer Gigabitstrategie vorgenommen, bis 2025 große Teile der Fläche zu versorgen. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden über 560 Projekte mit mehr als zwei Milliarden Euro gefördert, so das Bundesministerium für Digitales (BMDV). Doch die praktische Umsetzung bleibt vielerorts zäh. Besonders in kleineren Gemeinden im Erzgebirge oder in der Uckermark berichten Bürgerinnen und Bürger von jahrelangen Verzögerungen, überlasteten Tiefbauunternehmen und fehlender Koordination zwischen Bund, Land und Kommune.

Urbaner Vorsprung

Ein besseres Bild zeigt sich in urbanen Räumen. In Städten wie Leipzig, Dresden oder Jena kommt der Glasfaserausbau vergleichsweise gut voran. Anbieter wie GlasfaserPlus und Deutsche Glasfaser haben dort inzwischen große Teile der Innenstadt versorgt und kündigen für das laufende Jahr weitere Clustererschließungen an.

Dabei ist leistungsfähiges Internet längst nicht mehr nur für Betriebe, Behörden und Bildungsinstitutionen von Bedeutung. Auch im privaten Bereich wächst der Anspruch an stabile und schnelle Verbindungen. Streamingdienste in 4K-Qualität, Cloud-Gaming, Videoanrufe in hoher Auflösung, vernetzte Haushaltsgeräte und Homeoffice-Anwendungen laufen parallel – oft auf mehreren Geräten gleichzeitig. Insbesondere Mehrpersonenhaushalte erleben regelmäßig Engpässe, wenn mehrere Nutzer gleichzeitig auf datenintensive Anwendungen zugreifen.

Mobile Verbindungen bieten zwar eine gewisse Flexibilität, stoßen aber bei Bandbreite und Netzstabilität schnell an ihre Grenzen – besonders in Regionen mit schwacher LTE-Abdeckung oder überlasteten 5G-Zellen. Glasfaser wird dann zur echten Notwendigkeit, wenn dauerhaft hohe Datenvolumina zuverlässig übertragen werden müssen – sei es für professionelle Videoproduktion im Homeoffice, Echtzeitdaten aus Industrieanwendungen oder immersive digitale Bildung. Zukunftssicherheit – darin sind sich Experten einig – beginnt ab dem Moment, an dem Glasfaser direkt ins Gebäude oder zumindest bis zur Grundstücksgrenze führt. Alles andere ist nur Übergang.

Fortschritt im Schatten globaler Dynamik

Die digitale Welt steht zudem besonders in 2025 nicht nur unter Innovations-, sondern zunehmend unter Wettbewerbsdruck. Globale Plattformen prägen Nutzergewohnheiten und setzen technologische Standards – oft schneller, flexibler und kapitalstärker als europäische Anbieter. Die Dynamik spürt man heute nicht mehr nur in der Industrie, sondern längst im Alltag.

Im Gaming-Bereich etwa dominieren internationale Studios und Cloud-Plattformen wie Tencent, Epic Games oder Xbox Cloud, die mit KI-gestützter Personalisierung, Echtzeit-Interaktion und globaler Infrastruktur arbeiten. Im Bereich iGaming – also Online-Glücksspiele und Sportwetten – findet man hier zunehmend stark digitalisierte Anbieter mit Lizenzen beispielsweise aus Malta oder Curaçao. Im E-Commerce wiederum diktieren Plattformen wie Amazon, Alibaba oder Temu zunehmend die Standards bei Lieferzeit, Produktempfehlung und Checkout-Komfort – unterstützt von Echtzeitdatenanalyse und lernfähigen Assistenzsystemen.

Besonders sichtbar wird dieser Druck bei den zwei Schlüsseltechnologien Künstliche Intelligenz und Blockchain. Hier setzt die Europäische Union derzeit mit weitreichenden regulatorischen Eingriffen Akzente, die international Aufmerksamkeit erzeugen – und Wirkung entfalten. Der AI Act, als weltweit erstes umfassendes Gesetz zur Regulierung künstlicher Intelligenz, sowie die MiCA-Verordnung für Krypto-Assets gelten zwar als ambitioniert, sollen aber zugleich Vertrauen schaffen, Rechtssicherheit fördern und europäische Werte wie Datenschutz und Transparenz absichern.

Die Auswirkungen sind nicht nur negativ: Gerade für kleinere Anbieter können klare Regeln und Standards auch Chancen bedeuten, in einem stabilen Rahmen zu innovieren – sofern die Umsetzung verständlich und praxistauglich gestaltet ist.

Künstliche Intelligenz und Blockchain-Technologien gelten daher nicht nur als technische Werkzeuge, sondern als Gradmesser digitaler Zukunftsfähigkeit – auch in Ostdeutschland. Doch der Fortschritt verläuft ungleich. Während Innovationscluster wie Leipzig, Jena oder Dresden von Hochschulnähe, gezielten Förderprogrammen und Forschungsnetzwerken profitieren, hinken viele ländliche Regionen hinterher. Es mangelt an Fachkräften, an technischer Infrastruktur und an vertrauensvollen Ökosystemen für die Zusammenarbeit kleiner und mittlerer Unternehmen.

Die gute Nachricht ist jedoch: Das technische Potenzial ist vorhanden. Die Technologien – von Glasfaser bis Blockchain – stehen bereit. Doch ob sie flächendeckend wirken, entscheidet sich nicht auf Technologie-Messen, sondern in Gemeinderäten, Handwerksbetrieben und Hörsälen.