Der Oberbürgermeister der Stadt Riesa, Marco Müller, hat die Entscheidung der Deutschen Bahn scharf kritisiert, den Großteil der ICE-Halte in Riesa wegfallen zu lassen (Meißen News berichtete bereits). „Die Deutsche Bahn AG hat uns immer wieder versichert, dass der Bahnknoten Riesa große Bedeutung besitzt und deshalb künftig ausgebaut wird“, erklärte er. „Die jetzige Entscheidung widerspricht diesen Aussagen komplett und kann nur als klare Absage des Unternehmens an den Service außerhalb der Großstädte gewertet werden.“
Die Deutsche Bahn plant zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 einen erheblichen Einschnitt im Angebot: Von insgesamt 14 ICE, die derzeit täglich am Bahnhof Riesa halten, sollen neun Halte, also rund zwei Drittel, wegfallen. Lediglich zwei Zustiegsmöglichkeiten in Richtung Leipzig und Rhein/Main-Gebiet am Morgen und drei Halte von Frankfurt//M. - Leipzig in Richtung Dresden am Abend sollen bestehen bleiben.
Der Verlust der ICE-Verbindung trifft vor allem Berufspendler - nicht nur aus Riesa, sondern aus der gesamten Region zwischen Oschatz, Großenhain, Döbeln und Elsterwerda, die in Riesa zu- und aussteigen. Aber auch als Direktverbindung für Reisende zum Flughafen Frankfurt/M. sowie über Leipzig auch nach Leipzig/Halle wird der ICE nachweislich von und nach Riesa stark genutzt. Die Große Kreisstadt ist auf einer Distanz von 120 km zwischen Dresden und Leipzig der einzige Halt mit überregionaler Bedeutung.
Der Verweis der Bahn auf bestehende Intercity- und Regionalexpress-Verbindungen sei nicht hilfreich, so der Oberbürgermeister: „Der RE 50 zwischen Leipzig und Dresden ist bereits jetzt in den meisten Fällen bis zum Anschlag ausgelastet und folglich keine Alternative.“ Ähnlich hatte sich der Fahrgastverband Pro Bahn geäußert. Der Verkehrsverbund Oberelbe hat mit der Deutschen Bahn sogar die Nutzungsmöglichkeit des ICE für Abonnement-Nutzer im Nahverkehr zwischen Riesa und Dresden vereinbart, um den Regionalexpress zu entlasten. Außerdem verschlechtern sich durch den Wegfall des ICE-Halts viele Anschlüsse an den Nahverkehr in die Region erheblich.
„Die Deutsche Bahn AG hat einen Auftrag zur Daseinsfürsorge, dabei sollten in erster Linie die Bedürfnisse der Kunden zählen. Deshalb ist eine Korrektur dieser Entscheidung im Sinne der Menschen in Riesa und der Region zwingend erforderlich“, fordert Marco Müller.