Die Nikolaikirche in Meißen, ein einzigartiges historisches Bauwerk, steht vor einer ernsthaften Herausforderung. Ihr prächtiger Innenraum, geschmückt mit exquisiten Porzellanelementen der renommierten Porzellan-Manufaktur Meissen, benötigt dringend eine umfassende Sanierung. Um auf die kritische Situation aufmerksam zu machen und Spenden für diese wichtige Erhaltungsmaßnahme zu sammeln, finden am 3. Oktober gleich zwei besondere Benefizkonzerte in der nahegelegenen Frauenkirche statt. Das teilte die Stadtverwaltung mit.
Ab 16 Uhr wird das seltene Porzellanglockenspiel im Turm der Frauenkirche bei einem einmaligen Livekonzert erklingen. Die Zuhörer können sich auf ein außergewöhnliches Klangerlebnis freuen, das normalerweise nicht zugänglich ist. Um 18 Uhr wird dann ein weiteres Konzert an der Jehmlichorgel stattfinden, bei dem das neue Porzellanorgelregister vorgeführt wird.
Die Nikolaikirche wurde im Jahr 1929 als Kriegergedächtnisstätte eingeweiht und beherbergt vierzehn kunstvoll mit Meissener Porzellan verzierte Epitaphe, die an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnern. Auf insgesamt 1815 handgemalten Porzellantafeln sind die Namen der Kriegsopfer festgehalten. Diese symbolträchtigen Tafeln sind von detaillierte Bordüren umrahmt, inmitten kleiner, trauernder Porzellanfiguren. Diese Erinnerungsstücke sind nicht nur von künstlerischem Wert, sondern auch von großer historischer Bedeutung. Insbesondere zwei monumentale Porzellanfiguren im Altarraum, die schützenden Mütter darstellen, sind eindrückliche Symbole für Frieden und Trauer. Kulturreferentin Sara Engelmann hebt hervor, wie wichtig es ist, diese Erinnerungsstätte lebendig zu halten und sie in den öffentlichen Fokus zu rücken.
Allerdings ist die Nikolaikirche durch aufsteigende Feuchtigkeit in den Kirchenwänden bedroht, was infolge von Hochwasser aus der Triebisch im Jahr 2002 verstärkt wurde. Die metallischen Verankerungen hinter den Porzellanteilen haben stark gelitten und sind korrodiert, was zu Rissen und im schlimmsten Fall zum Abplatzen der kostbaren Teile führt. Daher ist eine Sanierung unerlässlich.
Es gibt jedoch einen Lichtblick: Anfang September wurden erste Untersuchungen eingeleitet, um ein entsprechendes Restaurierungskonzept zu entwickeln. Die Finanzierung dieser ersten Phase ist gesichert, doch die eigentlichen Sanierungsarbeiten erfordern viel Zeit und Geld. Pfarrer Dr. Uwe Weise betont die Herausforderungen, die dies für die St. Afra-Kirchgemeinde darstellt, selbst mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Um die Sanierung zu fördern, haben engagierte Mitglieder der Gemeinde die Initiative ergriffen, das klingende Porzellan der Frauenkirche zur Unterstützung des schweigenden Porzellans in der Nikolaikirche einzusetzen.
Zur Unterstützung der Restaurierung finden am 3. Oktober 2025 statt:
16 Uhr auf dem Markt in der Altstadt zu hören: Live-Konzert-Porzellanglockenspielim Turm der Frauenkirche Meißen. Der ehemalige Thomaner, Kapellmeister, Carilloneur und Organist Martin Stephan bringt das seltene Instrument aus Meissener Porzellan mit bekannten Melodien 45 Minuten lang zum Klingen. Um Spenden wird gebeten!
18 Uhr: Orgelkonzert in der Frauenkirche Meißen, bei dem auch das neue Porzellanpfeifen-Register der Jehmlich-Orgel zu hören ist – eine klangliche Besonderheit mit Bezug zur einzigartigen Porzellankunst der Region. Ebenfalls gespielt von Martin Stephan, Karten sind für 15 Euro, ermäßigt 12 Euro in der Tourist-Info, in der Frauenkirche oder an der Abendkasse erhältlich. Kinder bis 10 Jahre haben freien Eintritt.
Zusätzlich wird schon um 15 Uhr in der Nikolaikirche am Neumarkt 29 eine 30-minütige, kostenlose Führung angeboten. Um Spenden wird gebeten.