Das linke Lager macht kurz vor der Meißner OB-Wahl am Sonntag noch einmal mobil. In vielen Briefkästen finden sich verschiedene Flugblätter, die sich gegen den Kandidaten der AfD René Jurisch wenden. Einige werden auch wie Plakate an Wände in Meißen geklebt. So gibt es anonyme Flugblätter, die Jurisch als Faschisten und Lügner bezeichnen. Andere zeigen ihn als islamistischen IS-Kämpfer mit Maschinenpistole oder mit einem blutigen T-Shirt mit der Aufschrift: Problem gelöst.
In der Anhängerschaft von Jurisch löst das Proteste aus. Es sei nicht in Ordnung, mit anonymen Schreiben Meißen zu beschmutzen. Andere sehen darin eher noch eine Wahlwerbung für Jurisch. Der Angegriffene selbst schießt verbal kräftig zurück. Er postete: "Hallo Meißner, die Angst der steuerfinanzierten Linken muss sehr groß sein, wenn ausschließlich anonym solcher Dreck verbreitet wird. Das zeigt, dass hier Panik herrscht!"
Tatsächlich ist eine Prognose für den Ausgang der Wahl schwierig. Als leichter Favorit gilt Markus Renner, der von einem breiten Bündnis aus CDU, SPD, Linke, Grüne und verschiedenen Initiativen unterstützt wird. Aber auch René Jurisch hat Chancen. Hinter ihm steht eine stabile Anhängerschaft. Nach Berechnungen des Meißner Mathematikers Dr. Norbert Herrmann habe er sogar Chancen im ersten Wahlgang zu gewinnen, wenn die Wahlbeteiligung niedrig ist. Die AfD hatte im Dezember 2023 erstmals den Chefsessel in einem sächsischen Rathaus erobert: in Pirna mit dem parteilosen Kandidaten Tim Lochner.
Schwer einzuschätzen ist die Stärke des FDP-Kandidaten Martin Bahrmann. Er hatte bei der letzten OB-Wahl vor sieben Jahren in der ersten Runde 14,9 Prozent und in der zweiten Runde 13,6 Prozent der Stimmen bekommen. "Vielleicht passiert ja auch etwas Unerwartetes", sagte Bahrmann im Gespräch mit Meißen News. Es sei doch immerhin möglich, dass Markus Renner aus verschiedenen Gründen schwächer performt als erwartet. Jurisch wegen der NPD-Vorwürfe auch - und plötzlich erscheine Bahrmann als mögliche Alternative. "Dann haben wir alle um die 30 Prozent und dann wird es richtig spannend."
Sollte keiner der drei Meißner Kandidaten am Sonntag die absolute Mehrheit erreichen, wird am 28. September ein zweiter Wahlgang erforderlich. Dann gewinnt der Kandidat, der die meisten Stimmen erhält.
Text: Ulf Mallek