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«Stelzenfestspiele» locken mit himmlischem Programm

«Fagott sei Dank» ist eines der Konzerte der «Stelzenfestspielen bei Reuth». Vier Gewandhausfagottisten blasen unter freiem Himmel aus vollem Rohr. Das Festival im Dreiländereck von Bayern, Sachsen und Thüringen trotzt drei Tage lang der Pandemie.

Das Motto wird zum Programm: Die «Stelzenfestspiele bei Reuth» lassen ihre 28. Ausgabe am kommenden Wochenende unter dem Titel «Himmlisch» komplett im Freiem laufen. «Alle Veranstaltungen finden, der noch unsicheren Pandemielage geschuldet, unter freiem Himmel statt», kündigte das Festival auf seiner Website an. Alles werde in diesem Jahr etwas anders sein als gewohnt. «Mehr denn je wird die Kunst des Improvisierens gefragt sein - für alle beteiligten Helfer, Künstler und nicht zuletzt das Publikum», hieß es.

Dennoch werden die Fans, die gewöhnlich aus ganz Deutschland und selbst aus dem Ausland anreisen, auf bekannte Stelzen-Klassiker wie die Klangperformance «Landmaschinen-Sinfonie» und den Auftritt der Theatergruppe der Wohnstätten Stelzen der «Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein» bauen können. Die Arbeit mit behinderten Menschen ist für Festspiel-Chef Henry Schneider Herzenssache und zugleich eine Energiequelle für das Festival. Diesmal bringt die Theatergruppe den «Stelzener Sommernachtstraum» frei nach William Shakespeare auf die Bühne.

Die «Landmaschinen-Sinfonie» wird mehrmals vor der Festspielscheune aufgeführt und vereint in diesem Jahr Musiker aus Australien, Deutschland und Südafrika. Schneider kündigte eine Light-Version der Performance an - allerdings mit schwerer Technik. Gemeinsam mit Dorfbewohnern testen die Musiker allerlei landwirtschaftliches Gerät auf seine klangliche Eigenschaften. Heuwender, Melkmaschine oder auch Traktoren avancieren so zu Musikinstrumenten.

Der Leipziger Gewandhaus-Bratscher Schneider hatte das Festival 1993 als Dank an seine vogtländische Heimat ins Leben gerufen. Als Musiker war er in alle Welt gereist, nun sollte die Welt zu Gast in seinem Dorf sein. Mit ungewöhnlichen Konzerten erregte das Fest schon bald überregional Aufsehen. Selbst Medien aus dem Ausland berichteten über das musikalische Treiben in der Provinz. Musiziert wird in einer großen Scheune, der Dorfkirche oder direkt in Wald und Flur.

Dabei dreht sich nicht alles nur um Musik, auch Theater, Tanz und Ausstellungen gehören dazu. Das 180-Seelen-Dorf Stelzen liegt in Thüringen, das zwei Kilometer entfernte Reuth auf sächsischem Gebiet. Aber auch Fans aus dem nicht weit entfernten Bayreuth fühlen sich hier heimisch. Denn Stelzen hat mit dem Stelzenberg einen Grünen Hügel samt Festspielscheune. Das Stelzenfestspielorchester rekrutiert sich aus Musikern des Leipziger Gewandhauses.

Nach dem Finale am Sonntag mit Gustav Mahlers «Auferstehungssinfonie» in einer Fassung für zwei Klaviere, Chor, Solisten und Orchester blüht in Stelzen wieder die «Bachwiese». Dann kann der Fan eine Woche lang Tag und Nacht auf einer Wiese Bachs Gesamtwerk in CD-Qualität genießen. Die Lautsprecher hängen in einem Baum, die «Tonmaschine» steht in der Kirche. Nachts wird die Lautstärke etwas reduziert, um den Schlaf der Bewohner nicht zu beeinträchtigen.

Stelzenfestspiele bei Reuth

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH