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Karnevalisten feiern: Fürstliche Tradition in Dresden

Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen, empfängt Karnevalisten in der Staatskanzlei. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa/Archivbild
Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen, empfängt Karnevalisten in der Staatskanzlei. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa/Archivbild

Abseits der deutschen Karnevalshochburgen im Rheinland werden auch auf den Straßen oder in Sälen in Sachsen die närrischen Tage zünftig gefeiert. Mancherorts trüben Probleme die Feierlaune.

Volle Säle und Umzüge: Sachsens Karnevalisten lassen sich von steigenden Preisen nicht die Stimmung vermiesen. Dennoch haben einige Vereine mit steigenden Kosten zu kämpfen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Zudem werde es immer schwieriger, vor allem kleinere Unternehmen als Sponsoren zu gewinnen, sagte die Vizepräsidentin des Förderkomitees Leipziger Karneval, Therèse Hennig. In Dresden wurde am Samstag an eine fürstliche Tradition angeknüpft.

Im Verband Sächsischer Carneval sind etwa 189 Karnevalsvereine aus Sachsen mit etwa 25 000 Karnevalisten organisiert. Die Zahl sei seit Jahren immer etwa konstant geblieben, sagte Verbandssprecher Michael Rohde. Vor allem in Städten mit breitem Kulturangebot habe es der Karneval in Sachsen schwer. Zudem seien kleinere Kommunen bei der Zusammenarbeit oft kooperativer. Um Mitglieder müsse geworben werden. Nachwuchsprobleme hätten die Vereine jedoch eher bei den Jungen. Die Mädchen hingegen machten gern bei den Funkengarden mit und trainierten dort mehrmals wöchentlich.

Jubiläumszug in Leipzig

Nicht ganz unbeschwert feiern die Leipziger Karnevalisten. Von vielen närrischen Besuchern am Straßenrand begleitet, wie Therèse Hennig hofft, ziehen am Sonntag vor dem Rosenmontag zum 25. Mal die Karnevalisten in einem Umzug durch die Straßen der Messestadt. «Die Anmeldungen für die Teilnahme am Umzug sinken seit Jahren», klagte Hennig. 26 Karnevalswagen werden dabei sein.

«Leider gibt es manche Karnevalsvereine einfach nicht mehr oder die Vereine haben dafür nicht mehr die finanziellen Mittel.» Ihnen machten die Kosten für die Fahrzeuge und die Teilnahmegebühr zu schaffen. Steigende Kosten für die Bühne auf dem Marktplatz, Absperrungen, Sicherheit, Straßenreinigung und die Gebühren, die von der Stadt erhoben würden, machten den Umzug immer mehr zu einem «finanziellen Kraftakt».

Die Corona-Zeit und steigenden Kosten hätten alles verschlimmert. «Dennoch freuen wir uns auf unseren Jubiläumsumzug», sagte Hennig. Leipziger Karnevalsvereine hatten ab dem Jahr 2000 den Karneval in Leipzig gemeinsam auf die Straße gebracht. «Wir kämpfen weiter für einen bunten Karneval in Leipzig», sagte Hennig. Dieser sei vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit wichtig.

Nach dem Umzug wollen die Leipziger Narren zusammen mit dem Karnevalsmaskottchen, der Löwin Leila, auf dem Marktplatz bei Gesang und einem Show-Programm mit Cheerleadern und Tanzgruppen feiern. Höhepunkt sind die Verleihung der «Goldenen Rose» für besondere karnevalistische Leistungen und des Wanderpokals «Goldenes Wagenrad» für den originellsten Festwagen.

Mehr Umzugsteilnehmer in Radeburg

Bei Sachsens wohl größter Karnevalsparty, dem «Rabu», wie der Karneval in Radeburg unweit von Dresden genannt wird, läuft es besser. 70 «Bilder» werden demnach am Umzug teilnehmen, wie der Vorstandsvorsitzende und Präsident des Radeburger Carnevals Clubs, Kai Drabe, berichtete. «Tatsächlich haben wir verglichen mit 2019 und 2023 in diesem Jahr sogar mehr Umzugsteilnehmer.» Rund drei Stunden wird der Umzug am Sonntag dauern.

Die Stadt mit rund 7300 Einwohnern lockt beim «Rabu» alljährlich bis zu 50 000 Schaulustige aus der gesamten Region an. Während der Partys wird der gesamte Marktplatz mit einem großen Festzelt überdacht. Zu den Höhepunkten zählt auch ein Höhenfeuerwerk zum Abschluss der Saison am Faschingsdienstag.

Narren in Wittichenau feiern 318. Saison

Nach der Corona-Pandemie sind die Oberlausitzer Narren in Wittichenau wieder in Feierlaune. «Nach zwei Jahren Zwangspause hatten wir schon im vergangenen Jahr eine hervorragende 317. Karnevalssaison und auch die 318. Saison läuft sehr gut», sagte der Präsident des Wittichenauer Karnevalsvereins, Mathias Glaab. «Wir haben ausverkaufte Saalveranstaltungen und bei den Umzügen sehen wir sogar eine leichte Zunahme der Anzahl der Aktiven bei Festwagen und Fußgruppen.» Die Rede ist von etwa 100 Fußgruppen sowie 20 bis 30 Wagen, die von Herolden begleitet werden. Die Mitgliederzahl im Verein sei etwa gleich geblieben.

Höhepunkte der Saison sind die großen Umzüge zum Weiberfasching und am Rosenmontag. Die allgemeine Teuerung habe jedoch auch den Karneval nicht verschont, sagte Glaab. «Wir haben daher unsere Eintrittspreise moderat angepasst.»

Seit 1706 wird in Wittichenau Karneval gefeiert. Er ist Sachsens wohl ältester und traditionsreichster Karneval. Während der tollen Tage verwandelt sich fast jede Garage, Scheune oder auch anderes Gebäude in eine Freiluftbar, wo Narren bewirtet werden. Beim Großen Maskenball zeigen die Kostümgruppen ihre neuen Kreationen. Der Umzug zum Weiberfasching am Samstag gehört den Frauen. Am Rosenmontagsumzug strömen dann bis zu mehrere Tausend Gäste in die Kleinstadt in der Oberlausitz.

Dresden bekam schon Besuch

In Dresden hat sich der Karneval in die Säle zurückgezogen. Einer der Höhepunkte in diesem Jahr war der Besuch der 1. Großen Salzburger Gesellschaft Faschingsgilde. Die Gäste aus der Dresdner Partnerstadt waren auch bei der ersten Faschingsparty des Jahres im traditionsreichen Dresdner Ballhaus Watzke dabei. Im nächsten Jahr fahren die Dresdner zum Gegenbesuch nach Salzburg. Vor mehr als 100 Jahren hatten die Karnevalsumzüge in der Landeshauptstadt noch rheinländische Dimensionen mit einem Riesenauflauf Schaulustiger. Jetzt wird Karneval vor allem in den Sälen gefeiert.

Fürstliche Tradition in der Landeshauptstadt

Zudem wurde in Dresden an eine alte Tradition angeknüpft und der zweite Elbvenezianische Carneval gefeiert. Das öffentliche Flanieren durch die historische Altstadt in barocker Verkleidung mit Masken war am Samstag der Höhepunkt der Veranstaltung. Damit soll eine fast 350-jährige italienisch-venezianische Feiertradition an der Elbe wiederbelebt werden. «Wir wollen Dresdnern und Gästen der Stadt ein Lächeln schenken und viele Menschen dazu animieren, sich selbst zu verkleiden», sagte Initiator Bernd Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur. Das zweitägige privat organisierte und von Museen und Hotels unterstützte Fest könne sich zum Magneten in der touristischen Nebensaison entwickeln.

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