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500 Jahre Reformation: Zwickau will mit Ausstellung punkten

500 Jahre Reformation veranschaulicht durch 500 Jahre alte Originaldokumente: Mit einer großen Ausstellung noch nie gezeigter Archivalien aus Luthers Zeit startet Zwickau in das Reformationsjubiläum. Unter dem Titel «Erneuerung & Eigensinn. Zwickaus Weg durch die Reformation» zeigen die Kunstsammlungen ab Samstag, wie die westsächsische Stadt nach Wittenberg zur zweiten Stadt werden konnte, in der sich Martin Luthers Ideen durchsetzten.

«Viele der Dokumente aus dem Stadtarchiv wie die Ratsprotokolle aus der damaligen Zeit sind Unikate», sagte Archivleiterin Silva Teichert am Mittwoch vor der Ausstellungseröffnung. Ab 1519 finde sich in fast jeder Sitzung ein Eintrag zu den gesellschaftlichen Umbrüchen, die Luthers Thesenanschlag von 1517 nach sich zogen. 

Andere Dokumente werfen einen Blick auf die kirchliche Praxis vor Luther: So listet ein Terminierbuch der Franziskanermönche um 1460 minuziös auf, wer wann wie viel spendete, um seine Seele zu retten. Gegen diesen Ablasshandel ging der Reformator bekanntermaßen besonders entschieden vor. Wichtig seien solche Dokumente aber nicht nur, um sie nun zu zeigen. «Der Großteil der in diesem Buch genannten Orte wurde damit erstmals urkundlich erwähnt», erläutert Teichert die Bedeutung solcher Archivschätze.

Von denen biete die Reformationsausstellung jede Menge, ergänzt Lutz Mahnke von der Ratsschulbibliothek Zwickau, einer der ältesten öffentlichen wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands. Beide Einrichtungen - Bibliothek und Stadtarchiv - arbeiten mit den Städtischen Kunstsammlungen unter einem Dach, und das nicht nur im übertragenen Sinne bei dieser Gemeinschaftsausstellung mit dem stadthistorischen Museum Priesterhäuser. Die örtliche Nähe sei ein Grund gewesen, diese Ausstellung im Kunstmuseum zu präsentieren. Ein anderer seien die optimalen Klima- und Lichtbedingungen.

Denn Originalschriften wie «Von der Freiheit eines Christenmenschen», die Luther dem damaligen Zwickauer Bürgermeister widmete, oder Gehaltsquittungen des Predigers Thomas Müntzer seien lichtscheu, erklärt Mahnke. Insgesamt sind bis Ende Mai 160 Objekte zu sehen, darunter Briefe, Drucke und Quittungen, aber auch Kunstwerke wie Kupferstiche oder ein Luther-Porträt.

«Mit der Ausstellung wollen wir anschaulich zeigen, wie die Reformation in Zwickau ablief», sagt Museumschefin Petra Lewey. Das Ganze sei alles andere als friedlich abgelaufen. In Sachen Hetze hätten sich Befürworter und Kritiker wenig genommen. So musste sich der Reformator als «Wildschwein im Weinberg des Herrn» beschimpfen lassen, wie in einer Vitrine zu lesen ist. Offensichtlich eine Retourkutsche für Luthers Papstesel-Flugschrift von 1523.

Zudem zeigt die Schau eher unbeachtete Aspekte der Reformation: Mit Luthers Ideen wurden beispielsweise Altäre von heute auf morgen Nebensache und Künstler wie der Zwickauer Bildschnitzer Peter Breuer auf einen Schlag arbeitslos. Bis dato die Nummer Eins der Region für sakrale Kunst, starb er völlig verarmt.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Jan Woitas