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Es gibt einen Berg der Sachsen - Die Sachsenspitze

Jörg Ehrlich
Jörg Ehrlich

Diese Sachsen haben nicht nur der Sachsenspitze ihren Namen gegeben, sondern mit Diamir auch noch ein spitzenmäßiges sächsisches Unternehmen aufgebaut.


Hier kommt kein Auto mehr lang, nicht einmal ein Jeep Wrangler, die wirklich für unwägbares Gelände gebaut werden. Hier, das ist irgendwo im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan, rund acht Stunden Fußmarsch von der letzten befahrbaren Holperpiste entfernt. Ein vom Tourismus völlig unberührtes und weitestgehend unerforschtes Gebiet mit klaren Bächen. Eine idyllische Oase inmitten einer unnahbaren Eis- und Steinwüste. Ein Traum für Bergsteiger wie Dieter Rülker, Frank Polte, Jörg Ehrlich und Markus Walter, die sich bereits 1998 zu einer Expedition aufmachten, um als Erste einen bislang nicht bestiegenen 6000er zu erklimmen.
Die vier Dresdner brauchten eine völlig neue Herausforderung, nachdem sie bereits verschiedene 7000er und 8000er bestiegen haben – eine Erstbesteigung. Über London, Islamabad und Rawalpindi bis nach Gilgit reisten sie ins Zielgebiet. Am tatsächlichen Startpunkt angekommen, wollte sie innerhalb von vier Wochen Gletscher, Täler, Gipfel und „weiße Flecken“ auf der Landkarte erkunden. Natur und Abenteuer pur.
Am riesigen Karambar-Gletscher herrschte damals ein ganz eigenes Klima. Sonne, Regen, Schneestürme und Nebel wechselten sich meist unvorhersehbar ab, sodass die Expedition durchaus riskant war. Die ersten Tage verbrachten die vier Dresdner wetterbedingt im Basislager, später errichteten sie zwei Zwischenlagern – eins auf 4.300 Metern, das andere auf 4.950 Metern. Allein die Erkundung einer Route durch die komplizierten Eisbrüche des benachbarten und kleineren Kutshkulin-Gletschers dauerte volle zehn Tage ehe überhaupt der erste Gipfelsturm denkbar war.
Die erste Besteigung endete bei 5.880 Metern und konnte von allen vier Steigern gleichzeitig erreicht werden – "Kutshkulin Sar" war geschafft. Die gesamte kräftezehrende Tour dauert über 20 Stunden. Markus schaffte es damals nicht mal mehr seinen Tee zu trinken und wachte am nächsten Morgen mit der Thermosflasche in der Hand auf. Aufgrund der Wetterlage und der immer knapper werdenden Zeit schienen die beiden anderen Gipfel unerreichbar. Die vier Sachsen mussten also eine Entscheidung treffen und wollten nur noch bei gutem Wetter einen zweiten Aufstieg wagen.
Bergtouren starten für gewöhnlich sehr zeitig und der Blick aus dem Zelt um zwei Uhr morgens ließ Großes erahnen. So klar wie der Sternenhimmel war, so klar war für alle: „Jetzt oder nie.“ Nach drei Stunden Aufstieg durch die Dunkelheit, die nur durch einen kleinen Lichtkorridor der Stirnlampen durchbrochen wurde, gab es einen traumhaften Tagesanbruch und einen schier endlosen Blick über das Gipfelmeer des Karakorums. Bereits 09.00 Uhr standen sie auf der Gipfelschulter und nahmen das letzte steile Stück in Angriff. Die sehr kleine Spitze des Gipfels betraten die vier Sachsen gut gesichert einzeln. Hier wollte keiner ein unnötiges Risiko eingehen. Überglücklich tauften sie diesen Berg in Landessprache „Sax Sar“ – die „Sachsenspitze“. Kleine Randbemerkung: Weil sie nur eine Genehmigung bis 6.000 Meter hatten, ist der Gipfel mit 5.999 Metern angegeben, obwohl die Höhenmesser mehr anzeigten.

Zwei Jahre nach der „Sachsenspitze“ gründeten Jörg Ehrlich und Markus Walter das Reiseunternehmen Diamir, das noch immer in Dresden sitzt, nach 18 Jahren bereits über 100 Mitarbeiter beschäftigt und unglaubliche Reisen in über 120 Länder anbietet. So wurde aus einer Leidenschaft ein erfolgreiches sächsisches Unternehmen.