Feriengäste gesucht: Nach zwei Jahren Corona-Pandemie ist in den sächsischen Tourismusregionen in diesem Sommer der Wettbewerb um Gäste wieder voll entbrannt. Dabei werden die Gäste- und Übernachtungszahlen von vor Pandemie oft noch nicht wieder erreicht, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den Tourismusregionen ergab. Nachdem in den vergangenen Jahren die Regionen davon profitieren konnten, dass viele Menschen wegen der Pandemie in heimatlichen Gefilden ihren Urlaub verbracht haben, sind viele von ihnen in diesem Jahr wieder im Ausland unterwegs.
«Die Sommersaison läuft gut», sagte die Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH, Corinne Miseer. Das sei in der Stadt zu sehen und das sagten auch die Hoteliers. Dennoch sei bei Übernachtungen und Zimmerauslastung der Stand von 2019 noch nicht wieder erreicht. So lag das Minus bei den Übernachtungen in Dresden und Umgebung im Mai verglichen mit dem gleichen Monat 2019 bei fast 20 Prozent. Die Zimmerauslastung lag 13,6 Prozentpunkte niedriger. Im Juni 2022 habe die Auslastung 68,4 Prozent betragen, im Juni 2019 noch 78,7 Prozent. Die Auswirkungen von Corona-Krise, Ukraine-Krieg und Inflation seien spürbar, sagte Miseer. Vor allem der Arbeitskräftemangel und steigende Energiekosten bereiteten den Touristikern große Sorgen.
Der Sommer 2022 steht laut Miseer «ganz klar im Zeichen von Aktivurlaub.» In der Stadt Dresden und der Elbland-Region könne der Gast wählen von Wandern über Radfahren bis Stand Up Paddling auf der Elbe oder Austoben im Kletterwald. Wegen der vielen sonnenreichen Tage sind Open-Air-Events 2022 besonders nachgefragt.
Mit fast 331 700 Übernachtungen hat in Leipzig der Mai 2022 den von 2019 knapp überflügelt. Damals wurden etwa 330 650 Übernachtungen gezählt. Schon im April lag die Zahl höher als 2019. «Wenn es keine Rückschläge gibt, wird 2022 ein sehr gutes Jahr», sagte der Geschäftsführer der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH, Volker Bremer. Seit Mitte April hätten Reisefreudigkeit und Buchungen deutlich zugenommen. Im Mai seien vor allem wegen der Festivals wie dem Deutschen Chorfest, dem Leipziger Stadtfest, dem Wave Gotik Treffen oder dem Bachfest Leipzig Zehntausende Besucher angereist. «Juni und Juli dürften aus touristischer Sicht ebenfalls sehr gut gelaufen sein.» Auch das Neun-Euro-Ticket habe sich positiv ausgewirkt, hieß es. Es habe viele kurzfristige Buchungen gegeben.
Steigende Gästezahlen hat die Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH in der Stadt vor allem im Tagungs- und Kongressbereich ausgemacht. Im rein touristischen Bereich lasse sich eine Zwischenbilanz aktuell schwer ziehen, hieß es. In den Hotels werde die Beobachtung gemacht, dass die deutschen Touristen verglichen mit denen aus dem Ausland überwiegen.
Im Erzgebirge ist die Nachfrage nach einem Sommerurlaub einer Sprecherin des Tourismusverband «bisher nicht so hoch, wie wir sie im vergangenen Jahr registrieren konnten.» In den Hotels, Pensionen und auch privaten Ferienunterkünfte gebe es noch freie Plätze. Viele Reisende wollten offensichtlich nach zwei Jahren Pandemie ihren Jahresurlaub in entfernteren Gegenden verbringen. «Für die kommenden Tage erhoffen wir uns Buchungen von Kurzentschlossenen», sagte die Sprecherin. «Vor allem auch wegen des schönen Sommerwetters.» Besonders nachgefragt seien Outdoor-Aktivangebote, wie Radfahren und Wandern.
«Wir hoffen, während der Sommermonate die Zahlen von 2019 etwa wieder zu erreichen», sagte der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Vogtland, Andreas Kraus. Nachhaltigkeit und Urlaub in der Natur lägen im Trend und da habe das Vogtland mit seinen Wäldern, Talsperren, Seen und Naturbädern sowie den Heilbädern viel zu bieten.
In der Sächsischen Schweiz hat der Waldbrand im Nationalpark den Aufschwung gestoppt. Eigentlich hatte der Tourismusverband für 2022 auf Übernachtungszahlen wie etwa 2018 gehofft, 7 Prozent unter dem Rekordjahr 2019. «Die Sächsische Schweiz war gut gebucht, wenn auch noch Unterkünfte in allen Preislagen erhältlich waren», sagte Mandy Krebs vom Tourismusverband. Doch die Waldbrände im Nationalpark und das Verbot, die Wälder zu betreten, hätten alles verändert. «Was wir also dringend brauchen ist Regen, denn ohne die Aufhebung des Waldbetretungsverbots fehlt uns ein wesentliches Angebot, nämlich das Wandern.»
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