Es gibt Urlaube, die vergisst man nie. Nicht, weil sie so perfekt waren – sondern weil sie so echt waren. Weil man nach einer viel zu langen Fahrt voller Baustellen und Mautstellen endlich aus dem Auto klettert, den ersten tiefen Atemzug salziger Meeresluft nimmt und denkt: Jetzt. Jetzt ist Urlaub.
Die Fahrt von Dresden nach Istrien
Unser Abenteuer Camping in Istrien begann mitten in der Nacht – mit Thermoskannen-Kaffee, einem bis unters Dach vollgepackten Camping-Oldtimer und der stillen Hoffnung, dass die Jungs einfach noch ein paar Stunden schlafen würden. Die Fahrt nach Kroatien war lang, aber irgendwie auch besonders. Über Tschechien, Österreich und Slowenien ging es im mäßigen Tempo gen Süden. Mit einer Reisegeschwindigkeit von maximal 90 km/h hatten wir alle Zeit der Welt, um Landschaften zu genießen, Podcasts zu hören und beim morgendlichen Stopp am Wörthersee Cola und Espresso zu schlürfen.
Wer zum ersten Mal mit dem Auto Richtung Kroatien fährt, lernt schnell: Maut ist ein treuer Begleiter. Tschechien, Österreich, Slowenien – überall braucht man eine Vignette. Zum Glück gibt es den ADAC, bei dem man die digitalen Varianten für Österreich und Slowenien ganz bequem vorab kaufen kann. Für Tschechien braucht man die Vignette direkt vom Anbieter – auch das ist schnell gemacht. Wichtig in Österreich: Manche Tunnel kosten extra. Wenn man das Kennzeichen vorher registriert hat, darf man durch die Fast Lane fahren – sehr hilfreich, wenn man nachts bei Nieselregen und müden Augen nicht noch anhalten will.
Nach rund 18 Stunden – inklusive aller Pausen, Espresso-Momente und etwas Navigations-Chaos an slowenischen Kreisverkehren – war es endlich so weit: Wir rollten auf unseren Stellplatz im Campingplatz Umag.
Auf dem Campingplatz angekommen
Wir bauten unser Zelt auf, spannten einen Pavillon und richteten uns ein. Nicht perfekt, aber passend für uns. Am Abend dann das erste selbstgekochte Essen unter freiem Himmel: Nudeln mit Tomatensoße. Kein kulinarisches Meisterwerk, aber das Gefühl war unbezahlbar. Wir saßen zusammen, aßen, lachten – und waren endlich angekommen.
Der Campingplatz Umag liegt etwa 7 Kilometer südlich der Stadt Umag, die übrigens ein lohnenswerter Halbtagesausflug ist – dazu später mehr. Die Anlage selbst ist groß, aber gut organisiert. Es gibt verschiedene Stellplatz-Kategorien, je nachdem, wie nah man ans Meer will (und wie luxuriös man duschen möchte). Unser Platz lag angenehm schattig unter Bäumen und nicht weit vom Wasser entfernt.
Das WLAN? Hervorragend. Mit bis zu 60 Mbit pro Sekunde im Up- und Download war es auch für unsere drei Teenager – 14, 14 und 17 Jahre alt – absolut ausreichend. Besonders praktisch für sie: Schatten, Ruhe und stabile Verbindung zum Zocken. Urlaub 2025, wie er leibt und lebt.
Wer morgens vom Duft frischer Brötchen geweckt wird, ist entweder auf einem sehr guten Campingplatz – oder hat Hunger. Beides traf bei uns zu. Der Bio-Bäcker auf dem Platz verkaufte Chiabattabrot, Croissants und Brötchen zu absolut fairen Preisen. Kaiserbrötchen für 48 Cent? Da sagt man nicht nein.
Zwei Lito-Supermärkte (klein, aber gut sortiert – und Lito heißt übrigens „Sommer“) versorgten uns mit allem, was das Camperherz begehrt. Von Grillkohle bis Chivapcici, von Zahnbürsten bis Zucchini war alles da.
Die Adria zeigte sich in dieser ersten sächsischen Ferienwoche von ihrer besten Seite. Das Wasser war glasklar, angenehm warm und ideal zum Schnorcheln, Planschen und Abtauchen. Es gab keine Quallen, keine Algenplage – nur Sonne, Steine und türkisblaues Wasser.
Wichtig zu wissen: Wer auf Sandstrand hofft, ist in Kroatien meist falsch. Der Küstenabschnitt bei Umag ist typisch steinig. Das sieht toll aus, kann aber beim Reingehen ins Wasser unangenehm sein. Deshalb unser Tipp: unbedingt Badeschuhe einpacken. Neben den Felsen gibt es nämlich auch vereinzelt Seeigel – und auf deren Stacheln möchte wirklich niemand treten.
Eine Bootstour mit besonderen Momenten
Ein besonderer kulinarischer Ausflug führte uns in die Stadt Umag. Nur rund sieben Kilometer entfernt, ruhig, charmant, nicht überlaufen – und mit allem, was man für einen kleinen Stadtbummel braucht: Souvenirshops, schmale Gassen, Eisdielen und das Restaurant „Viktor“. Direkt am Meer gelegen, mit herrlicher Aussicht auf den Sonnenuntergang. Die Pizza war ausgezeichnet, das Gemüserisotto eher enttäuschend. Und das alkoholfreie PAN-Bier passt perfekt zu diesen Abend.
Wer Urlaub am Meer macht, muss auch raus aufs Meer. Deshalb haben wir nicht lange gezögert, als ein freundlicher älterer Herr mit dem Fahrrad über den Platz fuhr und eine Schiffsreise anbot. „Kristina“ hieß der Anbieter und auch das Boot – und was wie der Name einer netten Tante klingt, war in Wahrheit ein schwimmendes Abenteuer auf der Adria.
Für 50 Euro pro Erwachsenen und 25 Euro für die Kinder war alles dabei: eine ganztägige Bootstour, Getränke, ein Mittagessen – und als Bonus: Musik, Sonne und beste Laune. Schon beim Ablegen war klar, dass das ein guter Tag werden würde. Die polnische Reisegruppe an Bord war nicht nur tanzfreudig, sondern auch gesanglich extrem gut aufgestellt.
Ein paar Eindrücke aus Istrien
Und dann: der magische Moment. Vorn am Bug des Schiffs tauchte er auf – ein Delfin! Ganz nah, elegant, verspielt. Er schwamm direkt vor uns, tauchte ab, schoss voran, als wollte er mit dem Schiff fangen spielen. Ein paar Minuten lang vergaßen alle ihre Kameras, Selfies und Getränkebecher. Es war einfach nur still – und wunderschön.
Erster Landgang: Rovinj – eine Bilderbuch-Hafenstadt mit engen Gassen, bunten Häusern und einer charmanten Mischung aus Touristentrubel und Gemütlichkeit. Zwei Stunden Zeit, um sich treiben zu lassen.
Zurück an Bord ging es zur Piratenbucht. Möwen umkreisten das Schiff, anfangs vorsichtig, später wild. Es wurde gefüttert, gelacht, erschrocken „Aua!“ gerufen, wenn eine Möwe knapp daneben schnappte.
Letzter Stopp: Poreč. Noch einmal Eisschlecken, durch die Gassen schlendern, Yachten bestaunen. Drei Tage später sollten genau diese Boote schwer vom Sturm gezeichnet sein.
Das Unwetter von Kroatien
Camping macht wetterfühlig – und so hatten wir den Regenradar ständig im Blick. Eines Abends kündigte sich ein heftiges Unwetter an der Adria an. Der Radar zeigte: direkt über uns. Zelt sichern, Pavillon festbinden, Wäsche abnehmen – und hoffen.
Dann: Entwarnung. Der Wind drehte, das Gewitter zog vorbei. Es regnete stark, aber wir blieben verschont. In anderen Teilen Kroatiens sah es anders aus. TikTok und YouTube zeigten die ganze Wucht: Boote zerstört, Straßen überschwemmt. Wir waren dankbar – und beeindruckt, wie schnell das Wetter hier kippen kann.
Camping heißt: Nähe zur Natur. Und das gilt auch für die Tierwelt. Auf unserem Platz lebten viele Vögel – Spatzen, Raben, Meisen und Schwalben. Die Meisen waren besonders zutraulich. So zutraulich, dass sie es sich nicht nehmen ließen, unsere Badesachen als Toilette zu benutzen. 😂 Wir nahmen es mit Humor.
Ein besonderer Moment: Eine winzige, nackte Schwalbe fiel aus dem Nest. Mit etwas Fingerspitzengefühl, viel Vorsicht und ohne sie direkt zu berühren hoben wir sie mit Hilfsmitteln zurück. Am Abend saß die Schwalbenmama wieder im Nest. Wir hoffen, sie hat ihr Küken angenommen. Für uns war es ein bewegender Moment.
Wissen: Kroatien nach der Euro-Einführung
Kroatien hat 2023 den Euro eingeführt – und das hat einiges verändert. Für Urlauber aus dem Euro-Raum ist das erstmal praktisch: keine Währungsumrechnung mehr, kein Rechnen an der Kasse, keine Diskussion mit der Bank über Wechselkursgebühren. Alles in Euro, alles transparent. Klingt gut. Aber: Die Preise sind mit dem Euro deutlich gestiegen – und zwar nicht nur gefühlt.
Laut offiziellen Angaben lagen die Preiserhöhungen bei bis zu 30 Prozent – spürbar vor allem beim Essen gehen, bei Kleidung und in den Supermärkten. Auch wir haben es gemerkt: Der Fisch im Restaurant, das Eis in der Altstadt, der Kaffee am Hafen – alles ein kleines bisschen teurer als noch vor ein, zwei Jahren und durchaus mit Deutschland zu vergleichen. Eine Kugel Eis kostet auch hier 2 Euro.
Besonders interessant: Das eigentliche Ziel – mehr Touristen nach Kroatien zu holen – wurde 2024 nicht erreicht. Im Gegenteil: Es kamen rund 10 Prozent weniger Gäste ins Land. Viele Reisende wichen auf andere Mittelmeerländer wie Albanien oder Montenegro aus. Die Hoffnung auf einen Euro-Boom erfüllte sich also nicht. Stattdessen gab’s Kritik – vor allem aus der Bevölkerung –, dass Kroatien seinen wichtigsten Vorteil verloren hat: das gute Preis-Leistungs-Verhältnis.
Für uns hieß das: etwas mehr planen, etwas mehr kochen, etwas bewusster genießen. Zum Glück waren wir mit dem Camper unterwegs – und das hat klare Vorteile. Selbstgekochte Nudeln unter dem Pavillon schmecken eh besser als teurer Fisch, wenn man den Sonnenuntergang im Blick hat.
Trotzdem: Kroatien ist und bleibt ein großartiges Urlaubsland. Die klare Adria, die schönen Städte, das gute Olivenöl und die entspannte Atmosphäre machen viel wett. Nur wer früher für wenig Geld viel bekommen hat, muss jetzt ein bisschen umdenken – und vielleicht auch ein bisschen mehr sparen. Oder eben: ein bisschen mehr selber machen. Das klappt hervorragend – und macht den Campingurlaub in Istrien am Ende nur noch authentischer.
Wir waren vom 30.6. bis 11.7.2025 in Kroatien.