Die Stadt Chemnitz hat Pläne für einen Theaterneubau vorgestellt. Hintergrund ist, dass die Kosten für eine Sanierung des bisherigen Schauspielhauses enorm gestiegen sind. Das Vorhaben liegt deswegen auf Eis. Als Interim sind Schauspiel und Puppentheater im ehemaligen Fabrikkomplex Spinnbau untergebracht. Nach Prüfung mehrerer Varianten sei die dauerhafte Nutzung dieses Areals samt Neubau von Schauspielbühne und Zuschauerraum am erfolgversprechendsten, erklärte der Leiter des Chemnitzer Hochbauamtes, Thomas Kütter.
Neubau von Bühnenturm, Zuschauerraum und Werkstätten
Den Plänen nach sollen auf dem Areal auch andere Bereiche der Städtischen Theater konzentriert werden, die bisher über die Stadt verteilt sind und viel logistischen Aufwand verursachen - etwa die Werkstätten. Der Neubau von Schauspielhaus und Werkstätten sowie Sanierung der Bestandsgebäude würde ersten Schätzungen nach etwa 32,5 Millionen Euro kosten. Hinzu käme eine Freilichtbühne mit 300 Sitzplätzen in einem Parkareal für etwa eine halbe Million Euro. Auch der Preis der Immobilie ist in der Kalkulation noch nicht enthalten.
Baubürgermeister Michael Stötzer verwies auf frühere Überlegungen in der Stadt, die Theaterstandorte im Zentrum in der Nähe des Opernhauses zu konzentrieren. Nach heutigen Baupreisen müsste man dafür etwa 200 Millionen Euro kalkulieren, sagte er. Auch die Sanierung des Schauspielhauses wird nach jetzigem Stand mit mehr als 34 Millionen Euro veranschlagt, ohne dass dabei eine Verbesserung etwa für die Werkstätten entstünde.
«Hier kann eine hervorragende Zukunft für das Schauspiel in Chemnitz liegen», konstatierte Generalintendant Christoph Dittrich. Der Bau repräsentiere die Industriegeschichte der Stadt und das Publikum habe das aktuelle Interim von Schauspiel und Figurentheater sehr gut angenommen. «Es fehlt ein Saal, der für Schauspiel geeignet ist, viele andere Dinge sind schon vorhanden.»
Wichtige Rolle als «Ort des freien Wortes»
Das alte Schauspielhaus war 1980 eröffnet worden, nachdem der Vorgängerbau einem Feuer zum Opfer gefallen war. Es gilt als dringend sanierungsbedürftig vor allem mit Blick auf den Brandschutz. Kürzlich hatte ein Aktionsbündnis das leerstehende Gebäude besetzt, um sich für den Erhalt starkzumachen. «Das Theater war in den Zeiten des real existierenden Sozialismus ein Ort des freien Wortes», erinnerte Dittrich an dessen Bedeutung in der DDR. Viele Menschen würden das nach wie vor mit dem alten Standort verbinden, räumte er ein.
Wie es mit den Plänen weitergeht, liegt den Angaben zufolge nun beim Stadtrat - und ob die Stadt überhaupt die Eigen- und Fördermittel für einen solchen Neubau zusammenbringt. Besucher und Mitarbeiter des Theaters müssen sich in jedem Fall noch mehrere Jahre gedulden. Wenn die Standortfrage, die Finanzierung und der Erwerb des Grundstücks geklärt seien, müsse grob noch mit etwa vier Jahren für Planung und Ausführung gerechnet werden, sagte Stötzer. Mit einer Fertigstellung sei auch im optimistischsten Szenario also erst nach 2030 zu rechnen.
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