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Zahl der Pflegebedürftigen hat sich mehr als verdoppelt

Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Sachsen hat sich binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt (Symbolbild). / Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Sachsen hat sich binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt (Symbolbild). / Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Das Problem ist lange bekannt, doch eine Lösung zeichnet sich nicht ab. In Deutschland werden immer mehr Menschen ein Pflegefall. Der Ruf nach einer Reform wird lauter.

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen wächst rasant. Binnen zehn Jahren hat sich ihre Anzahl mehr als verdoppelt. Das geht aus einer Antwort des Sozialministeriums auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Susanne Schaper (Die Linke) im Landtag hervor. Demnach bezogen im Jahr 2013 exakt 149.461 Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung, zehn Jahre später waren es 363.243. Das ist ein Zuwachs von 143 Prozent.

Anerkennung für die stille Pflegearbeit

«Jahr für Jahr kommen allein in Sachsen zehntausende Pflegebedürftige hinzu», stellte Schaper klar. Eine Trendwende sei nicht absehbar. «Es ist eine riesige Aufgabe, allen ein Altern in Würde zu ermöglichen. Alle, die in unserem Land ehren- oder hauptamtlich pflegen, verdienen Anerkennung und Entlastung.»

Den mit riesigem Abstand größten Pflegedienst bilden die Angehörigen, betonte Schaper. «Sie verdienen viel mehr Unterstützung und sollten sich mit Rückkehrrecht vom Beruf freistellen lassen können wie beim Mutterschutz. Sie sollten Entgeltersatzleistungen erhalten und ihre Pflegezeiten angerechnet bekommen. Wir wollen zudem Angebote für Beratung, Weiterbildung und Gesundheitsförderung ausbauen und Prozesse vereinfachen.»

Schere zwischen Bedarf und Personalbestand geht weiter auf

Schaper hatte per Kleiner Anfrage im Parlament von der Regierung auch Zahlen zum Personal erbeten. «Die Schere zwischen Bedarf und Personalbestand geht immer weiter auf», lautet das Fazit der Linke-Fraktionschefin. Dabei gab es auch Personalzuwächse. 2015 hatte die Branche rund 83.000 Pflegekräfte, 2023 schon gut 98.700. Zugleich wuchs aber auch die Zahl der offenen Stellen in diesem Zeitraum - von 27.444 auf 39.492.

2015 kamen auf einen Leistungsempfänger der Pflegeversicherung rechnerisch 0,49 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Pflegeberuf. 2023 waren es nur noch 0,27 Beschäftigte. Schaper sieht die Zahlen auch als Beleg dafür, wie wichtig attraktive Arbeitsbedingungen sind, um Überlastung vermeiden. «Eine sächsische Pflegebevollmächtigte oder ein Pflegebevollmächtigter sollte sich künftig um die Aufwertung des Berufs kümmern.»

Zahl der Sozialfälle steigt

Auch die Pflegebedürftigen selbst benötigen mehr Unterstützung, sagte Schaper. Bei Eigenanteilen von bis zu 3.000 Euro im Monat für den Heimplatz reichten selbst zwei gute Renten nicht mehr aus. «So werden viele Menschen nach einem langen Arbeitsleben zum Sozialfall.» Fast 22.000 Menschen in Sachsen hätten im Jahr 2023 die Sozialleistung «Hilfe zur Pflege» benötigt.

Sachsen soll sich im Bund für Deckelung der Eigenanteile einsetzen

«Die Eigenanteile würden sinken, wenn der Freistaat die Investitions- und Ausbildungskosten der Heimbetreiber in Form eines Pflegewohngeldes übernähme. Sachsen soll sich im Bund für die Deckelung der Eigenanteile einsetzen», betonte Schaper. Außerdem schlage ihre Partei nach bayerischem Vorbild ein Landespflegegeld zur freien Verfügung vor, um den älteren Menschen wenigstens etwas finanzielle Selbstbestimmung zu bewahren.

«Gute Pflege ist bezahlbar, wenn wir die Pflegeversicherung zur Vollversicherung umbauen», erklärte Schaper abschließend. Alle, die ein Einkommen erzielen, sollten gerecht in die gesetzlichen Pflegekassen einzahlen.

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