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Piwarz: Lage bei der Unterrichtsversorgung bleibt angespannt

Ein Lehrer steht im Unterricht an der Tafel. / Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild
Ein Lehrer steht im Unterricht an der Tafel. / Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) rechnet im neuen Schuljahr mit Problemen bei der Absicherung des Unterrichts. Man habe sich noch mehr neue Lehrerinnen und Lehrer gewünscht, aber die in den vergangenen Jahren erhöhten Studienkapazitäten würden sich noch nicht in den Bewerberzahlen widerspiegeln, sagte er am Donnerstag in Dresden. «Insgesamt bleibt die Lage bei der Unterrichtsversorgung angespannt.» Wenn man keine Gegenmaßnahmen eingeleitet hätte, wäre die Situation noch schlechter. Piwarz zeigte sich offen, mit den Lehrerverbänden über alle Probleme zu sprechen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte Sachsen am Mittwoch «außerordentlich schlecht» aufgestellt gesehen und von einem Offenbarungseid gesprochen. «Schwarzmalen liegt mir nicht, aber es ist eher ein Grauton als ein Buntton», beschrieb Piwarz die Lage. Der Lehrermangel sei überall in Deutschland ein Problem. Inzwischen schlage selbst ein Land wie Bayern Alarm. Vor allem der ländliche Raum sei in Sachsen von Lehrermangel betroffen. Es sei sehr schwer, junge Lehrer für eine Arbeit dort zu interessieren. Größtes Sorgenfächer seien die Naturwissenschaften und Informatik.

Piwarz wollte nicht darüber spekulieren, in welchem Umfang Unterricht wegen fehlender Lehrkräfte ausfallen wird. Das lasse sich pauschal nicht beantworten. «Das wird von Schule zu Schule unterschiedlich sein. Wir werden Schulen haben, die einen erheblichen planmäßigen Unterrichtsausfall haben.» Dort werde es aber auch Möglichkeiten der Kompensation geben. Bei notwendigen Kürzungen des Unterrichts sollten die Schulen selbst entscheiden. Die GEW geht davon aus, dass der Ausfall von Unterricht steigen wird. Im letzten Jahr vor der Pandemie fielen über alle Schularten hinweg 5,2 Prozent des Unterrichtes aus.

Mit Blick auf weitere Einstellungen in den kommenden Monaten zeigte sich Piwarz aber optimistisch: «Im Laufe des Schuljahres werden wir die noch bestehenden Lücken reduzieren können.» Ab November stünden weitere Seiteneinsteiger zur Verfügung. Am 1. Februar 2023 würden etwa 700 Referendare ihre Lehrerausbildung abschließen. Insgesamt hat Sachsen für das neue Schuljahr 1024 neue Lehrkräfte eingestellt.

Der Kultusminister stellte klar, dass die Beschulung ukrainischer Kriegsflüchtlinge eine Herausforderung für das Schulsystem sei. Mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine hätten sich für den Unterricht angemeldet, über 9000 seien schon konkret einer Schule zugewiesen. Dies stelle mancherorts schon jetzt eine Überlastung dar, vor allem in Dresden, Leipzig und Görlitz. Die räumlichen und die personellen Kapazitäten seien dort erschöpft.

Vorsichtig optimistisch äußerte sich Piwarz zum Thema Corona: «Das A und O wird sein, dass wir Hygieneregeln einhalten und konsequent lüften.» Alle Klassenräume sollen bis zum Ende der Herbstferien CO2- Ampeln erhalten. Jetzt müsse man auf weitere Beschlüsse des Bundes warten. Auf Tests ohne Anlass will Sachsen fortan verzichten. Wenn es in einer Klasse ein oder zwei nachgewiesene Infektionen gebe, werde man aber die ganze Klasse testen. Laut Piwarz hat Sachsen bisher mehr als 100 Millionen Euro für Tests an Schulen ausgegeben.

Die CDU-Fraktion im Landtag hält eine Fortsetzung der Verbeamtung für zwingend erforderlich, «um nicht eines Tages vor leeren Lehrerzimmern zu stehen». «Wer dies in Frage stellt, ist auf dem bildungspolitischen Auge blind. Denn mit Berlin wird jetzt auch das letzte Bundesland Lehrer verbeamten», erklärte der Landtagsabgeordnete Holger Gasse.

SPD-Bildungsexpertin Sabine Friedel bezeichnete das neue Schuljahr als große Herausforderung. «Die Einstellung von 1024 neuen Lehrkräften kann die Lücke nicht schließen. Die regionale Verteilung zeigt, dass der Mangel inzwischen in den Großstädten und allen Schularten angekommen ist. Es ist wichtig, jetzt alle Hürden zu beseitigen und die Weichen neu zu stellen.» Bewerbungen für den Schuldienst sollten ohne Fristen jederzeit möglich sein. Ausländische Abschlüsse müssten schneller und großzügiger anerkannt werden. Zudem müssten Lehrpläne entschlackt und die Stofffülle reduziert werden.

«Wir brauchen eine offene Diskussion darüber, wie wir die Personalnot lindern und die Schulfamilie stärken können. Multiprofessionelle Teams an den Schulen, Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer, mehr Studienplätze im Lehramt, mehr Plätze im Referendariat, gute Kooperationen mit außerschulischen Partnern und Lernorten, aber auch eine kritische Bestandsaufnahme von Lehrplänen und Stundentafeln - viele Maßnahmen wurden bereits ergriffen, weitere Vorschläge liegen auf dem Tisch und sollten ernsthaft auf Umsetzbarkeit geprüft werden», erklärte Grünen-Bildungsexpertin Christin Melcher.

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