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Dresden steht noch am besten da

Die Lücken, die die Babyboomer am Arbeitsmarkt in den 15 größten Städten in Deutschland reißen werden, werden immer größer. Grafik: JobNinja / Datenbasis: destatis
Die Lücken, die die Babyboomer am Arbeitsmarkt in den 15 größten Städten in Deutschland reißen werden, werden immer größer. Grafik: JobNinja / Datenbasis: destatis

JobNinja-Analyse zeigt: In Deutschlands Großstädten droht eine massive Rentenlücke – rund ein Drittel mehr Arbeitnehmer gehen bis 2035 in Rente als junge nachrücken

Der demografische Wandel nimmt Fahrt auf: Deutschlands Arbeitsmarkt verliert zunehmend die Balance zwischen den Generationen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Online-Stellenbörse JobNinja, die die Zahlen der Altersgruppen 55–65 Jahre und 15–25 Jahre für die 15 größten Städte in Deutschland verglichen hat. Die Zahlen zeigen, dass das Missverhältnis zwischen den bald in Rente gehenden „Babyboomern“ und den nachrückenden jungen Erwerbspersonen größer zu werden droht als bislang angenommen. In vier Großstädten liegt die Differenz zwischen Alt und Jung mittlerweile bei über 30 Prozent.

36 Prozent Alterslücke – 4,7 Millionen Menschen fehlen.

Laut den neuesten Daten des Statistischen Bundesamts (Stand Dezember 2024) leben in Deutschland 13,07 Millionen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren. Sie werden in den kommenden zehn Jahren das Rentenalter erreichen und sukzessive aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Ihnen stehen lediglich 8,34 Millionen junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren gegenüber, die auf den Arbeitsmarkt nachrücken können - ein strukturelles Defizit von 4,72 Millionen Personen oder 36,2 Prozent.

In der Diskussion zur „Rentenlücke“ werden meist nur diese bundesweiten Zahlen genannt. Bekanntlich gibt es in Deutschland aber große regionale Unterschiede – und das nicht nur zwischen Land und Stadt, sondern gerade auch zwischen den Ballungszentren.

Die Online-Stellenbörse JobNinja wollte es genau wissen und nahm nach 2021 zum zweiten Mal die 15 größten Städte in Deutschland unter dem Aspekt „Nachwuchslücke“ genauer unter die Lupe. Das Ergebnis zeigt, dass der demografische Wandel schneller Fahrt aufnimmt als gedacht.

Großstädte bleiben nicht verschont.

Städte sind nicht nur kulturelle und wirtschaftliche Zentren, sondern auch der Motor der Beschäftigung: Jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland (15 Prozent) befindet sich in einer der 15 größten Städte in Deutschland (über 500.000 Einwohner).

Oft ist die Rede von „vergreisenden“ Regionen in Deutschland. Strukturschwache Gebiete, aus den die Jungen wegziehen, weil sie keine beruflichen Perspektiven haben. Ziel sind meist die städtischen Ballungsräume. Trotz dieser „Auffrischung“ wird die Rentnerlücke auch die Städte treffen – mit absehbaren Folgen für Wirtschaftskraft, Dienstleistungssektor und Infrastruktur.

Besonders drastisch zeigt sich das heute schon am Beispiel Essen. 83.576 Menschen in der Ruhrmetropole erreichen in den kommenden zehn Jahren das Rentenalter, aber nur 57.325 junge Essener stehen als potenzielle Nachrücker bereit – ein Defizit von 31,8 Prozent. Und die Differenz wird immer größer, wie ein Vergleich mit 2021 zeigt. Damals lag die Lücke in Essen noch bei 30,1 Prozent.

Die 30 Prozent-Marke reißen mittlerweile auch Hannover mit einer Diskrepanz von 31,5 Prozent (2021: -28,2 Prozent), Düsseldorf (2024: -30,7 Prozent/ 2021: -29,4 Prozent) und Nürnberg (2024: -30,3 Prozent/2021: -28,3Prozent).

Berlin „gewinnt“, München, Hamburg und Köln verlieren.

Auch in den Millionenstädten in Deutschland wird die Lücke immer schneller immer größer. In Köln liegt die Differenz zwischen Babyboomern und Nachrückern bei 23,5 Prozent nach „nur“ 18,4 Prozent im Jahre 2021, in Hamburg bei 22,4 Prozent (2021: 19,9 Prozent) und in München bei 18,2 Prozent (2021: 14,6 Prozent).

Die einzige Millionenstadt, die sich (noch) gegen den Trend stemmen kann, ist Berlin: Die hippe und boomende Bundeshauptstadt lockt besonders viele junge Menschen an. Die Folge: Das strukturelle Minus schrumpfte im Vergleich zu 2021 von 28,1 Prozent auf 27,1 Prozent. In Zahlen: In Berlin leben 358.736 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, ihnen gegenüber stehen 491.923 Menschen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren.

Dresden mit bester Bilanz.

Wie ein Leuchtturm sticht aus dem Generationen-Dilemma die sächsische Landeshauptstadt Dresden heraus: 67.598 Menschen gehen in der nächsten Dekade in den Ruhestand, ihnen stehen laut Statistik 64.538 potenziellen Nachrückern gegen. Eine Differenz von lediglich 4,5 Prozent. Das ist das mit Abstand beste Verhältnis aller untersuchten Städten, das sich gegenüber 2021 sogar noch verbessert hat: Vor drei Jahren betrug die statistische Lücke in Dresden noch 6,9 Prozent.

Auch in Bremen mit 16,7 Prozent (2021: 21,4 Prozent), Frankfurt mit 16,5 Prozent (2021: 17,1Prozent), Leipzig mit 18,5 Prozent (2021: 25,8 Prozent) und Dortmund mit 24,9 Prozent (2021: 25,3 Prozent) ist die Lücke, die die Babyboomer am Arbeitsmarkt hinterlassen werden, zumindest ein bisschen kleiner geworden.

Appell an Politik und Wirtschaft.

„Die Zahlen zeigen, dass der demografische Wandel kein Thema der Zukunft, sondern längst Realität ist“, warnt JobNinja CEO Mircea Popa. „Wenn Politik und Wirtschaft nicht rasch Gegenmaßnahmen ergreifen – sei es durch gezielte Zuwanderung, höhere Erwerbsbeteiligung oder digitale Effizienzgewinne – steuern wir schneller als gedacht direkt in einen flächendeckenden Fachkräftemangel mit fatalen Folgen.“


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