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Machtkampf bei Dynamo: Sportchef Minge unantastbar

dpa / Sebastian Kahnert
dpa / Sebastian Kahnert

Es war mal wieder eine Machtdemonstration der Dynamo-Fans. Nachdem das komplette Präsidium des Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden am Sonntag sein Amt niederlegte, war klar, dass der seit Sommer tobende Kampf zwischen den Geschäftsführern Ralf Minge (Sport) und Michael Born (Kaufmännisches) nur einen Sieger hervorbringen wird. Denn für eine Seite war er schwer zu gewinnen, weil er auch gegen die ausgetragen wird, die dem sächsischen Tradition-Club seit jeher die Treue halten und eine Schlüsselposition im Verein innehaben: die aktive Fanszene.

Die hat sich klar positioniert, steht geschlossen hinter Sportgeschäftsführer Minge, um dessen Ablösung es Bestrebungen gegeben haben soll. Auch wenige Stunden vor dem Rücktritt des Präsidiums zeigten sich die Fans während der Partie gegen Greuther Fürth mithilfe von Spruchbändern solidarisch - für Minge.

Im von den Ultras herausgegebenen Magazin «Zentralorgan» ging es noch weiter: «Sollten in den nächsten Tagen und Wochen hier weitere Intrigen aufgedeckt werden, könnte es ungemütlich für die betreffenden Personen werden.» Der Einfluss der aktiven Fanszene ist groß. Bereits in der Vereins-Satzung ist die Mitgliederversammlung als das oberste Vereinsorgan benannt. Das Präsidium besitzt nur repräsentative Aufgaben.

Minge ist einer von ihnen, er ist authentisch, lebt den Verein. Ihm hat man viel zu verdanken. Zusammen mit seinen Mitarbeitern hat der 57-Jährige nach dem Zweitliga-Abstieg 2014 einen kompletten Neuanfang gewagt und den einst hochverschuldeten Chaos-Club grundlegend saniert. Vier Jahre später ist Dynamo schuldenfrei, erwirtschaftet Gewinne und spielt inzwischen die dritte Zweitliga-Runde in Serie. Der Ex-Präsident Andreas Ritter bezeichnete Minge einst als «Vater des Erfolgs.»

Erst Ende Juli war der ehemalige Dynamo-Mittelstürmer (111 Tore in 241 Spielen) nach seinem krankheitsbedingten Ausfall zurückgekehrt, fehlte rund vier Monate aufgrund eines Burnouts. In einer ersten Amtshandlung holte er den langjährigen Mannschaftsleiter Martin Börner zurück, der zuvor entnervt gekündigt hatte. Auch soll sich Minge schützend vor die Mitarbeiter der Geschäftsstelle gestellt haben, die in einem Brief an den Aufsichtsrat Borns Führungsstil kritisierten. Auch soll ihm die Verpflichtung vom neuen Trainer Maik Walpurgis vorgeworfen worden sein, die habe der Sport-Boss ohne Rücksprache mit Born und dem Aufsichtsrat vorgenommen - handelte somit in seinem Aufgabenbereich.

Der Versuch von seiner Ablösung wirkt wie ein Affront gegen all das, wofür Dynamo Dresden eigentlich stehen möchte. «Wir sind die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden. Unsere Urkraft liegt im Zusammenhalt, erwachsen aus Erfolgen, Niederlagen und Umbrüchen», heißt es bereits im ersten Punkt des selbstverordneten Leitbildes. «Probleme und Meinungsverschiedenheiten lösen wir im aktiven Dialog», heißt es in Punkt neun.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Sebastian Kahnert