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Rathenow hält Entscheidung zu Stasi-Akten für verfrüht

Lutz Rathenow, Sachsens Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Foto: Martin Schutt/Archivbild
Lutz Rathenow, Sachsens Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Foto: Martin Schutt/Archivbild

Sachsens Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Lutz Rathenow, sieht die Konzentration der Stasi-Akten im Bundesarchiv kritisch. «Der Schritt ist verfrüht», sagte er am Donnerstag der dpa mit Blick auf die Bundestags-Abstimmung darüber. «Die Beschlussvorlage ist nicht ausreichend vorbereitet, die Überführung bedarf aber einer genauen und sachkundig exakten Vorbereitung.» Das Material müsse vielmehr dort gelagert werden, wo es künftig für Wissenschaftler, Bürger und Schüler zugänglich sei, mit Bezug zur Region.

Vor allem in Mitteldeutschland sieht Rathenow bleibenden Bedarf und kritisierte die Pläne des Bundesbeauftragten für den «Superneubau» in Leipzig. Das bedeute den Wegfall von mindestens 100 Mitarbeitern, bürgerschaftlichem Engagement sowie Sachkunde. «Das ist eher ein Rückschlag als ein Fortschritt.»

Rathenow plädiert für eine ergebnisoffene Prüfung der bestehenden Standorte im Freistaat und hält auch mehr als einen für erforderlich. Er favorisiert Dresden und Chemnitz. «Die Diskussion über die künftige Struktur muss erst beginnen.»

Der Bundestag wollte am Nachmittag über die Überführung von Millionen geretteter Akten in das Bundesarchiv bis zum Sommer 2021 entscheiden. Die Papiere, Filme und Tonaufzeichnungen sind Kernstück der Stasi-Unterlagen-Behörde, die als Errungenschaft der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 gilt. Mit der Übergabe wird es die Bundesbehörde unter der jetzigen Leitung des früheren DDR-Oppositionellen Roland Jahn nicht mehr geben, sondern in jedem der ostdeutschen Bundesländer nur noch einen Archivstandort.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: Lutz Rathenow, Sachsens Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Foto: Martin Schutt/Archivbild