Mit der Indienststellung der ersten vollelektrischen Fähre „Klarisse“ am Donnerstag haben der Landkreis Meißen und die Verkehrsgesellschaft Meißen mbH (VGM) einen wichtigen Meilenstein für klimafreundliche Mobilität erreicht. Parallel dazu wurde die Fährstelle Niederlommatzsch – Diesbar-Seußlitz umfassend erneuert und für die kommenden Jahrzehnte zukunftsfähig ausgestattet. Das teilte die VGM mit.
„Die Elbfähren sind in unserer Region eine Institution, die es zu bewahren gilt. Deshalb haben wir uns vor drei Jahren entschieden, einheitliche Elektrofähren mit barrierefreien Zugängen zu beschaffen", so Landrat Ralf Hänsel. Heute gehe mit der ,Klarisse‘ die erste vollelektrisch betriebene Fähre offiziell in Betrieb. Damit würde an der Fährstelle Niederlommatzsch – Seußlitz ein neues Kapitel nachhaltiger Mobilität aufgeschlagen. Zugleich stärke die neue Fähre und ihre drei Schwesternschiffe als schwimmende Radwege die gesamte Radwegeinfrastruktur entlang der Elbe. Die Bedingungen für Radfahrer zu verbessern sei ein zentrales Anliegen.
Bau und Ankunft der „Klarisse“
Am 7. Mai 2024 erhielt die Lux-Werft und Schifffahrt GmbH den Auftrag zum Bau von vier neuen Elektrofähren. Der Rumpf wurde speziell an die Bedingungen der Elbe angepasst, insbesondere an den geringen Tiefgang. Das Steuerhaus entstand separat und wurde nach Fertigstellung als komplette Einheit auf den Rumpf aufgesetzt. Ende Juli 2025 wurde die erste Fähre, die „Klarisse“, auf dem Rhein zu Wasser gelassen. Ihre Überführung begann am 12. August und führte zunächst über 580 Kilometer Rhein und Mittellandkanal. Aufgrund niedriger Pegelstände der Elbe musste die Weiterfahrt oberhalb des Schiffshebewerks Magdeburg-Rothensee kurzfristig unterbrochen werden. Anfang September erreichte die Fähre nach weiteren 273 Kilometern ihre Heimatfährstelle Niederlommatzsch – Diesbar-Seußlitz. Dort begannen am 5. September die Testfahrten.
„Die ersten Probefahrten verliefen erfolgreich und stimmen uns sehr zuversichtlich. Mit der ,Klarisse‘ verfügen wir nun über das erste emissionsfreie Fährschiff im Landkreis. Damit setzen wir nicht nur ein deutliches Zeichen für nachhaltige Mobilität, sondern schaffen auch eine zukunftsfähige Grundlage für den Betrieb unserer Fährstellen“, so Jens Dehnert, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Meißen mbH (VGM).
Die „Klarisse“ ist die erste von vier Elektrofähren des Projekts MEI_eFAIR. Sie steht für innovative Technik und eine klare Strategie: Öffentlichen Verkehr, Radverkehr und Klimaschutz enger miteinander zu verknüpfen. Weitere Fähren folgen in den kommenden Monaten. „Mit vereinten Kräften ist es uns gelungen, ein sichtbares Zeichen für nachhaltige Mobilität und eine fahrradfreundliche Region zu setzen“, erklärt Jens Dehnert. Bis Mitte 2026 sollen auch die übrigen Fährstellen im Landkreis modernisiert und mit den neuen E-Fähren ausgestattet sein.
Modernisierung der Fährstelle
Parallel zum Bau der neuen Fähre wurde die Fährstelle Niederlommatzsch – Diesbar-Seußlitz grundlegend modernisiert. Die PTW Planungsgemeinschaft Tief- und Wasserbau GmbH verantwortete die Detailplanung und begleitete die Ausführung. An der Umsetzung beteiligt waren: Clement Germany GmbH – Bau der schwimmenden Anlegestellen, STEINLE Bau GmbH – Errichtung der Landanlagen, UNI Elektro Meißen – Installation der Ladeinfrastruktur. Am 29. August wurden die Arbeiten abgeschlossen, der Fährbetrieb konnte am 30. August wieder starten. Neu sind unter anderem eine zusätzliche Fußgängerrampe für einen barrierefreien Zugang sowie Bodenleitsysteme für Blinde und Sehbehinderte.
Hintergrund des Projektes
Bereits 2021 wurden vier Fährstellen an der Elbe in enger Abstimmung mit den Anliegerkommunen in den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) integriert. Damit wurde nicht nur der langfristige Fährbetrieb gesichert, sondern auch die Modernisierung der Infrastruktur angestoßen. Im Rahmen des Projektes MEI_eFAIR – gefördert über die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) – beschaffen Landkreis und VGM gemeinsam mit den beteiligten Kommunen insgesamt vier lokal emissionsfreie Elektrofähren. Diese sollen als „schwimmende Radwege“ die Elberadwege an entscheidenden Stellen miteinander verbinden. Die Gesamtförderung für Fähren, schwimmende Anleger, Landanlagen und Ladeinfrastruktur beträgt rund 7,47 Millionen Euro.