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Dresden: Wie lange gibt es noch die Faktenchecker bei der dpa?

Im Presseclub Dresden: v.l.n.r Moderator Michael Hiller, Christiane Raatz und Jörg Schurig. Foto: Ulf Mallek
Im Presseclub Dresden: v.l.n.r Moderator Michael Hiller, Christiane Raatz und Jörg Schurig. Foto: Ulf Mallek

Die Deutsche Presseagentur stellte sich Dresdner Presseclub vor. Christiane Raatz und Jörg Schurig berichten über neue Wege zu mehr Kundennähe.

Es klingt wie aus einer anderen Welt. Der Dresdner dpa-Redakteur Jörg Schurig kam von einer Dienstreise und wurde im ICE von Frankfurt/M. nach Dresden ausgerufen. Er möge bereits in Erfurt aussteigen. Sein Arbeitgeber hatte über die Bahn AG so Kontakt zu ihm aufgenommen, weil wohl das Mobilfunknetz damals noch schlechter war als heute. Es war April 2002. Im Erfurter Gutenberg-Gymnasium hatte der 19-jährige ehemalige Schüler Robert Steinhäuser gerade elf Lehrer, eine Referendarin, eine Sekretärin, zwei Schüler, einen Polizeibeamten sowie sich selbst erschossen. Die zuständige Erfurter dpa-Kollegin war gerade auf Dienstreise in China. Schurig sollte und musste einspringen.

Heute sind die Dienstreisen bei der ersten und letzten deutsche Presseagentur vermutlich weniger geworden. Im Dresdner Presseclub stellten sich am Montagabend Jörg Schurig, seit im heute dreiköpfigen Team der dpa in Dresden (früher waren es fünf), und Christiane Raatz, Copilotin oder übersetzt: Chefin vom Dienst für Ostdeutschland, vor. Die Deutsche Presseagentur hat 170 Medienunternehmen als Kunden, die zugleich Gesellschafter sind. Das Unternehmen nimmt keine Subventionen vom Staat in Anspruch und legt großen Wert auf Verlässlichkeit. Schurig betonte im Gespräch, dass Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehe und Fehler immer korrigiert werden, selbst wenn es sich nur um vergessenen Genitiv handelt. Wirtschaftlich sind die Zeiten nicht einfach, weil es immer weniger Zeitungen gibt und deren Reichweite sinkt. Der Umsatz der dpa GmbH beläuft sich auf 103 Millionen Euro, der Gewinn liegt bei 1,4 Millionen (2023). Die gesamte Gruppe setzt 163 Millionen Euro um und hat über 1.300 Beschäftigte. Die zwölf dpa-Landesdienste werden von sechs Landesbüros gesteuert. Für Sachsen arbeiten sieben Redakteure. 

Ein neues webbasiertes CMS wurde gerade eingeführt, das die Arbeitsweise der Redakteure verbessert. Raatz erinnerte an einen Ausspruch des Bundespräsidenten, der anlässlich des 75. Geburtstags der Agentur die dpa  als "Wasserwerk" beschrieben hat. Klares Trinkwasser für alle.  Die dpa bleibt politisch neutral, doch Schurig bemerkt, dass sich durch stärkere Kundennähe gerade etwas ändert: Es geht nicht mehr nur um die gerade Nachricht, sondern die Kultur wird angepasst und populärere Texte werden verfasst. Gefragt sind vor allem Videos und Audiofiles oder Podcasts. Raatz erklärte weiter, dass das User Needs Model aufzeige, was die Leser wirklich wollen.

Noch beschäftigt die dpa beschäftigt 30 eigene Faktenchecker, für Facebook und Instagram in Europa.  Doch wie lange noch? Der Konzern Meta hat die Faktenchecker in den USA abgeschafft, vermutlich, weil Präsident Trump es so will.  Meta-Chef Mark Zuckerberg hatte verkündet, dass stattdessen sogenannte „Community Notes“ eingeführt werden, bei denen Nutzer selbst Inhalte bewerten und kommentieren können. Zuckerberg begründete die Abschaffung der Faktenchecks damit, dass diese oft politisch voreingenommen seien und mehr Vertrauen zerstört als geschaffen hätten. Er argumentierte, dass die Nutzer selbst in der Lage sein sollten, die Richtigkeit von Informationen zu beurteilen, ähnlich wie es auf der Plattform X von Elon Musk der Fall ist.

Viele sehen das anders. Wie lange in Europa und Deutschland die Fakten noch gecheckt werden, ist offen.

Text: Ulf Mallek

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