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Das größte Reisetheater Sachsens in Radebeul möchte grüner werden

Landesbühnen-Intendant Manuel Schöbel. Foto: Ulf Mallek
Landesbühnen-Intendant Manuel Schöbel. Foto: Ulf Mallek

Die Landesbühnen Sachsen feierten ihren 80. Geburtstag mit einem Fest für die Zuschauer, aber vor allem mit einer Ausstellung. Intendant Manuel Schöbel weiß einiges zu berichten.

„Es wird zehn Minuten später losgehen“, sagt die Dame am Einlass zu jenen Personen, die ein gültiges Ticket besitzen. Andere dürfen nicht hinein. Der Andrang ist enorm. Der 80. Geburtstag der Landesbühnen Sachsen in Radebeul zieht am Samstag vielen Theaterbegeisterte an. Im Theaterhof gibt es Fest für die Zuschauer, drinnen verschiedenen Führungen und einzelne Auftritte zwischen dem Publikum.

Der Intendant Manuel Schöbel ist aber schon da am Treffpunkt "Führungen Ausstellung" und fängt pünktlich an. Dabei erklärt er den dicht gedrängt stehenden Führungsteilnehmern das neue Credo seines Hauses. „Wir möchten grüner werden“, sagt er. „Einfach nachhaltiger.“ Weshalb eigentlich jetzt? Der große Hype ist doch vorbei, oder? Schöbel sagt, es gehe ihm um die Zukunft. Neue Inszenierungen werden jetzt auch unter dem Aspekt der Wiederverwendbarkeit konzipiert. Bei Dekorationen beispielsweise oder Kostümen. Das wollte der Intendant auch mit dem 80. Jubiläum seines Theaters so handhaben. Eine tolle Aufführung wie zum 75. ist schnell wieder vergessen. Eine Ausstellung, die dann ab November aber noch an den anderen Gastspielorte des Reisetheaters wie Meißen, Freital oder Bad Elster in ganz Sachsen zu sehen sein wird, das ist doch sehr nachhaltig, oder? Eine wiederverwendbare Ausstellung. 

Manuel Schöbel fand schließlich einen guten Verbündeten für sein Projekt: Andreas Schwarze. Ein Experte für Theatergeschichte in der Region mit einem eigenen großen Archiv. Von April bis August arbeitet Schwarze an der Ausstellung zum 80. und kämpft dabei mit allerlei Widrigkeiten von der technischen Wiedergabe sehr alter Fotos bis hin zur starken Komprimierung der Texte über die lange Geschichte des Hauses. „Er ist so ehrgeizig“, sagt Schöbel. „Er macht es nicht irgendwie, sondern er macht es perfekt.“ 

Im Grunde, so ist auf den ersten Tafeln zu sehen, beginnt die Geschichte der Landesbühnen Sachsen gar nicht erst im Jahr 1945, sondern schon vorher, kurz nach dem 1. Weltkrieg. In der Region gab es bereits Reisetheater, die mit Bussen übers Land fuhren, um Theater zu spielen. „Am wichtigsten waren die Busse“, sagt Intendant Schöbel. „Das ist heute noch so.“ Die Landesbühnen verfügen heute über einen beachtlichen Fuhrpark mit drei großen hochmodernen Reisebussen, vier Kraftfahrern, zwei Lastern, drei Anhängern und sechs Transportern. Zur Freude der Kraftfahrer gibt es eine Ecke in der Ausstellung, die sich allein dem Thema Motorisierung widmet.

 Landesbühnen-Bus: So sah es im Februar 1951 am Dresdner Postplatz aus. 

Die tatsächliche Gründung des Theaters erfolgte im August 1945 in Dresden-Gittersee. Fünf Jahre später zog das Ensemble in sein heutiges Stammhaus nach Radebeul. Schöbel erinnerte an eine Geschichte aus dem Jahr 1988. Old-Shatterhand-Darsteller Volker Graedke (die Landesbühne bespielt ja auch die Felsenbühne Rathen mit Winnetou-Stücken) durfte familiär in den Westen reisen und traf den berühmten Winnetou-Darsteller Piere Brice. Er lud ihn nach Rathen ein, und Brice kam tatsächlich am 21. Juli 1988 ganz privat in Rathen an. Er wurde auf die Bühne geholt und begeistert vom Publikum gefeiert. Die Behörden waren aber gar nicht begeistert. Graedtke hatte Glück und entging knapp einer Bestrafung, weil Brice Franzose war. Das war damals nicht so schlimm wie Westdeutscher. 

Ein Jahr später traten die Schauspieler aus ihren Rollen, demonstrierten für Meinungsfreiheit. Zum ersten Mal ist 1990 ein Intendant frei von der Belegschaft gewählt worden. Manfred Haacke trat zurück und der damals 34-jährige Opernregisseur Christian Schmidt wurde kommissarischer Intendant. Er blieb es für 21 Jahre.  

Zu einer ernsten Krise kam es 2010/2011. Nach der weltweiten Finanzkrise waren die Kassen klamm, auch und gerade in Sachsen. Es bestand die Forderung, das Orchester vom Theater abzutrennen. Das wollte Intendant Schmidt nicht und gab seinen Posten auf. Manual Schöbel kam im Oktober 2011 als sein Nachfolger, überführte die Landesbühnen von einem Staatsbetrieb in eine staatseigene GmbH und fusionierte das Orchester mit der Elblandphilharmonie Riesa. Das kostete einige Stellen, aber das Orchester spielte weiter. „Wenn es ein Problem im Theater gibt“, so Schöbel, „dann ist es geht es meistens ums Geld.“ 

Trotz beschränkter Mittel wurde dann viel gebaut: Kostümwerkstatt, Dekorationswerkstatt und nicht zuletzt eine ganz neue Felsenbühne Rathen.  

Theatermann Schöbel erinnerte dann noch an sein nächstes Projekt als Regisseur: Hamlet, Prinz von Dänemark von William Shakespeare. Premiere ist am 18. Oktober. Irgendwie, sagt Schöbel, habe er Ehrfurcht vor dem Stück.  

Text: Ulf Mallek


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