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Drogen-Geschäfte: Mutmaßliches Clan-Mitglied gesteht teils

dpa / Bernd Thissen
dpa / Bernd Thissen

Sichtwände vor dem Saal, Extra-Kontrollen vor der Eingangstür: Unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen hat in Bochum der Prozess gegen Mitglieder einer syrisch-libanesischen Großfamilie begonnen. Es geht um Drogengeschäfte und Schmuggel.

Angeklagt sind fünf Männer aus Bochum und Auerbach in Sachsen - vier sind Brüder. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem vor, im vergangenen Jahr rund fünf Kilo Marihuana aus den Niederlanden geschmuggelt zu haben. Außerdem sollen sie in Verkäufe von rund 600 Gramm Kokain verwickelt gewesen sein.

Zu den Käufern soll auch ein V-Mann der Polizei gehört haben. Er wurde laut Anklage allerdings ausgetrickst. Statt der bestellten 200 Gramm Kokain wurde ihm angeblich das frei verkäufliche Muskelaufbaupräparat Kreatin untergejubelt - für 7200 Euro. «Der hat so komisch agiert, das passte alles nicht zusammen», ließ einer der Angeklagten die Richter zum Prozessauftakt wissen. «Es war schnell klar, dass es sich um einen V-Mann handelt, von dem man sich fernhalten muss.»

Der 31-jährige Bochumer ist der einzige, der gleich am ersten Verhandlungstag zugegeben hat, in einen Teil der Kokaingeschäfte verstrickt gewesen zu sein. Mit dem Marihuana-Schmuggel will er allerdings nichts zu tun haben. «Davon weiß er nichts», sagte sein Verteidiger Andreas Perner vor der 11. Strafkammer des Bochumer Landgerichts.

Die 23 bis 32 Jahre alten Angeklagten waren ins Visier der Ermittler geraten, nachdem Türsteher einer Bochumer Diskothek mit Schusswaffen bedroht worden waren. Außerdem soll ihnen «Krieg» angedroht worden sein. Daraufhin hatte die Polizei ab Anfang 2018 umfangreiche Telefongespräche abgehört und so offenbar auch von den mutmaßlichen Drogengeschäften erfahren. Die Festnahmen waren im Oktober im Rahmen einer großangelegten Polizeiaktion erfolgt.

Die Familie der vier angeklagten Brüder war vor 30 Jahren von Syrien nach Deutschland gekommen. Einige der Angeklagten sind hier geboren. Alle haben die syrische Staatsangehörigkeit.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es unter den Brüdern eine klare Hierarchie gegeben hat. In der Anklage wird der älteste als Bandenchef genannt, in Bochum soll der Zweitälteste das Sagen gehabt haben. Ob es sich jedoch wirklich um eine Bande gehandelt hat, ist umstritten. «Eine Familie ist nicht automatisch ein Clan und auch nicht automatisch eine Bande», sagte Hans Reinhardt, einer der Verteidiger, am Rande des Prozesses.

Die Richter am Bochumer Landgericht haben für den Prozess zunächst noch elf Verhandlungstage bis 6. Juni vorgesehen.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Bernd Thissen