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Schule muss sich ändern und diese zeigt wie es geht

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Die Universitätsschule Dresden, die zum neuen Schuljahr Ihre Pforten öffnen wird, weckt in vielen Eltern Begeisterung. Manch einer ist jedoc


Die Universitätsschule Dresden, die zum neuen Schuljahr Ihre Pforten öffnen wird, weckt in vielen Eltern Begeisterung. Manch einer ist jedoch auch skeptisch, ob sich hinter dem Forschungsprojekt der TU Dresden auch tatsächlich etwas Gutes verbirgt. Deswegen haben wir bei Prof. Langner, der Initiatorin des Projektes, nachgefragt.

Für welche Schülerinnen und Schüler ist die Schule gut geeignet?
Die Schule ist für alle Schülerinnen und Schüler konzipiert und wird jede Schülerin und jeden Schüler entsprechend ihrer/seiner Möglichkeiten im Lernen unterstützen.

Was wenn mein Kind mit dem Konzept der Schule dennoch nicht zurechtkommt?
Davon gehen wir nicht aus. Nichtsdestotrotz können die Schülerinnen und Schüler der Universitätsschule jederzeit auf eine andere Schule wechseln. Da sich auch die Universitätsschule am Lehrplan ausrichten muss, wird sich die Schülerin oder der Schüler auf jeder anderen Schule ebenso zurechtfinden. Da die Schülerinnen und Schüler auf der Universitätsschule lernen selbst zu lernen, wird es ihnen sehr wahrscheinlich sogar leichter fallen, sich in eine neue Situation zu integrieren.

Können die Schülerinnen und Schüler der Universitätsschule einen anerkannten Abschluss erlangen?
Natürlich. Die Universitätsoberschule wird mit den regulären Abschlüssen für die Oberschulen beendet. Die Prüfungen werden in der Universitätsschule absolviert. Zum Abschluss der Universitätsgrundschule erhalten die Schülerinnen und Schüler die reguläre Bildungsempfehlung.

Wo kommen die Lehrerinnen und Lehrer her und werden sie für das besondere Konzept auch besonders qualifiziert?
Die Lehrerinnen und Lehrer der Universitätsgrundschule und -oberschule werden über das Landesamt für Schule und Bildung eingestellt. Alle ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer verfügen grundsätzlich über die „besondere“ Qualifizierung als Lernbegleiter für jeden Schüler und jede Schülerin. Mit dem 1. Tag in dem die Lehrer und Lehrerinnen an der Universitätsschule zum Einsatz kommen und werden sie unterstütz durch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der TU Dresden um die konzeptionellen Ideen gelingend in der Praxis umzusetzen.
Einige der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer haben das Projekt bereits in der Konzeptionsphase begleitet, das heißt, sie brennen für die Ideen der Universitätsschule und wollen diesen anderen Weg von Lernen und Entwicklung für Schüler und Schülerinnen und mit ihnen gemeinsam umsetzen.

Wie stellen Sie sicher, dass der Lehrplan eingehalten wird, wenn sich jedes Kind selber aussuchen kann, was es lernt und wenn es auch nur nach seinem Tempo lernt?
In der Universitätsschule kommt hierfür eine Software zum Einsatz. Über diese erfassen die Schülerinnen und Schüler ihren Lernstand, so dass die Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter jederzeit einen Stand über die Abdeckung des Lehrplans haben und Angebote unterbreiten können, die die Vielfalt des Lehrplans abbilden. Erfahrungsgemäß haben Kinder jedoch auch selbst ein Auge darauf, dass sie selbst ausprobieren, was ihre Mitschülerinnen und Mitschüler Ihnen vormachen. Im Übrigen kann nicht jeder machen was er will, die Kids müssen sich für etwas entscheiden und das muss dann auch zu Ende geführt werden – sie sollen sich und ihren Lernprozess planen lernen, da müssen sie auch durch Phasen, die gerade wenig Spass machen. Sie werden aber auch das gut bewältigen, weil es für sie Sinn macht.

Was ist mit Kindern, die weniger selbständig sind und mehr Anleitung benötigen?
Genau das ist der Ansatz der Universitätsschule, Schülerinnen und Schülern zu lehren, wie sie selbständig lernen können. Gemeinsam mit den Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern sowie untereinander werden die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie sie verschiedene Medien nutzen können, um sich ihre eigenen Fragen zu beantworten. Manch einer wird staunen, welches Potential diese Eigenständigkeit entfaltet und wie selbständig Kinder sind, wenn sie es dürfen. Aber wie gesagt die Schule ermöglicht individuelle Lernwege und dies heißt auch, dass Kinder unterschiedliche Unterstützung z.B. in Form von unterschiedlicher starker Strukturierung des Lernens benötigen.

Wird in der Universitätsschule ausschließlich mit dem Computer gelernt?
Nein. Der Computer unterstützt die Schülerinnen und Schüler dabei Ihre Lernergebnisse und ihren Lehrplan zu erfassen, ihre Zeit zu organisieren und vielleicht auch dabei ihre Projekte beispielsweise mit Fotos oder kleinen Videos zu dokumentieren.
Dort wo die Natur der beste Lehrer ist, wird die Natur lehren und dort wo der Pinsel Kreativität zum Ausdruck bringen kann, wird er es tun. Und Schreiben lernen geht schon immer am besten über die Schreibmotorik und das wird so bleiben auch in der Universitätsschule.

In der Universitätsschule gibt es keine Klassen. Wird es feste Bezugspersonen für die Schülerinnen und Schüler geben?
Ja. Die Schülerinnen und Schüler werden durch Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter betreut. Eine Lernbegleiterin oder ein Lernbegleiter ist dabei für 16 Kinder feste Bezugsperson, was im Vergleich zu dem bisher etablierten Schulkonzept eine viel komfortablere Situation für die Kinder darstellt. Daneben werden sich anhand der Interessen der Schülerinnen und Schüler ganz selbstverständlich Lerngruppen bilden, die das engere Netzwerk des Kindes bilden. Diese Gruppen sind aber eben nicht auf eine Jahrgangsstufe oder Klasse begrenzt, sondern können sich übergreifend zusammensetzen.

Die Schule ist eine Ganztagsschule, d.h. auch am Nachmittag findet „Unterricht“ statt. Ist das nicht zu anstrengend für die Kinder?
Wenn die Kinder den ganzen Tag in einem Klassenzimmer sitzen und einer Lehrerin oder einem Lehrer zuhören müssten, wäre das so, ja. So wird Lernen an der Universitätsschule jedoch nicht verstanden und auch nicht praktiziert. In allem, was ein Kind tut, lernt es. Wenn Kinder spielen, lernen sie. Wenn Kinder miteinander agieren, lernen sie. Wenn Kinder beobachten, wie Wasser vom Tisch tropft, lernen sie. Diese ganz natürliche Form des Lernens fördert die Universitätsschule. Sie begleitet die Kinder den gesamten Tag und zwar in ihrem natürlichen Lernprozess während der freien Lernzeiten und auch in den Projektarbeiten, in denen sie sich selbst ganz gezielt spezifisches Wissen aneignen. In diesem Verständnis ist Lernen kein anstrengendes „Muss“ sondern ein von innen herrührendes Interesse, dessen Befriedigung Energie spendet, genau wie es auch bei uns Erwachsenen der Fall ist.

Die Schule ist ein Forschungsprojekt. Was wenn das Projekt schief geht?
Die Bezeichnung „Forschungsprojekt“ ergibt sich daraus, dass es die Schule nicht geben würde, wenn die Universität nicht einen Schulversuch beantragt hätte und weil Wissenschaftler mit dieser Schule auch sich wünschen mehr über das Lernen in Schule zu erfahren. Alle in der Schule zum Einsatz kommenden Methoden befinden sich in anderen Schulen im In- und Ausland bereits im Einsatz und konnten große Erfolge verzeichnen. Das Projekt kann also nicht „schief gehen“. In der Universitätsschule wird nicht mit den Schülerinnen und Schülern herumprobiert und es werden auch keine Lehreranwärterinnen und -anwärter in Scharen durch die Schule geschleust, um einen Blick auf die „Exponate“ zu werfen. Wir sind keine Zooschule. Die Universitätsschule wird ihren Schulbetrieb ganz normal wahrnehmen. Dabei kommen erprobte Methoden zum Einsatz und die Schule wir gestützt auf einer Lern- und Schulmanagementsoftware. Daneben erhält die TU Dresden über die Erfassung der anonymen Lerndaten die Möglichkeit, konkrete Auswertungen zum Thema Lernen zu erstellen, durch die die Schulgemeinschaft den Schulalltag weiter optimieren kann und durch die nicht zuletzt die Bildung zukünftiger Lehrerinnen und Lehrer verbessert werden kann.

Werden die Schülerinnen und Schüler dann vollkommen überwacht?
Nein. Es werden die Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler erfasst. Wir als TU Dresden haben jedoch keinen Einblick, welcher Lernfortschritt zu welcher Schülerin oder zu welchem Schüler gehört. Das interessiert uns auch nicht. Uns geht es darum, Erkenntnisse über das Lernen zu gewinnen, die es uns ermöglichen, das Lernen der Zukunft zu gestalten.

Wollen Sie abschließend noch etwas loswerden?

Mit der Universitätsschule haben wir das Rad nicht neu erfunden, sondern wir haben einen Raum geschaffen, an dem es sich drehen darf. Ich kann verstehen, dass Eltern ob des neuen Konzeptes Unsicherheit verspüren. Als Professorin der Erziehungswissenschaft an der TU, als langjährig erfahrende Pädagogin und auch als Mutter, bin ich jedoch überzeugt von dem großen Nutzen, den die Kinder aus der Universitätsschule als Lern- und Lebensort ziehen werden.

Die Plätze zum Schuljahr 2019/2020 sind für die 1. Klasse bereits vergeben. Am 04., 06. Und 07.03.2019 folgen die Anmeldungen der Schülerinnen und Schüler für die Klassenstufen 2, 3 und 5.