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Halbleiterfabrik von Bosch: Test-Chips sollen 2020 kommen

dpa / Oliver Killig
dpa / Oliver Killig

Überdimensionale Lagepläne, die sich über die gesamte Wand des Containers erstrecken - angepinnt hunderte bunte Zettelchen. Diese stehen für verschiedene Baufirmen und die Aufgaben, die bis zum Ende der Woche anstehen. Das Halbleiterwerk, das Bosch derzeit für rund eine Milliarde Euro in der Nähe des Flughafens baut, soll ein Vorzeigeprojekt in Sachen Digitalisierung und automatisierte Produktion werden. Für den Bau und die morgendliche Besprechung mit den Firmen aber greift der künftige Werkleiter Otto Graf lieber auf Altbewährtes zurück: «So ist es besser verständlich für alle Beteiligten.» Gleichwohl werden sämtliche Daten parallel von einem Mitarbeiter in eine digitale Datenbank eingepflegt.

Vor einem Jahr wurde der Grundstein für die Bosch-Fabrik in Dresden gelegt - die größte Einzelinvestition in der über 130-jährigen Firmengeschichte. «Wenn man sieht, wo wir heute stehen, hat sich doch schon viel getan. Wir liegen gut im Zeitplan», so Graf. Die Bilanz: Die Gebäude stehen, das Dach ist dicht, derzeit beginnen die Arbeiten an dem 10 000 Quadratmeter großen Reinraum. Die ersten Lüftungsgeräte sind in Betrieb und blasen Luft durch das spätere Herzstück der Fabrik. Schon jetzt muss es regelmäßig von Staub und Schmutz befreit werden, damit sich dieser nicht festsetzt.

«In einem Jahr wollen wir die ersten Testchips produzieren», sagte Graf. Ende 2021 soll die Pilotproduktion anlaufen. Künftig will Bosch in Dresden auf 300-Millimeter-Wafern Chips für das Internet der Dinge und die Automobilindustrie fertigen. Die neue Technologie soll Produktionskapazitäten erhöhen und die Herstellungskosten senken. Auf der riesigen Baustelle - das gesamte Gelände ist so groß wie 14 Fußballfelder - drehen sich Kräne, fahren dutzende Lkws und Gabelstapler, wird geschweißt und gehämmert. Bis zu 700 Arbeiter sind jeden Tag im Einsatz. Das Ziel: Weihnachten im neuen Bürogebäude.

Die Ansiedlung von Bosch gehört zu den größten der vergangenen Jahre in Sachsen, die Landeshauptstadt konnte sich gegen Konkurrenten wie Singapur und New York durchsetzen. Die Investition sei ein «weiterer Meilenstein für den Ausbau des Silicon Saxony zum europäischen Silicon Valley», so Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Das neue Werk stärke das gesamte Umfeld aus Zulieferern und Dienstleistern.

Die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) - zu denen auch Halbleiterhersteller wie Globalfoundries und Infineon gehören - ist nach Einschätzung des Branchenverbandes Silicon Saxony die dynamischste Branche im Freistaat. Neusten Zahlen zufolge hat die Branche von 2016 zu 2017 beim Umsatz um acht Prozent zugelegt. Insgesamt setzt die IKT-Branche in Sachsen mit rund 64 000 Beschäftigten etwa 15,1 Milliarden Euro pro Jahr um.

Werkleiter Otto Graf spricht gern von der «Zukunftsfabrik», wenn er über das Projekt berichtet. «Wir wollen in Dresden neue Standards setzen - von der IT-Infrastruktur bis hin zum Einsatz von künstlicher Intelligenz.» Nicht nur die Produktion laufe hochautomatisiert, auch die Verwaltung sei digital und papierlos. Der Energieverbrauch wird digital erfasst und mit Produktionsdaten abgeglichen. Sämtliche Baudaten der Fabrik werden von einer Software erfasst - jedes Ventil und jede Türklinke. So kann leicht etwas nachbestellt werden. «Mit der Digitalisierung des gesamten Gebäudes von Anfang an gehen wir sehr weit in ein neues Feld hinein, das geht nur mit Big Data.»

Rund 700 Mitarbeiter sollen am Ende in Dresden arbeiten, die meisten im Bereich Instandhaltung, Produktion und Engeneering. Die ersten 150 sind schon an Bord, berichtet Graf. Unter ihnen sind viele ehemalige Qimonda-Mitarbeiter, die in ihre Heimat zurückkehren wollen. Der Frauenanteil liegt laut Graf bei 30 Prozent. «Es gibt hier sehr viele gute Ingenieurinnen, dieses Potenzial sollten wir nutzen.» Ende 2021 will Bosch in Dresden die Produktion mit rund 350 Mitarbeitern starten. Auch an die Zukunft wurde bei der Planung gedacht: Der Bau ist so angelegt, dass man die Fabrik einmal auf dem Gelände spiegeln könnte. «So kann die Fabrik leicht erweitert werden.»

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Oliver Killig

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