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Rattenjagd am Dresdner Umweltministerium

Diese Rattenmutter hat sich bei einer kürzlichen Inspektion in einem Anschluss des Kanals unter der Albertstraße sichtbar wohlgefühlt. Mit Rattenködern bekämpft die Stadtentwässerung die Nager im Kanalsystem. Fotos: Peter Hilbert
Diese Rattenmutter hat sich bei einer kürzlichen Inspektion in einem Anschluss des Kanals unter der Albertstraße sichtbar wohlgefühlt. Mit Rattenködern bekämpft die Stadtentwässerung die Nager im Kanalsystem. Fotos: Peter Hilbert

Die Stadtentwässerung bekämpft die Nager mit umweltfreundlicher neuer Technik, durch die kein Gift ins Abwasser kommt.

Die Stadtentwässerung bekämpft jetzt die Ratten im Regierungsviertel. Bei einer Kamerabefahrung waren in Toilettenleitungen des Umweltministeriums zwei Nager entdeckt worden. Deshalb hat das Dresdner Abwasserunternehmen jetzt zusätzlich noch zwei weitere Rattenfallen im Regierungsviertel in Kanalschächten an der Wilhelm-Buck-Straße installiert, erklärt Thomas Würfel, Teamleiter für Abwasserableitung. Dabei handelt es sich um durchsichtige, flutsichere Köderboxen, sodass kein Gift ins Abwasser kommt. Sie werden in die Schächte hinabgelassen. 

Tausende Ratten gibt es in Dresden. Viele davon leben in den rund 1.850 Kilometer langen Kanälen. Nahrung finden sie genug. Denn viele Leute werfen Nudeln, Kartoffeln oder andere Speisereste ins Klo, kennt der Teamleiter die Praxis. Wird nichts unternommen, können die Ratten schnell zur Gefahr werden, da sie schwere Krankheiten übertragen.

 Zeit der Rattenriegel ist vorbei

Zu DDR-Zeiten wurde im maroden Kanalnetz nichts gegen Ratten getan, weiß der Abwasserfachmann, der seit 1981 bei der Stadtentwässerung arbeitet. „Damals hatte es viel mehr Nager gegeben.“ Sie tummelten sich auch in vielen Abwassergruben, die es vor allem am Stadtrand hinter jedem zweiten Haus gab. „Seit über zehn Jahren kümmern wir uns ganz intensiv um die Rattenbekämpfung“, sagt er. Allerdings gibt es dabei neue Herausforderungen zum Schutze der Umwelt.

Bis 2015 waren jährlich bis zu 6.000 giftige Rattenriegel an Drähten in den Kanalschächten befestigt worden. So konnten viele Nager getötet werden, sodass sich deren Zahl in Dresden in Grenzen hält. Nach einer EU-Verordnung soll aber künftig kein Rattengift mehr übers Abwasser in Flüsse oder Bäche kommen. Deshalb wurden immer weniger Riegel, von denen einer zehn Gramm Gift enthält, eingesetzt.  

Ratte kommt durch Loch an Köder

Bereits seit 2016 werden moderne flutsichere Köderboxen eingesetzt, seit 2019 unter anderem die neuen Modelle der Schweriner Firma Unitechnics. Von unten gelangen die Ratten gut in die Box und an den Köder. Die Kugel ist einfach konstruiert und funktioniert wie folgt: Entdeckt die Ratte das Futter, benachrichtigt sie ihre Artgenossen. Durch ein Loch kommen Ratten an den Giftköder in der Box. Steigt das Abwasser, hängt die Rattenfalle schwimmend am Seil im Kanal. So kommt kein Gift ins Abwasser.

Der Vorteil ist, dass die Kanalarbeiter überhaupt nicht in den Schacht hinabsteigen müssen. Die Köderbox kann am Seil hinabgelassen und zum Köderwechsel heraufgeholt werden. „Wir können alles von oben machen. Damit sind wir sehr zufrieden“, sagt Würfel.


Die Stadtentwässerung jagt jetzt verstärkt Ratten im Regierungsviertel. Vorarbeiter Sebastian Härtel mit der neuen Rattenkugel in einem Dresdner Kanalschacht. Die Box ist am Stahlseil an der Stufe befestigt. Sie ist so konstruiert, dass kein Gift ins Abwasser gelangen kann. 

Die Wartung ist einfach. Wenn die Plastekugel nach oben gezogen ist, kann sie schnell geöffnet und der angefressene Köder gewechselt werden. Nach wenigen Minuten geht’s weiter. Einmal wöchentlich sind die Kanalarbeiter der Stadtentwässerung mit ihrem Kolonnenfahrzeug im jeweiligen Meisterbereich unterwegs, um die Köderboxen zu überprüfen. Allerdings ist die Köderbox noch nicht ideal. „Deshalb sind wir jetzt dabei, eine eigene und deutlich preiswertere Köderbox zu entwickeln, die wir aber noch umfangreich testen müssen“, sagt er.

Derzeit hat die Stadtentwässerung rund 30 Rattenkugeln eingesetzt. Das geschieht vor allem dort, wo es viele Gaststätten gibt und zahlreiche Passanten unterwegs sind. So gibt es auf der Prager Straße eine Köderbox vorm Hotel Pullmann und weitere in einem Kanalschacht im „Dresdner Klokino“ am Dr.-Külz-Ring, wo Passanten hinabsteigen und einen Blick in die Kanalisation werfen können. „Wir müssen versuchen, die Zahl der Ratten weiter einzudämmen“, sagt Würfel.  

Die Stadtentwässerung ist jedoch nur bis zur jeweiligen Grundstücksgrenze zuständig, in diesem Fall also der des Umweltministeriums. „Wenn es dort keine Rückschlagklappen in Hausanschlusskanälen gibt, können die Ratten ungehindert in die Gebäude eindringen“, erläutert er.

Text: Peter Hilbert


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