Tierschützer sind aufgebracht. Die Reisevereinigung 10 Nossen des Regionalverbands 502 Sachsen Nord Ost plane am Sonntag einen umstrittenen Taubenauflass in Czlop (Polen). 1.900 Tauben sollen die Strecke von 304 Kilometern zu ihrem Heimatschlag zurücklegen. Häufig werden die Tiere von ihren Partnern oder Kindern getrennt, wodurch nicht der Ehrgeiz, sondern die Sehnsucht nach Heimat sie antreibt. Viele sterben an Erschöpfung, Hunger oder Verletzungen, teilte Peta mit. Der Verein ordert deshalb ein Verbot dieser Flüge in Deutschland und appelliert an das Veterinäramt des Landkreises Meißen, die Veranstaltung zu untersagen.
„Bei Wettflügen wird jedes Mal der Tod vieler Tiere in Kauf genommen“, so Lisa Redegeld, Fachreferentin bei Peta. Solche Veranstaltungen seien ethisch untragbar. Taubenwettflüge widersprechen dem Tierschutzgesetz, das es verbietet, Tieren Leistungen abzuverlangen, die ihre Kräfte übersteigen. Tiere dürfen auch keinen erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden ausgesetzt werden.
Studien zeigen, dass Verlustraten bei Wettflügen im Schnitt bei 53 Prozent pro Saison liegen. Züchter töten oft ungeeignete Tauben auf grausame Weise ohne Betäubung. Tausende Brieftauben vergrößern die städtischen Taubenpopulationen nach verpatzten Flügen und führen ein prekäres Leben in Städten, wo Fütterungsverbote gelten.
Die Züchter sehen das ganz anders. Brieftauben besitzen von Natur aus eine erstklassige Orientierungsfähigkeit und ein gutes Heimfindevermögen. Durch tierschutzrechtlich einwandfreie Trainings werden diese Fähigkeiten weiter ausgebaut, heißt es. Sie können Distanzen von mehreren hundert Kilometern in einer Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h zurücklegen. Zwischen April und September finden Distanzflüge statt. Das sei ein absolutes Highlight für jeden Züchter; schließlich könne er hier seine Mühen mit denen anderer Züchter messen und den Erfolg direkt beurteilen.