In kunstinteressierten Kreisen sind die Stickereien und Applikationen von Brigitte Bretschneider nicht unbekannt. Mit öffentlichen Auftritten hielt sich die Meißner Künstlerin jedoch Zeit ihres Lebens zurück. Nun holt das Stadtmuseum in Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde St. Afra im Rahmen des Meißner Kultursommers ihr Andenken wieder ins Gedächtnis. Das teilte die Stadtverwaltung mit.
Aus Anlass des 100. Geburtstages der Künstlerin ist vom 5. August bis zum 12. Oktober 2025 in der Frauenkirche Meißen die Ausstellung "...es wurde mir geschenkt" mit etwa 30 textilen Werken und Zeichnungen aus ihrem Schaffen zu sehen.
Brigitte Bretschneiders Nachlass mit rund 300 weiteren Werken, persönlichen Dokumenten, Werkzeugen und Ähnlichem wurde im vergangenen Jahr in die Sammlung des Meißner Stadtmuseums aufgenommen und wird gerade erfasst. Für die aktuelle Ausstellung hat das Museum Teile des Gesamtwerks aus allen Schaffensperioden der Künstlerin ausgewählt und an die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde St. Afra Meißen verliehen. Die Schau entstand unter der Mitarbeit ehemaliger Freunde und Weggefährten Bretschneiders wie Jens Reinheckel oder Nichte Sabine Perthus sowie weiterer interessierter Meißner Bürgerinnen und Bürger.
Nach einer Schenkung an die Städtische Galerie Dresden war 2017 war erstmals ein Teil von Brigitte Bretschneiders Arbeiten im Landhaus Dresden zu sehen. Bis dahin wurden ihre Werke vor allem in kirchlichen Räumen gezeigt. Ihre eindrücklichen Kompositionen mit Nadel, Faden und Stoff sind sorgfältig komponiert und ausgeführt mit vielfältigen, kunstvoll angeordneten Details.
Seit 1946 fertigte die 2023 verstorbene Künstlerin unermüdlich textile Kostbarkeiten, aber auch Zeichnungen. Ihre gestickte und genähte Malerei entstand in intensiver und langwieriger Handarbeit. Pflanzen, Tiere, Menschen bevölkern ihre Bilder ebenso wie Engel und höhere Wesen. Aus ihren Werken spricht ein tiefer Glaube und die damit verbundene Ehrfurcht vor der Schöpfung. In ihren frühen, eher dunklen Arbeiten hat Brigitte Bretschneider auch ein Gefühl des Verlorenseins und der Angst verarbeitet.
Brigitte Bretschneider wurde 1925 geboren. Als Tochter eines Meißner Tapeziermeisters und Dekorateurs war sie mit textilem Schaffen von klein auf vertraut. 1941 bis 1944 besuchte sie die Dresdner Staatliche Meisterschule des deutschen Handwerks in der Abteilung für textiles Kunsthandwerk, wo sie ihr Talent weiterentwickeln konnte.
Unterbrochen durch den Krieg führte sie erst 1947 an der neu eröffneten Hochschule für Werkkunst ihr Studium fort. Ende der 1940er Jahre sah sie sich jedoch verpflichtet, in das elterliche Geschäft einzusteigen und erlernte damit auch dieses Handwerk. 1962 legte sie die Meisterprüfung als Dekorateurin und Tapeziererin ab. Nach dem Tode des Vaters leitete sie den Betrieb bis 1992.