Hoch empor ragt der stählerne Zylinder unweit der Faultürme. Damian Fitula steigt die Treppe empor, die aufs Dach des neuen zweiten Gasspeichers führt. Der Diplom-Elektroingenieur von der Dohnaer Firma Elektrotechnik und Automatisierung prüft dort, ob einer der Sensoren auf dem Gasspeicher ordentlich angebaut und angeschlossen ist. „Er schlägt an, wenn der Gasspeicher zu voll ist“, erklärt der 36-jährige Fachmann. Sein Unternehmen hat die Elektrotechnik für den Gasspeicher geplant und überwacht die Montage. Deshalb ist er in der jetzigen Endphase des Baus fast wöchentlich vor Ort, um die installieren Anlagen zu überprüfen und anfallende Probleme zu klären.

Elektroingenieur Damian Fitula prüft gerade diesen Sensor auf dem Dach des neuen Behälters, der 5.000 Kubikmeter Klärgas fasst. Aus dem wird in Blockheizkraftwerken Strom und Wärme erzeugt.
Der zweite Gasspeicher ist der Auftakt für den Ausbau des Klärwerks Kaditz in großem Stil. In den nächsten Jahren wird es zur Großbaustelle. Denn Dresdens Abwassersystem muss ausgebaut werden, um es für die kommenden Jahrzehnte zukunftssicher zu gestalten. Das ist dringend nötig. Einerseits soll die Dresdner Bevölkerung wachsen. Zum anderen wird sich die Menge des Industrieabwassers mehr als verdoppeln. Denn die Halbleiter-Industrie wächst rasant. Außerdem ergeben sich aus der neuen kommunalen Abwasserrichtlinien verschärfte Anforderungen.
Durch die steigende Abwassermenge entsteht immer mehr Klärschlamm. Zudem werden mehr Fremdschlämme von anderen Firmen angenommen. Deshalb ist auch der zweite, ebenfalls 5.000 Kubikmeter fassende Gasspeicher nötig. „Mit dem zweiten Gasspeicher werden wir die Kapazität verdoppeln, sodass wir eine bessere Betriebsflexibilität und Betriebssicherheit gewährleisten können. Außerdem steigern wir so das Puffervermögen“, erläutert der Projektleiter Stephan D. Anjos Hildebrandt, der als Projektleiter der Stadtentwässerung für den Bau zuständig ist. Schließlich werden schon jetzt in den beiden Faultürmen aus dem Klärschlamm rund 22.000 Kubikmeter Klärgas täglich erzeugt.
Mit den drei Blockheizkraftwerken werden jährlich über 17 Millionen Kilowattstunden grüner Strom erzeugt, der den Bedarf des Klärwerks zu rund 85 Prozent deckt. Mit der dabei entstehenden Abwärme werden Gebäude beheizt.
„Im September vergangenen Jahres hatte der Bau des Gasspeichers begonnen“, sagt Stephan D. Anjos Hildebrandt. Ende 2024 war die Bodenplatte, die den Durchmesser von 23 Metern hat, fertig. So konnten Spezialisten im März mit der Montage des 16 Meter hohen Speichers beginnen. Insgesamt hat die Stadtentwässerung fünf Unternehmen beauftragt, von denen die meisten aus der Region stammen.
Die Elemente der Behälterhülle bestehen überwiegend aus sechs Meter langen und 1,5 Meter hohen Stahlteilen und wurden vor Ort verschweißt. Anfang August war der Zylinder fertig montiert, sodass die Lackierer loslegen konnten. Bereits zuvor wurden im Juli neue Edelstahlleitungen im Verteilerschacht an den Speicher angeschlossen. Der Speicher hat mittlerweile zwei Anstriche im Spritzverfahren erhalten, sodass er innen und außen vor Korrosion geschützt ist. „Der graue Farbton ist genauso wie beim alten Gasspeicher von 2012“, erklärt der Projektleiter. Nur dass beim älteren Nachbarn die Farbe schon etwas ausgeblichen ist.
Aufgebaut wurde zudem eine neue Gastrocknungsanlage. Sie ist nötig, damit das Biogas entfeuchtet wird, sodass es bei der Verbrennung in den BHKWs keine Schäden hinterlässt. „Die zweite Gastrocknung haben wir Mitte September in Betrieb genommen“, sagt der Projektleiter.
Derzeit erfolgt die Vorbereitung für die Inbetriebnahme und den anschließenden Probebetrieb, was demnächst geschehen soll. Sobald der neue Speicher seinen Probebetrieb erfolgreich abgeschlossen hat, wird der alte Gasspeicher zum Jahresende außer Betrieb genommen. Dann können Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ausgeführt werden. Geplant ist auch, zusätzliche Messtechnik zu installieren, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Die letzten Arbeiten bis hin zur Wiederherstellung des Außengeländes sollen bis März 2026 abgeschlossen werden.
Für den Bau des Gasspeichers sind rund 3,3 Millionen Euro geplant. „Wenn alles gut läuft, wird es dabeibleiben“, sagt der 36-jährige Ingenieur für Wasserwirtschaft, der seit einem Jahr bei der Stadtentwässerung arbeitet. „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung der Baufirmen. Mit ihnen habe ich sehr gut zusammengearbeitet.“
Text: Peter Hilbert