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Ostdeutsche: politische Interessen eher in Bürgerbewegungen

dpa / Michael Kappeler
dpa / Michael Kappeler

Die Menschen in Ostdeutschland nutzen einer neuen Untersuchung zufolge andere Möglichkeiten zur politischen Teilhabe als in Westdeutschland. Wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht im Auftrag des Wirtschaftsministeriums des Bundes in Berlin hervorgeht, artikulierten die Ostdeutschen ihre politischen Interessen eher in Bürgerbewegungen, auf Plattformen oder auf der Straße. Institutionen, die politische Ansichten bündelten, wie Parteien, Gewerkschaften, Verbände oder Kirchen, sind dem Bericht zufolge im Osten schwächer aufgestellt. Das Interesse an Politik allgemein ist demnach jedoch in Ost- und Westdeutschland auf gleich hohem Niveau.

«Die Studie hat Ergebnisse gezeigt, die geahnt, aber bislang nicht wissenschaftlich bewiesen wurden», sagte der Politologe Everhard Holtmann vom Zentrum für Sozialforschung Halle in Halle. Ein wichtiger Befund darüber hinaus war, dass ein beträchtlicher Teil der Wähler - in Ostdeutschland mehr als in Westdeutschland - nicht zur Wahl gehe, um politisch mitzuwirken, sondern um Protest zu üben, sagte Holtmann, der an der Studie beteiligt war.

«Protest und unkonventionelle Beteiligungsformate können auch belebend für die Demokratie sein, weil sie dazu beitragen, Defizite aufzuzeigen und zu thematisieren», sagte der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Länder, Christian Hirte, zu den Ergebnissen des Berichts. Demokratie lebe von der politischen Mitgestaltung aller Menschen. Die friedliche Revolution in der DDR sei hierfür ein eindrucksvoller Beleg, so Hirte. Wahlen blieben dennoch die wichtigste Ausdrucksform.

Der Forschungsbericht «Politische Partizipation in Ostdeutschland» wurde vom Zentrum für Sozialforschung Halle an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle und der Gesellschaft für Markt und Sozialforschung Weimar erstellt. Es handelt sich um ein Projekt des Arbeitsstabs Angelegenheiten der neuen Bundesländer. Insegsamt wurden rund 5400 Menschen aus ganz Deutschland befragt.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Michael Kappeler