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Der Retter des Meißner Kornhauses: Im Herbst fallen die Gerüste

Tom Lauerwald vor dem Kornhaus: das Dach ist bald fertig. Foto: Ulf Mallek
Tom Lauerwald vor dem Kornhaus: das Dach ist bald fertig. Foto: Ulf Mallek

Tom Lauerwald und seine Hornsche Stiftung kommen mit dem Kornhaus besser voran als gedacht. Demnächst ist das Dach fertig. Bald ziehen die ersten Mieter ein.

Bauarbeiter laufen hin und her. Fahrzeuge kommen und bringen neues Material. Ein Zaun sperrt den Zugang zum Meißner Kornhaus neben der Albrechtsburg ab. Touristen stehen neugierig davor und machen ihre Fotos. Den Wanderweg rings um die Burg, am neogotischen Kornhaus vorbei, dürfen sie erst einmal nicht mehr nutzen. Er ist gesperrt. Denn auch an der Rückseite steht ein riesiges Gerüst - und die Bauarbeiter haben schon teilweise den Unterputz aufgebracht. Das historische Gebäude aus dem Jahr 1494 ist jetzt eine Großbaustelle.

Die meiste Fläche auf dem 2.000-Quadratmeter-Dach des Kornhauses ist schon leuchtend rot eingedeckt. Ende Juni, sagt Tom Lauerwald, ist das Dach dann fertig. Tom Lauerwald mit tiefschwarzer Brille, schwarzer Jacke und Hose und im Kontrast dazu einem grauen Bart wirkt zufrieden. Es geht besser voran als erwartet. Ende 2023 hat er als Verwalter der Meißner Otto-und-Emma-Horn-Stiftung das Gebäude für knapp eine Million Euro gekauft. Ohne Kredit. Damit beendet er mit dieser mutigen Aktion eine jahrelange quälende Diskussion in der Stadt. Sie erweiterte sich plötzlich sogar auf ganz Deutschland, als die AfD mal den Gedanken laut äußerte, dort ein Schulungszentrum für die Partei einzurichten. Der Aufschrei war groß, doch weder die Stadt Meißen, noch der Freistaat als Eigentümer der Albrechtsburg oder prominente Personen um Roland Kaiser und den Wettermoderator Jörg Kachelmann vermochten es, das vom Verfall bedrohte Gebäude zu retten. Das gelang aber einem Meißner Stiftungsverwalter namens Tom Lauerwald, der diesen Plan für sich allein beschlossen hat. Weil er es kann.


Er freut sich, dass es so gut voran geht. Vielleicht hat er auch Glück mit den Handwerkern, die sich als ausgesprochene Profis erwiesen. Natürlich ist er auch dankbar für reichlich Fördergeld, das vom Freistaat und der Deutschen Stiftung Denkmalpflege in seine Kasse floss. Die Summen ermöglichten es ihm, ohne Kredite weiterzuarbeiten, bis das Dach gedeckt und die denkmalgherecht Außenhülle saniert ist. Das soll bereits im Herbst geschehen sein. "Im Herbst fallen die Gerüste", sagt Lauerwald. Spätestens im November soll die Farbe, ein spezieller Ockerton, an der Fassade aufgebracht sein. Das muss vor dem ersten Frost geschehen sein, insofern drückt die Zeit. Für einzelne Sandsteinarbeiten an den Eingangstoren oder den Fenstern könne man sich mehr Zeit lassen. Das dränge nicht so sehr.

Alles bar bezahlt

Bis hierhin kann Lauerwalds Stiftung dank der Fördergelder, Spenden und eigener Mittel den Bau ohne Kredite bezahlen. 2,5 Millionen Euro etwa wird die Sanierung von Dach und Fassade kosten. Doch jetzt verhandelt Lauerwald mit der Sparkasse Meißen über ein gefördertes Darlehen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Damit sollen 13 Wohnungen in den oberen beiden Etagen und einer weiteren halben Etage eingerichtet werden. Sie sind zwischen 60 und 90 Quadratmeter groß, eine sogar 150 Quadratmeter. Sie sollen vermietet werden. Lauerwald hofft auf Einnahmen zwischen 8,50 und 9 Euro pro Quadratmeter. Ein Fahrstuhl wird noch eingebaut, um auch älteren Leuten den Einzug zu ermöglichen. Die gesamte vermietete Fläche wird etwa 1.000 Quadratmeter betragen. "Wirtschaftlich ist diese Variante mit den vermieteten Wohnungen am sinnvollsten", sagt Lauerwald. "Mit den Mieteinnahmen können wir die Kredite finanzieren."

Balkons werden die Wohnungen nicht haben, dafür aber einen traumhaften Blick ins Grüne oder direkt auf dem Burgberg. "Die eine große Wohnung hat sogar alle beiden Blickrichtungen", so Lauerwald. Ein Anschluss ans Fernwärmenetz ist auf dem Burgberg nicht möglich. Es gibt eine Gasheizung.

Die restliche Flächen, vor allem der neogotische Pferdestall und das große Kellergeschoss, werden erst nach den Wohnungen ausgebaut. Hier steht die genaue Nutzung noch nicht fest. Vermutlich werden diese Flächen vor allem für Feiern, Konferenzen und Events vermietet. 

Eine Lesung auf dem Dachboden

Der Dachboden mit noch vielen originalen Dachsparren aus dem 15. Jahrhundert soll als Kaltdach nicht direkt ausgebaut werden. Dennoch gibt es schon einer erste Nutzungsidee: Die Dachdecker-Innung möchte hier eine Ziegelaustellung präsentieren. Der Röhrsdorfer Dachdecker Achim Wünsche hatte sie über viele Jahre aufgebaut. Lauerwald könnte sich hier oben auch eine Lesung zum Literaturfest Meißen im nächsten Jahr vorstellen.

Alles in allem wird die Sanierung des Kornhauses nicht 18 Millionen oder 9 Millionen Euro kosten, wie zuvor kolportiert wurde, sondern vielleicht 5,5 Millionen. Das Gebäude wird sich wirtschaftlich rechnen und nicht 2029 fertig werdent, sondern schon viel eher.  Und es wird sich, wie Architekt Knut Hauswald sagt, als der fehlende und wieder existente Baustein zur Wiege Sachsens präsentieren.

Ursprünglich war das Kornhaus Eigentum der Stadt Meißen. Im Jahr 2006 wurde es für 500.000 Euro an die italienische Firma Mercurio verkauft. Sie wollte daraus ein Luxushotel mit 48 Zimmern machen. Der Plan scheiterte. Zum Glück. Der neue ist ein viel besserer. Und er wird gelingen.

Autor: Ulf Mallek

 

Unterstützt von:

Privatbrauerei Schwerter Meißen GmbH