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Scholz: Hinter Buchdeckel mehr Überraschung als im Netz

Bundeskanzler Olaf Scholz spricht bei der offiziellen Veranstaltung zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse im Gewandhaus. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz spricht bei der offiziellen Veranstaltung zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse im Gewandhaus. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich als Leseratte geoutet. «Uns alle – und da schließe ich mich ein – verbindet die Liebe zum Lesen», sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend zur Eröffnung der Buchmesse in Leipzig. «Ob als Kind abends vor dem Einschlafen, als junger Politiker im Zug zwischen Hamburg und Bonn, oder jetzt, wann immer es meine Zeit erlaubt – seit ich denken kann begleiten mich Bücher durch mein Leben.»

Er sei genauso wenig auf ein bestimmtes Genre festgelegt wie die Messe: Wissenschaft oder Gesellschaft, Abenteuer oder Krimi, Sachbuch oder Roman. «Wenn man es zulässt, dann wartet hinter dem Buchdeckel die Überraschung, die uns im Netz oft abhandenkommt, weil uns Algorithmen dort vor allem das zeigen, was wir sowieso gut finden, oder gut finden sollen.» Wer es zulasse, finde überall etwas Interessantes, Spannendes oder Berührendes.

Wer lese, lasse andere Perspektiven als die eigene zu, nehme persönlich Anteil an Entwicklungen, so Scholz. Mit jedem Kapitel, mit jeder neuen Seite könnten Gegensätze überwunden werden, die im Alltag unüberbrückbar erschienen. «Lesen ist deswegen der tägliche Beweis, dass wir uns trotz unserer Unterschiede verstehen können, dass unsere Gesellschaften, in Deutschland, in Europa mitnichten dazu verdammt sind, auseinanderzudriften.» 

Scholz appellierte: «Folgen wir denen nicht, die uns spalten wollen, die ganzen Gruppen in diesem Land die Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft absprechen wollen. Glauben wir niemals denen, deren Antworten am Ende auf Intoleranz, Ausgrenzung und Hass hinauslaufen.» Dies würde das Land «nicht nur moralisch, sondern auch wirtschaftlich ruinieren».

Die Rede wurde zu Beginn mehrfach von Demonstranten unterbrochen. Mehrere im Gewandhaus verteilte Aktivisten riefen laut in die Ansprache hinein. Weite Teile des Protestes wurden von anhaltendem Beifall des Publikums übertönt. «Uns alle führt hier in Leipzig die Macht des Wortes zusammen - nicht des Geschreis», sagte Scholz begleitet von Applaus. Nach einigen Minuten konnte er seine Eröffnungsrede fortsetzen.   

Die Leipziger Buchmesse - nach Frankfurt die wichtigste deutsche Literaturschau - läuft von Donnerstag bis Sonntag. 2085 Aussteller aus 40 Ländern präsentieren ihre Bücher und Neuerscheinungen. Nach einem positiven Vorverkauf wird mit einem Plus bei den Besucherzahlen gerechnet, im vergangenen Jahr kamen 274.000 Menschen.

Als Gastland präsentieren sich in diesem Jahr die Niederlande und Flandern als gemeinsamer Sprach- und Kulturraum unter dem Motto «Alles außer flach». Geplant sind rund 100 Veranstaltungen mit 41 Autorinnen und Autoren.

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