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Umgebindehäuser in Sachsen weiter verbreitet als bekannt

Umgebindehäuser gelten als besonders typisch für die Oberlausitz. (Archivbild) / Foto: Matthias Rietschel/dpa-Zentralbild/dpa
Umgebindehäuser gelten als besonders typisch für die Oberlausitz. (Archivbild) / Foto: Matthias Rietschel/dpa-Zentralbild/dpa

Das Dreiländereck zwischen Polen, Tschechien und Deutschland prägen vielerorts besondere Fachwerkhäuser. Neue Forschungen führen immer wieder zu überraschenden Entdeckungen.

Umgebindehäuser sind in Sachsen weiter verbreitet als bekannt. Die Häuser gelten zwar als besonders typisch für die Oberlausitz. Doch auch in anderen Teilen Sachsens seien inzwischen vereinzelt Zeugnisse der speziellen Fachwerkbauweise entdeckt worden, heißt es von der Stiftung Umgebindehaus. «Ihr Verbreitungsgebiet war einst viel größer», sagte Geschäftsstellenleiter Arnd Matthes. «Es reichte bis ins Vogtland und in den Leipziger Raum.» 

Eine Exkursion zu westsächsischen Umgebindehäusern startet an diesem Sonntag (25. Mai) in Groitzsch südlich von Leipzig. Die Tour gehört zum Programm beim Tag des offenen Umgebindehauses, der alljährlich grenzüberschreitend veranstaltet wird. 

Tausende Umgebindehäuser in der Oberlausitz

Nach Stiftungsangaben können rund 90 Objekte zum diesjährigen Aktionstag besichtigt werden, darunter allein 45 in Polen. In Tschechien seien bereits am Samstag mehr als 30 Gebäude geöffnet. Schätzungen zufolge sollen in der Oberlausitz, der Sächsischen Schweiz, in Nordböhmen und Niederschlesien noch insgesamt rund 19.000 Umgebindehäuser existieren. Typisch für diese Bauten ist eine Konstruktion aus Holzbögen, die das Obergeschoss und das Dach trägt. Es wird vermutet, dass slawische Blockbauweise und deutscher Fachwerkbau dafür einst verbunden wurden. 

Die Zahl der Umgebindehäuser im Osten Sachsens beziffert Matthes auf rund 7.500. Etwa 6.000 davon stünden unter Denkmalschutz. Einen sehr dichten Bestand an Gebäuden dieser besonderen Bauart wiesen Orte wie Obercunnersdorf oder Großschönau (beide Landkreis Görlitz) auf. Durch die Bauforschung hätten sich in den zurückliegenden Jahren neue und überraschende Erkenntnisse ergeben, gerade was das Alter der Häuser betreffe. «Es gibt mehr Umgebindehäuser aus dem 17. Jahrhundert als bisher angenommen», sagte Matthes. 

Neues Leben für alte Mauern

Manche seien demnach sogar deutlich älter als 400 Jahre. Auf 1547 etwa wird die Entstehung eines Hauses datiert, das in Eckardtsberg bei Zittau stand. Sorgsam abgebaut und derzeit eingelagert, soll es neben dem Sitz der Stiftung in Neugersdorf wieder aufgebaut werden. Am Nutzungskonzept werde gearbeitet.

«Wir sind froh über jedes gerettete Objekt», erklärte Matthes. In Wilthen werde gerade ein Umgebindehaus aus dem 18. Jahrhundert zum Kultur- und Begegnungszentrum ausgebaut. Auch die Touristeninformation der Stadt soll darin künftig ihr Domizil bekommen. Das Gebäude an einer belebten Kreuzung im Ortszentrum habe lange leer gestanden. Ein privater Investor hätte sich nicht dafür gefunden. Überhaupt blieben verwaiste Objekte an Hauptstraßen meist «Ladenhüter». 

Hohe Sanierungskosten 

15 Fachwerkhäuser, darunter ein Objekt im Vogtland, sind derzeit in der stiftungseigenen Immobilienbörse gelistet. Allerdings blieben Nachfragen seit geraumer Zeit aus. «Da bewegt sich im Moment nichts», bedauerte der Geschäftsstellenleiter. Viele würden gern etwas kaufen, doch die Sanierungskosten seien explodiert, was Interessenten schlichtweg abschrecke. 

Seit ihrer Gründung 2004 hat die Stiftung 168 Förderanträge für Reparaturen und restauratorische Arbeiten an Umgebindehäusern bewilligt. Zwei bis drei Objekte pro Jahr profitierten laut Matthes davon. Die Beträge in Höhe von jeweils 2.000 bis 3.000 Euro stammten demnach aus Zinserträgen der Stiftung.

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