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Hunde für Ausbruch der Schweinepest geschult

René Wiese hält ein Stück Wildschwein, das sein Hund Otto beim Training im Wald gefunden hat. Foto: Oliver Dietze/dpa
René Wiese hält ein Stück Wildschwein, das sein Hund Otto beim Training im Wald gefunden hat. Foto: Oliver Dietze/dpa

Der Jagdhund sucht in großen Runden ein Waldstück ab. «Such, Otto, such!», ruft ihm sein Herrchen René Wiese zu. Plötzlich stoppt der hellbraune Mischling und setzt sich: Vor ihm liegt ein Stück totes Wildschwein im Laub. «Fein!», lobt Berufsjäger Wiese. Otto ist ein besonderer Suchhund: Er ist einer der ersten sechs Hunde in Deutschland, die im Saarland zum geprüften Wildschweinkadaver-Suchhund ausgebildet wurden. Wenn dort die Afrikanische Schweinepest (ASP) ausbrechen sollte, sollen die Hunde tote Schwarzkittel im Wald aufspüren helfen.

«Das schnelle Entfernen des Kadavers wird dann total wichtig sein, weil er ein unglaublicher Infektionsherd ist», erklärt Wiese bei einer Übung mit den Hunden in Wadgassen-Friedrichweiler. Amtstierärztin Elisabeth Groß von der obersten Jagdbehörde sagt: «Das wird der Knackpunkt bei der Bekämpfung der ASP sein.» Im Umkreis des toten Tieres müsse die Gegend umfassend desinfiziert werden. «Es ist ein hochvirales Virus, das sehr beständig ist.»

Für Wild- und Hausschweine ist die Infektion meist tödlich, für Menschen ist der Erreger ungefährlich. Am schlimmsten grassiert die Afrikanische Schweinepest derzeit in Asien und Osteuropa. In Deutschland ist anders als etwa in Polen und Belgien noch kein ASP-Fall bekannt. Ein Ausbruch hätte massive wirtschaftliche Folgen für Schweinehalter: Ab dem ersten Nachweis bei einem Wild- oder Hausschwein in Deutschland ist der Export in Länder außerhalb der EU nicht mehr möglich.

Die Behörden der Bundesländer bereiten sich seit längerem mit verschiedenen Maßnahmen auf einen möglichen ASP-Ausbruch vor. Eine spezielle Ausbildung für Kadaver-Suchhunde gebe es bisher nur im Saarland, sagt der Leiter des Referates Waldwirtschaft und Jagd im saarländischen Umweltministerium, Hubertus Lehnhausen. Er hatte die Idee für das Projekt. «Weil man die Schweine nicht mit Menschenketten suchen kann, wenn die Schweinepest ausbricht.»

Menschen übersehen Kadaver beim Absuchen eines großen Geländes leicht. Zudem birgt das Durchlaufen eines Sperrgebietes das Risiko einer weiteren Verbreitung der Seuche - weil das Virus mit dem Schmutz in Schuh- oder Autoreifenprofilen verschleppt werden kann. Zudem würden bereits infizierte Wildschweine aufgescheucht und in andere Gegenden getrieben, erklärt Expertin Groß.

Die nächste Prüfung für Kadaver-Suchhunde im Saarland ist noch vor Weihnachten angesetzt. «Wir wollen künftig noch weitere Hunde dafür ausbilden», kündigt Umweltminister Reinhold Jost (SPD) an. Den Lehrgang hat das Ministerium als oberste Jagdbehörde mit der Vereinigung der Saar-Jäger und einer privaten Hundeschule erarbeitet. Nach vorbereitendem Training geht es dabei ins Gelände.

«Wir haben von den Wildschweinen Ohren, Beine, Schwarten und dann selbstgebaute Dummies mit verwesendem Fleisch ausgelegt und suchen lassen», erzählt Groß. Ihr Jack Russell Terrier ist gerade fündig geworden und bellt. Er trägt ein GPS-Gerät - über ein Display lässt sich so nachvollziehen, wo der Hund gesucht hat. «Das ist wichtig, damit kein Bereich übersehen wird», erklärt Lehnhausen.

«Das Modell könnte bundesweit Schule machen», ist Groß überzeugt. Wiese sagt, es gebe schon etliche Anfragen aus anderen Bundesländern. Man merke: «Wir haben Neuland betreten.»

Der sächsische Landesjagdverband hat über eine ähnliche Ausbildung von Hunden bereits nachgedacht. Die Suche nach Kadavern sei für normal ausgebildete Fährtenhunde nicht einfach, sagte der Vizepräsident des sächsischen Landesjagdverbandes, Thomas Markert. Allerdings müsse man bedenken, dass die Wildschweinkadaver-Suchhunde wegen einer möglichen Kontamination mit dem Virus dann nicht mehr für andere Jagdzwecke eingesetzt werden könnten. «Das macht die ganze Sache schwierig».

Das sächsische Verbraucherschutzministerium sieht unterdessen keine Notwendigkeit, spezielle «Kadaversuchhunde» auszubilden. Generell sollte jeder in der «Nachsuche» geschulte Hund diese Aufgaben erfüllen können, so eine Sprecherin. Diese Hunde werden darauf trainiert, verletztes oder totes Wild zu finden. Die Ausbildung nimmt allerdings einige Zeit in Anspruch, deshalb wird bei den Mitarbeitern des Sachsenforst darum geworben, künftig mehr Hunde auszubilden.

In Sachsen läuft derzeit eine mehrtägige, großangelegte Tierseuchenübung, damit im Ernstfall das Zusammenspiel zwischen Behörden, Kommunen, Landwirten und Jägern klappt. Nach der Aktivierung des Landestierseuchenbekämpfungszentrums und der Einrichtung eines Krisenstabes wurde am Dienstag im Thümmlitzwald (Landkreis Leipzig) das Auffinden, Bergen und Beseitigen toter Wildschweine trainiert.

Dafür kamen auch mehrere Hunde zum Einsatz - nach Angabe des Landkreises mehrere Schweißhunde, die verletztes oder totes Wild aufspüren können. Mit Erfolg: «Die Hunde haben drei versteckte Wildschweine gefunden», so Brigitte Laux vom Landratsamt. Noch bis Donnerstag läuft in Sachsen die Tierseuchenübung, unter anderem wird die Tötung eines infizierten Hausschweinebestandes ‎simuliert sowie das Aufbauen von speziellen Elektrozäunen trainiert.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: René Wiese hält ein Stück Wildschwein, das sein Hund Otto beim Training im Wald gefunden hat. Foto: Oliver Dietze/dpa

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