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Steinmeier würdigt «Leuchtturm Jena» und mahnt Optimismus an

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Zeiss AG. / Foto: Martin Schutt/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Zeiss AG. / Foto: Martin Schutt/dpa

Bundespräsident Steinmeier ruft angesichts der Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zu mehr demokratischer Auseinandersetzung auf und warnt vor Hass und Gewalt.

Bei einem Besuch in Jena hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Optimismus und Weltoffenheit aufgerufen. «Wir übersehen manchmal, was an Zukunft in diesem Lande besteht und wo an Zukunft gearbeitet wird. Jena ist ein solcher Standort», sagte er am Donnerstag anlässlich der Themenreise «Werkstatt des Wandels» beim Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF und bei Carl Zeiss. Mit der Reise wolle er zeigen, wo in Deutschland aus Umbrüchen Chancen gemacht würden. «Und wer solche Orte sucht, der kommt eigentlich an Jena nicht vorbei.»

Die Universitätsstadt und ihre optische Industrie seien ein «Leuchtturm» und hätten weltweite Strahlkraft, sagte Steinmeier. «Das geht auch deshalb, weil Thüringen, weil Jena ein weltoffener Standort geworden und geblieben ist», sagte er weiter. Das sei Voraussetzung dafür, dass die internationale Vernetzung gewährleistet bleibe, die leistungsstarke Forschung brauche.

Ramelow: Alltagsrassismus ist größte Gefahr

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mahnte, in Thüringen müsse man aufpassen, dass man sich nicht mit Rassismus das Land kaputt machen lasse. Wenn es heiße, Menschen seien nicht willkommen oder sollten wegen ihrer Abstammung das Land verlassen, «dann zerstören wir die Grundlagen dieses Landes». Das sei kein Statement, das nur in eine politische Richtung gehe. «Dieser Alltagsrassismus ist die größte Gefahr, mit der wir uns auseinandersetzen.»

Steinmeier und Ramelow besuchten am Donnerstag unter anderem Labore am Fraunhofer IOF. Es ging um supersichere Kommunikationsnetze, die auf Quantentechnik basieren, oder um die Erdbeobachtung aus dem Weltraum mittels speziell hergestellter Spiegel. Bei Carl Zeiss ging es unter anderem um ein 3D-Mikroskop, das auch für die Krebsforschung eingesetzt wird. Ramelow betonte zudem, dass der überwiegende Teil der weltweit hergestellten Mikrochips mit Zeiss-Optiken hergestellt werde.

Auch über Erfolge reden

Beide betonten, dass es wichtig sei, auch über die Erfolge in Regionen wie Thüringen zu reden. «Viele der Produkte, die wir haben, sind unseren Leuten unbekannt», sagte Ramelow in einer Gesprächsrunde mit Vertretern von Wirtschaft und Wissenschaft. Als Beispiel nannte er die Herstellung der «Prinzenrolle» des Keksherstellers Griesson - de Beukelaer in Ostthüringen. Die Inhaber von Unternehmen sollten ihren Beschäftigten auch sagen, wie wichtig Thüringen in der Wertschöpfung sei, forderte Ramelow.

«Wir müssen uns, glaube ich, wieder besinnen auf die eigenen Stärken, die wir haben», sagte Steinmeier. Deutschland habe eine breite Forschungslandschaft, innovative Unternehmen und eine gut ausgebildete Facharbeiterschaft. Fragen danach, wie sich der Wohlstand erhalten lasse oder wie der Weg in eine klimaneutrale Zukunft aussehe, ließen sich nur mit Zuversicht beantworten und nicht mit einem «Pessimismus, der uns lähmt».

«Das Wetter ist so mies wie die Stimmung im Lande», sagte er mit Blick auf regnerisches Wetter am Vormittag. Viele Menschen beteiligten sich daran, die Situation schlechter zu reden als sie sei und «das Land in den Abgrund zu reden». Es gebe Krisen und Krieg in der Nachbarschaft mit Folgen für Verbraucher und Industrie. Und es gebe Uneinigkeit in der Politik, was sich die Menschen mitunter auch anders wünschten.

«Sollten nicht wie das Kaninchen auf die Schlange schauen»

Angesichts der anstehenden Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg und den starken Umfragewerten der AfD in den drei Ländern sagte Steinmeier: «Ich glaube, wir sollten nicht wie das Kaninchen auf die Schlange schauen. Sondern wir sollten in der Tat die demokratische Auseinandersetzung führen.» Umfragen seien nicht Wahlen, und es sei ratsam, nicht im Vorfeld schon Sieger zu erklären. Die Auseinandersetzung finde noch statt.

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