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Weniger Schnee im Winter: Alternativen zu Skitourismus

Ein Wintersportler sitzt in der Gondel eines Liftes auf dem Fichtelberg. / Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Ein Wintersportler sitzt in der Gondel eines Liftes auf dem Fichtelberg. / Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Ob Langlauf oder Ski alpin - Wintersportler sind in Sachsen in der zurückliegenden Saison wieder vielerorts auf ihre Kosten gekommen. Doch Experten zufolge trifft der Klimawandel schon jetzt auch die hiesigen Mittelgebirge. Die Tourismusbranche in den Wintersportorten sucht daher händeringend nach Alternativen zum Skitourismus. «Wir müssen uns saisonunabhängig aufstellen», betonte Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) beim Frühjahrsgipfel Tourismus am Donnerstag in Oberwiesenthal. Es gelte, die Wintersportorte als Ganzjahres-Reiseziele zu positionieren und Gästen bei allen Wetterlagen tolle Erlebnisse zu bieten.

Eine Untersuchung des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zeigt, dass die Schneesicherheit in den 28 Skigebieten Sachsens in den vergangenen Jahrzehnten bereits abgenommen hat. Es werde zwar weiter schneereiche Winter geben, doch würden die seltener, erklärte Florian Kerl zu den Ergebnissen der Studie. Das liege nicht an weniger Niederschlägen, sondern an steigenden Temperaturen. So würden Frosttage seltener und auch künstliche Beschneiung in den Skigebieten in Zukunft häufiger unwirtschaftlich.

Wie ein Umsteuern aussehen kann, zeigt St. Corona am Wechsel in Niederösterreich. Dort wurde vor Jahren entschieden, auf ganzjährigen Outdoor-Tourismus für Familien zu setzen. Entstanden ist eine Erlebnis-Arena mit Motorikpark, Sommerrodelbahn, Trail-Park für Mountainbiker und Angebote für Themenwanderungen, wie Geschäftsführer Karl Morgenbesser berichtete. Offensichtlich mit Erfolg. So seien die bisherigen Investitionen von rund 10 Millionen Euro geringer als für die zunächst angedachte Ertüchtigung des Skigebiets. Andererseits stiegen die Besucherzahlen seit Jahren deutlich, hieß es.

«Der Wintertourismus darf nicht aufs Abstellgleis gestellt werden», warnte Stefan Uhlmann vom Tourismuszentrum «Am Adlerfelsen» in Eibenstock. Ziel müsse sein, ein Ganzjahreskonzept zu leben. Auch die Bürgermeisterin von Schöneck im Vogtland, Isa Suplie, mahnte, dass die Branche den Skitourismus weiter brauche. Um Gäste auch den Rest des Jahres anzulocken, wurde dort schon vor Jahren ein Angebot für Mountainbiker geschaffen. Nun werde das Thema Wandern gestärkt, erklärte Suplie. Dazu gehörten drei Familienwanderwege mit Spielplätzen. Doch seien Investitionen durch die Corona-Pandemie, die den Tourismus besonders heftig getroffen hat, schwieriger geworden. Allein ihrem Ort seien zuletzt 300.000 Euro Kurtaxe weggebrochen.

Vielversprechend klingt für viele Touristiker das Thema Mountainbiking. In Deutschland gebe es rund 16 Millionen Mountainbiker, sagte Tilman Sobek von der sächsischen Mountainbike Koordinierungsstelle. Das Erzgebirge lockt hierbei seit einigen Jahren mit dem «Stoneman Miriquidi» Fahrrad-Enthusiasten, voriges Jahr wurde zudem die Blockline eröffnet - eine 140 Kilometer lange Strecke zwischen Altenberg im Osten und Seiffen im Westen. Neben der großen Runde können Familien das Ganze auch in drei kleineren Touren - Loops genannt - entdecken.

Oberwiesenthal als Gastgeber der Tourismuskonferenz beherbergt Sachsens größtes Skigebiet in mehr als 800 Metern Höhe und zählt in normalen Jahren mehr als 600.000 Übernachtungen. «Unser Kerngeschäft ist die Reisezeit von Dezember bis März», machte Bürgermeister Jens Benedict deutlich. Er will künftig zweigleisig fahren. «Wir wollen unser Skigebiet modernisieren», sagte er. Es würden aber auch weitere Lösungen für den Ganzjahrestourismus gesucht. Als bereits etablierte Beispiele wurden die Flyline sowie Touren mit Monsterrollern genannt.

Tourismusministerin Klepsch erhofft sich von der Konferenz Impulse, um die Wintersport-Regionen fit zu machen für die Zukunft. Die Ideen, um sie im Ganzjahrestourismus zu stärken, müssten aus der Branche und den Orten selbst kommen. Das Land werde die Förderprogramme entsprechend ausrichten und die Akteure vor Ort bei der Umsetzung ihrer Projekte unterstützen, versicherte die Ministerin.

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