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Abschied vom einstigen Honecker-Gastgeber und Pastor

Uwe Holmer, Theologe und Pfarrer, bei einem Spaziergang vor seinem Haus. / Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa
Uwe Holmer, Theologe und Pfarrer, bei einem Spaziergang vor seinem Haus. / Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

In den deutsch-deutschen Wendewirren wussten die einst so mächtigen Honeckers nicht mehr, wo sie hin sollten. Einer nahm sie bei sich und seiner Familie auf: ein Pastor. Der Theologe starb vor wenigen Tagen im hohen Alter und wurde nun beigesetzt.

Hunderte Menschen haben am Freitag bei einer Trauerfeier in Serrahn (Kreis Rostock) Abschied von dem Anfang vergangener Woche gestorbenen Pastor Uwe Holmer genommen. Der evangelische Theologe und Seelsorger wurde bekannt, weil er und seine Familie Anfang der 1990er Jahre den gestürzten DDR-Staatschef Erich Honecker (1912-1994) und seine Frau Margot (1927-2016) für zweieinhalb Monate im Pfarrhaus aufnahmen.

Der Schauspieler und Regisseur Jan Josef Liefers verfilmte die Geschichte. Das ZDF strahlte den 90-minütigen Film «Honecker und der Pastor» im März 2022 aus.

«Deutschlandweit bekannt geworden ist unser Vater durch die Geschichte mit Honecker, keine Frage. Es war eine Geschichte für die Zeitungen», sagte Pastor Markus Holmer, einer der Söhne des Verstorbenen, in seiner rund 30-minütigen Traueransprache. «Wichtig aber für unsere Eltern - und in dem Film von Jan Josef Liefers gut zum Ausdruck gebracht - war es, ihr Christsein authentisch zu leben, und mit dem Leben das weiterzugeben, was Christus uns geschenkt hat: Vergebung und Versöhnung», so Holmer.

Viele Menschen verfolgten die Ansprache über Lautsprecher im Freien, weil die Serrahner Kirche bis auf den letzten Platz besetzt war. Ein Bläserorchester spielte Musik. Anschließend fand die Beerdigung statt.

Als die Honeckers Asyl im Pfarrhaus fanden, leitete der gebürtige Wismarer Uwe Holmer die Hoffnungstaler Anstalten in Lobetal bei Berlin, in denen rund 650 Beschäftigte mehr als 1000 Behinderte, Senioren und Suchtkranke betreuten. Honecker hatte im Oktober 1989 alle Ämter als Staats- und Parteichef verloren und gerade eine Krebsoperation hinter sich. Seine Frau war jahrzehntelang Volksbildungsministerin gewesen und war ihren Posten ebenfalls los. Beide starben später im Exil in Chile.

Die Propstei Rostock hatte in einem Sonderrundschreiben in der vergangenen Woche auf das Wirken des Pastors in der evangelikalen Bewegung hingewiesen, in der Holmer lange Zeit führende Ämter inne hatte. So war er in der DDR ab 1988 Vorsitzender der Evangelistenkonferenz.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands gehörte er zum Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz. Außerdem war er stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Evangelistenkonferenz. Bis zum Ruhestand war er in Serrahn Leiter eines diakonischen Suchtkrankenzentrums. «Wir sind dankbar für Uwe Holmers Leben, Wirken und Mahnen», schrieb der Rostocker Propst Dirk Fey.

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